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Ingenieure in der Mangel

17.10.2014 Ι Die Wirtschaft klagt über Ingenieurmangel. Eigentlich müsste dies super Perspektiven für junge Ingenieure bedeuten. Doch in der Realität sind feste, gut bezahlte Stellen bei Endherstellern schwer zu bekommen. Viele landen bei Entwicklungsdienstleistern für wenig Geld und ohne Sicherheit.

Ingenieurmangel. Dieses Wort geistert durch alle Medien. Die Wirtschaft sucht händeringend nach Ingenieuren, heißt es. Also müssten Ingenieure doch spielend einen gut bezahlten sicheren Job finden.

 

Die Realität sieht anders aus: Zwar sind von den über eine Million Ingenieuren nur 29000 arbeitslos. Doch immer mehr sind nicht mehr direkt bei Industrieunternehmen angestellt, sondern bei Ingenieur- oder Entwicklungsdienstleistern wie Altran, Bertrandt oder EDAG. Die Industriebetriebe gliedern Entwicklungsarbeit an die Dienstleister aus, per Werkvertrag oder Leiharbeit, und halten so ihre Stammbelegschaft möglichst klein.

Die externen Ingenieure arbeiten oft imTeam mit Festbeschäftigten, jedoch häufigmit deutlich weniger Gehalt, längerer Arbeitszeit und ohne Sicherheit.Vor allem junge Ingenieure sind betroffen. Sowie Anja S., die lieber anonym bleiben will. »Ingenieurmangel? Auf das Wort reagiere ich schon allergisch. Die Industrie will einfach die eierlegende Wollmilchsau: Spezialist, super Noten, Berufserfahrung, für möglichst wenig Geld und extern.


Wenn sie den nicht kriegen, reden sie von Ingenieurmangel.«

 

Jobs nur bei Dienstleistern. Im Studium arbeitete Anja S. als Praktikantin und Werkstudentin bei einem großen Endhersteller und schrieb dort vor zwei Jahren auch ihre Abschlussarbeit. Trotz guter Noten fand sie nur einen Job über einen Dienstleister, für 44 000 Euro brutto im Jahr, 20 000 weniger als beim Hersteller. Ihre Mitstudierenden sind meist noch schlechter dran. Den Einstieg direkt bei einem Hersteller hat keiner geschafft. Viele bleiben beim Dienstleister hängen. Jonas R. etwa arbeitet seit dreieinhalb Jahren über einen großen Dienstleister in der Entwicklung eines Autobauers. Auch er will anonym bleiben. Er macht die gleiche Arbeit wie die Festbeschäftigten im Team, verdient aber ein Drittel weniger. Er ist Anfang dreißig. Auch seine Freundin arbeitet als Ingenieurin über einen Dienstleister.

 

»Wir hätten gerne Kinder und ein Haus. Aber das ist ohne Festvertrag nicht drin«, erklärt Jonas R. Der Autobauer könnte ihn innerhalb von zwei Wochen abmelden. Das hieße 1100 Euro weniger im Monat, weil dann der tarifliche Branchenzuschlag der IG Metall für Leiharbeiter wegfällt. Und der Dienstleister könnte ihn innerhalb eines Monats bundesweit versetzen oder ihm kündigen. Jonas sucht zwar ständig nach anderen Stellen. Doch die gibt es fast nur bei Dienstleistern.

 

Besser mit IG Metall-Tarif. Nicht alle Ingenieurdienstleister sind schlecht. Es gibt auch gute, die seit Jahren erfolgreich sind, die Spezialwissen anbieten und selbstständig ganze Systeme entwickeln, mit interessanten, abwechslungsreichen Arbeitsaufgaben. Und die gut bezahlen, mit Tarif und Betriebsrat. Zum Beispiel IAV. Dort gibt es seit 25 Jahren einen IG Metall-Tarifvertrag. Auch MB Tech hat mittlerweile einen Tarif und einen Betriebsrat. Und Beschäftigte bei weiteren Dienstleistern sind gerade dabei, sich mit der IG Metall für Betriebsräte und bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen.

»UnserZiel ist, Arbeitsplätze für Ingenieure und technische Angestellte zu sichern, mit guten Arbeitsbedingungen und tarifgerechter Bezahlung«, erklärt Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Dafür setzen sich auch Betriebsräte bei den Herstellern ein. Der Autobauer, für den Jonas R. arbeitet, hat gerade Hundert Entwickler von Dienstleistern übernommen. Einer seiner Kollegen hat jetzt nach 15 Jahren endlich die feste Stelle.

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