
Ausbildung in Corona-Zeiten
So geht die Ausbildung bei Arcelormittal und Accumotive weiter
Sieben Wochen dauerte die Auszeit für die Auszubildenden von Arcelormittal in Eisenhüttenstadt. Statt der Ausbildung in Betrieb und Berufsschule war Lernen zu Hause angesagt. Alles wegen Corona. "Jede Woche bekamen wir Aufgaben, die wir zu Hause bearbeiten sollten, mit viel Mathe drin", erzählt Anny Klauk. "Ein anspruchsvolles Wochenprogramm. Ohne Zeitplan wäre man ins Schleudern gekommen."
Anny ist bei Arcelormittal im ersten Ausbildungsjahr als Industriemechanikerin. Das Lernen zu Hause hatte durchaus seinen Reiz. "Wir haben untereinander Arbeitsgruppen gebildet und uns über Messengerdienste ausgetauscht. Das hat gut geklappt und Spaß gemacht. Aber jetzt bin ich froh, dass ich wieder praktisch arbeiten kann", sagt die 22-Jährige.
Jens Liebelt ist als Ausbildungsleiter bei Arcelormittal in Eisenhüttenstadt für knapp 200 Auszubildende und dual Studierende zuständig. Sein Fazit nach fast zwei Monaten Ausbildung im Remote-Modus: "Die Auszubildenden sind mit dem Erarbeiten des Stoffs gut vorangekommen. Da sind eigentlich keine Lücken entstanden. Im Gegenteil, sie haben durch die Sondersituation gelernt, sich zu organisieren. Es war ganz wichtig, ihnen zu vermitteln, dass wir für sie da sind."
Werben über Social Media
Sehr gut war die Zusammenarbeit mit dem Qualifizierungszentrum in Eisenhüttenstadt. Über das sogenannte digitale Klassenzimmer konnten die Auszubildenden in einem speziellen Lehrgang online eine Programmiersprache lernen. "Das hat es so noch nicht gegeben", sagt Liebelt. Für den Hochlauf der Ausbildung im Betrieb sind die Auszubildenden jetzt in zwei Schichten eingeteilt. Die Ausbilder unterrichten in kleinen Klassen, sodass der Abstand gewahrt bleibt. Die erste Schicht beginnt um 6 Uhr und dauert bis 12 Uhr. Zuhause erledigen die Auszubildenden dann noch die Hausaufgaben. Die Spätschicht der Auszubildenden geht von 12.30 bis 18.30 Uhr.
"Mir ist wichtig, dass alle Beteiligten die Erfahrungen der Coronazwangspause mitnehmen und mit neuem Schwung an die Ausbildung gehen", sagt Liebelt. Sein Blick richtet sich schon auf den nächsten Jahrgang, der im September startet. "Leider können wir dieses Jahr nicht auf Berufsschulmessen und in Schulen gehen, um über unsere Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Aber wir machen jetzt viel über Social Media", sagt Liebelt. Bewerbungsgespräche und Einstellungstests werden aber weiterhin ganz real stattfinden. Bei Arcelormittal wird es bei der Zahl an Ausbildungsplätzen bleiben. "Jährlich nehmen wir mindestens 54 junge Leute, das muss auch so bleiben", sagt der Betriebsratsvorsitzende Dirk Vogeler. "Es ist wichtig, dass wir selbst ausbilden und den jungen Leuten eine Perspektive geben."
Accumotive in Kamenz: Aufenthalte im Betrieb möglich gemacht
Bei Accumotive sind 36 junge Beschäftigte in der Ausbildung und 11 absolvieren ein duales Studium. Lydia Strenzke ist seit die Vorsitzende bei Accumotive. Die gelernte Kfz-Mechatronikerin studiert jetzt Wirtschaftsingenieurswesen in Bautzen. Bei Accumotive, eine 100prozentige Daimler-Tochter, waren die Auszubildenden auch mehrere Wochen im Homeoffice. Die Ausbilder schickten ihnen per Mail Aufgaben. Tageweise waren auch Aufenthalte im Betrieb möglich. Das praktische Arbeiten ist wichtig zur Prüfungsvorbereitung. Die dual Studierenden konnten ihr Pensum größtenteils im Homeoffice machen. Die Vorlesungen fanden online statt. Da hatte die Hochschule sehr schnell reagiert. Bei Lydia sahen die Tage so aus: Vormittag Online-Vorlesung, nachmittags das Erledigen von Übungsaufgaben passend zur Vorlesung. Die Ergebnisse wurden den Profs zugeschickt und in der nächsten Vorlsung verglichen.
Keine Abstriche bei Ausbildungsplätzen
"Wir als JAV hatten in dieser Phase sehr viel zu tun. Wir haben regelmäßig einen Newsletter produziert, um die Auszubildenden und dual Studierenden mit wichtigen Infos zu versorgen", erzählt Lydia. "Wir als Gremium haben außerdem an dem Webinar der IG Metall für JAV-Mitglieder teilgenommen. Das wurde mit über 200 Teilnehmern extrem gut angenommen. Die Inhalte waren sehr hilfreich."
Jetzt fährt die Ausbildung im Betrieb bei Accumotive wieder hoch. "Die Corona-Zwangspause hat unseren Teamgeist enorm gestärkt", so Lydia. "Alle Beteiligten haben die Erfahrung gemacht, dass ein hoher Ausbildungsstandard auch in dieser Ausnahmesituation möglich war." Auch die Einstellung neuer Auszubildender läuft wie geplant ohne Abstriche. "Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das hat Vorbildcharakter für die Region."
(Quelle: IGM)