Diskriminierung im Bewerbungsprozess Wenn der Name über die Chance auf Ausbildung entscheidet

Eine aktuelle Studie der Universität Siegen zeigt in alarmierender Deutlichkeit: Jugendliche mit Migrationsgeschichte haben deutlich schlechtere Chancen, überhaupt eine Rückmeldung auf ihre Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Entscheidend ist dabei oft allein der Name.

30. Juli 2025 30. Juli 2025


Während ein „Lukas Becker“ in zwei von drei Fällen eine Antwort auf seine Bewerbung erhält, bleibt das Postfach bei „Yusuf Kaya“ oder „Habiba Mahmoud“ häufig leer. Die Gründe dafür liegen laut den befragten Betrieben in vermuteten Sprachbarrieren, kulturellen Unterschieden, fehlenden Aufenthaltsgenehmigungen oder einem befürchteten Mehraufwand im Umgang mit Behörden.

Für die Studie verschickte ein Forschungsteam über 50.000 E-Mail-Anfragen an ausbildungsbereite Betriebe in Deutschland. Die Bewerbungen waren inhaltlich identisch – einzig die Namen unterschieden sich. Das Ergebnis ist ernüchternd: Bewerberinnen und Bewerber mit deutsch klingenden Namen erhielten im Schnitt 67 Rückmeldungen auf 100 Anfragen. Bei russisch klingenden Namen waren es 56, bei hebräischen 54, bei türkischen 52. Am schlechtesten schnitt der arabisch klingende Name ab – mit nur 36 Rückmeldungen.

„Wir können es uns nicht leisten, Potenziale zu verschwenden“, warnt Professor Dr. Ekkehard Köhler. Besonders im Handwerk, das unter akutem Nachwuchsmangel leidet, sei diese Form der Diskriminierung fatal. Auch die Ökonomin Dilara Wiemann betont: „Für die benachteiligten Bewerber sind die Ergebnisse eine Katastrophe. Selbst bessere Schulnoten oder soziales Engagement ändern nichts daran, dass Herkunft Leistung schlägt.“

Die Studie macht deutlich, wie dringend Maßnahmen gegen strukturelle Diskriminierung im Ausbildungswesen notwendig sind. Gewerkschaften fordern seit Langem faire und chancengleiche Zugänge zur beruflichen Bildung. Die Ergebnisse aus Siegen unterstreichen, wie wichtig es ist, Betriebe für Vielfalt zu sensibilisieren, Vorurteile abzubauen und diskriminierungsfreie Auswahlverfahren zu etablieren – etwa durch anonymisierte Bewerbungen oder gezielte Schulungen für Personalverantwortliche.

Denn eines ist klar: Der Name darf nicht über die berufliche Zukunft entscheiden.