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HRK-Chef Horst Hippler

Konservativer Hochschul-Chef will Reformen

24.07.2012 Ι Der eher konservative Chef der Hochschulrektoren, Horst Hippler, will neue Wege gehen. Zwar fordert auch er, wie alle seine Vorgänger, vom Staat mehr Geld für die Hochschulen, aber darüber hinaus gibt es neue Töne: Beim Thema Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung. Außerdem will er ein neues Einstiegsjahr schaffen, um die Abbrecherquoten zu senken. In mehreren Interviews hat der Präsident der Hochschulrektoren-Konferenz seine Ziele für eine neue Hochschulpolitik definiert. WAP fasst die Positionen zusammen.

Hochschulzugang: Das Abitur sei inzwischen nur noch eine notwendige Voraussetzung für ein Studium, aber nicht mehr eine hinreichende". Tests zur Prüfung der Studierfähigkeit, wie sie in den USA üblich seien, würden auch in Deutschland kommen.

 

Studierfähigkeit: Hippler kritisierte das Niveau der Studienanfänger: Wenn man einen immer größeren Anteil der Bevölkerung in immer kürzerer Zeit zum Abitur bringen möchte, muss man akzeptieren, dass nicht alle so vorbereitet sind, dass sie mit Erfolg studieren können. Vor allem in Mathematik und Naturwissenschaften mangele es vielen Abiturienten an "notwendigen Grundkenntnissen".

 

Abbrecherquoten: Die hohen Abbrecherqouten gerade bei den Ingenieuren ist für den Naturwissenschaftler aus Karlsruhe ein Problem. Er fordert eine neue Art des Einstiegs, gerade weil die Anfänger-Bewerber immer heterogener werden. Das habe den Vorteil, dass man an der Universität ein Jahr relativ frei studiert und sich orientiert. Hippler fordert ein Einstiegsjahr - freshman year. So etwas gibt es in Karlsruhe und Stuttgart als Pilotprojekt "MINT-School Baden-Württemberg". Studenten können in einem Art Vorbereitungsjahr sich orientieren und ihre Mathe- und Physikkenntnisse verbessern.

 

Kürzere Studienzeiten: Die Zeit des Jugendwahns sei vorbei. Die Wirtschaft erkenne immer öfters, dass sie nicht möglichst junge Leute braucht, sondern Persönlichkeiten.

 

Verschulung des Studiums: Das Studium ist nach Auffassung von Hippler zu verschult. "Das muss schnellstmöglich korrigiert werden", fordert er. Der Leistungsdruck müsse zurückgeführt werden. Es dürfe nicht schon die erste Prüfung ausschlaggebend für die Bacheor-Endnote sein. Die Struktur, durch die im Zuge der Bologna-Reorm eingeführten Leistungspunkte, das ETCS System, müsse überdacht werden. Sie schränke die studentische Freiheit zu sehr ein. "Da ist einfach zu viel in den Studienordnungen vorgeschrieben und individuelle Anpassug an die eigenen Neigungen nicht vorgesehen. Es muss wieder möglich sein, dass zum Beispiel ein Physik-Student auch seine Intesse an der Philosophie während des Studiums nachgeht, wenn er es möchte".

 

Fachhochschulen: An den Fachhochschulen habe der Bachelor das Diplom ersetzt, das funktioniere ganz gut. Der Anteil der Studierenden an den Fachhochschulen sollte generell ausgebaut werden.

 

Universitäten: Die Unis sollen sich, nach den Vorstellungen von Hippler, auf den Master konzentrieren und keine berufsorientierenden Bachelors ausbilden. Tun sie dies nicht, bekomme die Wirtschaft nicht mehr genug Naturwissenschaftler und Ingenieure, die forschen und entwickeln können.

 

Gleichwertigkeit: Es werde, davon ist der HRK-Chef überzeugt, in Zukunft viel mehr Bewerber ohne Abitur geben, die Berufserfahrung mitbringen. Das Thema DQR hat Hippler inzwischen zur Chefsache gemacht.

 

Mehr Geld: Die Hochschulen brauchen für die wachsenden Studentenzahlen deutlich mehr Geld. Es fehlten absehbar fünf bis sieben Milliarden Euro.

 

Studierqoute: Langfristig wird jeder Zweite am Jahrgang ein Studium aufnehmen.

 

ZVS: Horst Hippler fordert, dass die Hochschulen selber ihre Studierenden selbst auswählen dürfen.

 

Wer ist Horst Hippler?

 

Der Physik-Chemiker (65) leitete das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das 2009 unter seiner Regie aus der Fusion von Technischer Universität und Forschungszentrum entstand. Er ist seit 2009 Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie, zu dessen Gründung er maßgeblich beigetragen hat.

 

Von 2002 bis 2009 war er Rektor der Universität Karlsruhe (TH), die mit dem damaligen Forschungszentrum Karlsruhe zum KIT fusionierte. Hippler studierte Physik und wurde 1993 von der Universität Karlsruhe auf eine Professur für Physikalische Chemie berufen. Er war unter anderem Gründungspräsident des TU9-Zusammenschlusses und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der technischen Universitäten ARGE TU/TH.

 

Hippler ist Mitglied des Hochschulrates der Deutsch-Französischen Hochschule und Stellvertretender Sprecher der Mitgliedergruppe der Universitäten der HRK. Kürzlich wurde er zum Präsidenten des Universitäts-Konsortiums der technischen Universitäten Europas "CLUSTER" gewählt. Von 2010 bis April 2012 hatte Hippler den Vorsitz der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg inne.

 

Seit Mai 2012 führt er die Hochschulrektorenkonferenz, die Spitzenvertretung von 267 Hochschulen.

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