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FiBS-Prognose

In zehn Jahren 100.000 Ausbildungsplätze weniger

15.09.2014 Ι Das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) prognostiziert einen Rückgang von rund 100.000 betrieblichen Ausbildungsverträgen bis 2025. Die Zahl der jungen Menschen, die eine schulische Berufsausbildung aufnehmen, bleibt hingegen stabil. Zwar gewinnt die schulische Berufsausbildung damit an Bedeutung, doch ist die duale Ausbildung weiterhin der größte Bereich des Ausbildungssystems. Auch in den kommenden Jahren werden mehr junge Menschen eine duale Ausbildung als ein Studium aufnehmen, so die Prognose.

»Die duale Ausbildung wird noch stärker unter Druck kommen, wenn die erheblichen Herausforderungen nicht zeitnah von Politik und Wirtschaft angegangen werden. Die Diskussion über die Attraktivität des dualen Systems sollte vom Kopf auf die Füße gestellt und die zugrunde liegenden Analysen müssen differenzierter werden«, meint Dr. Dieter Dohmen, der Direktor des Forschungsinstituts.

Ansprache junger Frauen muss sich verbessern
So zeigt der Blick in die Statistik, dass es nicht die steigenden Abiturientenzahlen sind, die dem dualen System Probleme bereiten, sondern immer weniger Realschüler und Realschülerinnen eine duale Ausbildung beginnen. Sie ergreifen stattdessen eine schulische Berufsausbildung oder streben über das Gymnasium oder andere Wege das (Fach-)Abitur an. Dies gilt insbesondere für junge Frauen mit Realschulabschluss. »Dem dualen System gelingt es einfach nicht, die jungen Frauen besser anzusprechen«, sagt Dohmen. »Hierzu ist nicht nur ein Mentalitätswechsel erforderlich, sondern es müssen unter Umständen auch bestehende Vorschriften, die ihre Einstellung erschweren, geändert werden.«

Leistungsstarke und flexible Unterstützungsinfrastruktur schaffen
Auf der anderen Seite wird zwar sichtbar, dass der Anteil der Hauptschüler und Hauptschülerinnen unter den Auszubildenden zurückgeht. Da aber die Zahl der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss noch stärker gesunken ist, heißt das, dass sich die Übergangschancen dieser Absolventen zuletzt deutlich verbessert haben. Dohmen meint: »Die Unternehmen erkennen zunehmend, dass sie hier mehr tun müssen. Allerdings sind gerade kleine Ausbildungsbetriebe dabei überfordert. Sie können sich nicht permanent darum kümmern, grundlegende Schwächen in Lesen, Schreiben oder Rechnen oder im sozialen Verhalten zu beheben. Hier muss eine leistungsstarke und flexible Unterstützungsinfrastruktur geschaffen werden, die den Unternehmen vor und während der Ausbildung bedarfsgerecht hilft«, so Dohmen.

Unternehmen sind in der Pflicht sich um Auszubildende zu bemühen
Der Bildungsökonom sieht die Unternehmen aber auch in der Pflicht: »Sie müssen sich noch stärker um neue Auszubildende bemühen und um sie werben. Dazu sind wiederum die kleinen Unternehmen kaum in der Lage. Sie sind mit dem Tagesgeschäft meist völlig ausgelastet, und dann bleibt keine Luft mehr, um hier auch noch tätig zu werden. Und ein paar tausend Euro für ein Ausbildungsmarketing, dessen Erfolg unklar ist, ist oft mehr, als die knappen Kassen dieser Firmen verkraften. Also ziehen sie sich notgedrungen zurück.« In Ostdeutschland lässt sich beobachten, dass sich gerade die kleinen und mittleren Unternehmen zunehmend aus dem Ausbildungsgeschehen verabschiedet haben. »Die kleinen Firmen haben bei der dualen Ausbildung einen strukturellen Nachteil, den sie nur schwer überwinden können. Der Aufwand wird von ihnen als so groß empfunden, dass es besser erscheint, auf Auszubildende zu verzichten und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Damit gehen Ausbildungsplätze verloren. Dieser Trend wird sich über kurz oder lang auch in Westdeutschland verschärfen.«

Die Prognosen zu den Studienanfängern und zum Berufsbildungssystem des FiBS werden mit dem vom Forschungsinstitut entwickelten Simulationsmodell EduSim© vorgenommen, das neben den Vorausberechnungen auf Bundes- und Länderebene auch solche nach Fachrichtung oder Kammerbereich zulässt.

http://www.fibs.eu/de/sites/presse/_wgHtml/_wgData/FiBS-Forum_052_Berufsausbildung%20unter%20Druck_140903.pdf

 

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