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Ausbildungsmarkt 2017

Berufliche Bildung muss gestärkt werden

01.08.2017 Ι "Uns geht der Nachwuchs aus" titelte jüngst der DIHK anlässlich der Veröffentlichung seiner Unternehmensbefragung zur Ausbildungssituation. Die Bundesagentur hat nun die tatsächlichen Daten veröffentlicht, es gibt immer noch mehr Ausbildungsinteressierte als Stellen. Allerdings ist die Situation regional sehr unterschiedlich, beispielsweise in Bayern und Thüringen suchen eher die Betriebe, in NRW haben es die Jugendlichen schwer. Anlässlich des heute offiziell beginnenden Ausbildungsjahres warnt der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), Friedrich Hubert Esser: "Trotz anhaltend hoher Beschäftigung und einer neuen Rekordzahl offener Stellen in der Wirtschaft, geht die Zahl der Auszubildenden und der ausbildenden Betriebe, vor allem im kleinbetrieblichen Bereich, weiter zurück. Wir laufen damit Gefahr, den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen."

Passungsprobleme bleiben ein Problem

Der Ausbildungsmarkt entwickelt sich stabil. Von Oktober 2016 bis Juli 2017 meldeten sich 512.000 Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das waren 2.000 mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig wurden ebenfalls 512.000 Ausbildungsstellen gemeldet, 1.000 mehr als vor einem Jahr. Bundesweit zeigen sich damit zwar Ausbildungsstellen- und Bewerberzahl rechnerisch ausgeglichen. Wie in den Vorjahren treten aber Disparitäten zu Tage, die den Ausgleich von Angebot und Nachfrage erheblich erschweren. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz hängen neben Region oder Qualifikation sehr vom Berufswunsch ab.

 

16.200 Bewerber mehr als Ausbildungsstellenangebote

Deutschlandweit waren im Juli 2017 die meisten noch unbesetzten Ausbildungsstellen gemeldet für angehende Kaufleute im Einzelhandel (13.000 Ausbildungsangebote), Verkäufer (11.000) und Köche (6.000). Insgesamt standen im Juli 2017 bundesweit 179.000 unbesetzten Ausbildungsstellen 151.000 noch unversorgte Bewerber gegenüber. Bezieht man die Zahl der "Bewerber mit Alternative", die zusätzlich zu den unversorgten Bewerbern im Juli 2017 noch eine Ausbildung suchten, mit ein, waren 16.200 mehr gemeldete Bewerber auf Ausbildungssuche als unbesetzte Ausbildungsstellen gemeldet waren. Aktuell ist der Ausbildungsmarkt noch in Bewegung. Bis September werden erfahrungsgemäß noch viele bislang unversorgte Bewerber eine Ausbildung oder eine Alternative finden und Ausbildungsstellen noch besetzt werden.

 

Berufliche Bildung stärken - Kleinbetriebe und Berufsschulen brauchen mehr Unterstützung

Politik und Wirtschaft müssen Maßnahmen und Initiativen ergreifen, um den Stellenwert der beruflichen Bildung in Deutschland zu stärken. Dies betont der Präsident BIBB, Friedrich Hubert Esser, aus Anlass des heute offiziell beginnenden Ausbildungsjahres 2017/2018. "Trotz anhaltend hoher Beschäftigung und einer neuen Rekordzahl offener Stellen in der Wirtschaft, geht die Zahl der Auszubildenden und der ausbildenden Betriebe, vor allem im kleinbetrieblichen Bereich, weiter zurück. Wir laufen damit Gefahr, den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen", warnt Esser. "Denn die Auszubildenden von heute sind die in der deutschen Wirtschaft so dringend benötigten Fachkräfte und Meister von morgen."

 

Es komme jetzt darauf an, gerade die Ausbildungsbereitschaft und -fähigkeit von Klein- und Kleinstbetrieben in Handwerk und Industrie wieder zu stärken. "Diese Betriebe bilden das Rückgrat der Wirtschaft", stellt der BIBB-Präsident fest. Angesichts des herrschenden Bildungstrends sowie der demografischen Entwicklung benötigen sie dringend mehr Unterstützung im Wettbewerb um Nachwuchs mit Hochschulen und Großbetrieben. Esser sieht hier vor allem die Selbstorganisationen der Wirtschaft gefordert, wie Kammern, Kreishandwerkerschaften und Innungen, da diese nah bei den Betrieben sind, deren Vertrauen genießen und bedarfsgerechte Services und Dienstleistungen erbringen können - von der Berufsorientierung über die Ausbildungsvertragsanbahnung bis zur Ausbildungsbegleitung. Die Politik müsse dies durch die Verbesserung von Rahmenbedingungen für die Umsetzung ausbildungsunterstützender Instrumente, wie zum Beispiel die Einstiegsqualifizierung oder die Assistierte Ausbildung, begleiten.

 

Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen müssen besser werden

Letztendlich werden derartige Maßnahmen nach Auffassung des BIBB-Präsidenten aber ins Leere laufen, wenn es nicht gelingt, Klein- und Kleinstbetriebe sowohl als Ausbildungsbetriebe wie auch als Anbieter ansprechender Beschäftigungsperspektiven gleichermaßen mehr ins Interessensspektrum junger Leute zu rücken. Stellschrauben hierfür sind vor allem die Ausbildungsqualität, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Vergütungen sowie die Aufstiegsmöglichkeiten. "Wenn es hier nicht substanziell zu Fortschritten kommt, wird der Trend in die Hörsäle und weg von den Werkbänken anhalten."

 

Berufsschulen stärken

Parallel hierzu muss sich die Politik verstärkt dafür einsetzen, die Berufsschulen als gleichberechtigten zweiten dualen Lernort in der beruflichen Bildung wieder attraktiver zu machen. Dies reiche angesichts der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt von notwendigen Investitionen in die Ausstattung der Berufsschulen bis hin zu Initiativen zur Lehreraus- und -fortbildung. Schon jetzt zeichneten sich in den Berufsschulen große Nachwuchsprobleme ab, insbesondere in den gewerblich-technischen Fächern. "Lehrer und Lehrerin an berufsbildenden Schulen muss wieder ein attraktiver Beruf werden", so Esser.

 

Zur Situation an den beruflichen Schulen hat die IG Metall jüngst neun Vorschläge gemacht: https://wap.igmetall.de/17134.htm

 

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