Was will die Bildungswirtschaft – und was fordert die IG Metall? Didacta-Positionspapier 2025 im Vergleich zu den gewerkschaftlichen Positionen

Der Didacta-Verband fordert eine stärkere wirtschaftliche Mitgestaltung in der beruflichen Bildung. Die IG Metall teilt manche Ziele, stellt aber andere Grundprinzipien in den Mittelpunkt.

Ein junger Mann sitzt an einem Schreibtisch und schaut in ein Buch.

27. Oktober 2025 27. Oktober 2025


Der Didacta-Verband ist der Spitzenverband der deutschen Bildungswirtschaft. Er vertritt rund 240 Unternehmen, die Lehrmittel, Lernplattformen, Software und Ausstattung für Bildungseinrichtungen anbieten. Als ideeller Träger der Bildungsmesse „didacta“ versteht sich der Verband als Stimme der Bildungsindustrie. Er ist kein Sozialpartner, sondern Interessenvertreter wirtschaftlicher Anbieter. In politischen Debatten bringt er sich mit Positionspapieren in den Bildungsdiskurs ein, um den Bildungsmarkt und seine Rahmenbedingungen zu gestalten.

Mit dem Papier „Berufliche Bildung zukunftssicher gestalten“ legt der Verband 2025 sieben Handlungsfelder vor, die stark auf wirtschaftliche Mitgestaltung ausgerichtet sind: Aus- und Weiterbildung stärken, Fachkräfte sichern, das duale System modernisieren, Basiskompetenzen fördern, digitale Transformation gestalten, Bildung als Wirtschaftstreiber und Bildung als Exportgut.

Gemeinsamkeiten mit der IG Metall bestehen in der grundsätzlichen Bedeutung der beruflichen Bildung für Fachkräftesicherung und gesellschaftliche Teilhabe. Beide fordern moderne Berufsschulen, qualifiziertes Lehrpersonal, aktuelle Lernmittel und durchlässige Bildungswege. Auch Inklusion, praxisnahe Berufsorientierung und die Förderung grundlegender Kompetenzen sind gemeinsame Anliegen.

Die Unterschiede liegen im politischen Grundverständnis. Während der Didacta-Verband Bildung als wirtschaftlichen Wachstumsfaktor und Wettbewerbsinstrument betrachtet, sieht die IG Metall sie als gesellschaftliche Aufgabe. Bildung soll nicht dem Markt folgen, sondern dem Anspruch auf gute Arbeit und soziale Sicherheit dienen. Die Gewerkschaft fordert deshalb verbindliche Qualitätsstandards, tariflich gesicherte Ausbildungsvergütungen, Übernahmegarantien und echte Mitbestimmung in allen Fragen der Ausbildung.

Auch die internationale Perspektive trennt die Positionen. Der Didacta-Verband versteht Bildung als Exportgut und spricht von Marktchancen für deutsche Bildungsunternehmen. Die IG Metall betrachtet dies kritisch: Für sie ist internationale Berufsbildungszusammenarbeit kein Absatzmarkt, sondern ein solidarisches Entwicklungsfeld, das auf Teilhabe, Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen zielt.

Beim Thema Digitalisierung fordert Didacta den intensiven Einsatz von Künstlicher Intelligenz und die Rolle der Wirtschaft als Impulsgeber. Die IG Metall betont dagegen, dass technologische Innovation am Menschen ausgerichtet sein muss. Sie verlangt Qualifizierungsoffensiven, Datenschutz und ethische Leitplanken, damit KI nicht zu Leistungsdruck oder Kontrolle führt.

In der Weiterbildungspolitik tritt Didacta für flexible, marktorientierte Modelle und individuelle Verantwortung ein. Die IG Metall fordert ein Recht auf Weiterbildung, kollektive Finanzierung und öffentliche Verantwortung, damit Qualifizierung nicht zur Frage des Geldbeutels wird.

Der Vergleich zeigt deutlich: Beide Akteure wollen eine starke berufliche Bildung. Doch während der Didacta-Verband Marktmechanismen und Wirtschaftsförderung betont, setzt die IG Metall auf Mitbestimmung, soziale Gerechtigkeit und Qualität. Zukunftssichere Bildung gelingt nur, wenn sie als gesellschaftliche Aufgabe verstanden wird – nicht als Geschäftsfeld.