Wie können Auszubildende interkulturelle Zusammenarbeit trainiere Gute Ausbildungspraxis: Projektarbeit im multiethnischen Team

Ein Azubi zum Konstruktionsmechaniker übernimmt Verantwortung im internationalen Projektteam. Er moderiert, dokumentiert und gestaltet Sicherheitsstandards mit. So werden überfachliche Kompetenzen gezielt erprobt und sichtbar gemacht.

Zwei Männer im Gespräch sitzen an einem Tisch

23. September 2025 23. September 2025


Ein praxisnahes Beispiel zeigt, wie Auszubildende überfachliche Kompetenzen entwickeln können. In einem Werk eines Landmaschinenherstellers übernimmt ein Azubi zum Konstruktionsmechaniker die Verantwortung in einem internationalen Projektteam.

Der Projektrahmen ist eine reale Fertigungsaufgabe: Die Entwicklung und Montage einer neuen Einstiegsplattform für einen Mähdrescher. Das Team ist international zusammengesetzt: zwei deutsche Auszubildende, ein polnischer Facharbeiter mit Schweißexpertise, eine spanische Technikerin für CAD-Konstruktion sowie ein indischer Trainee für Qualitätssicherung.

Die Lern- und Kompetenzziele liegen nicht allein in der Facharbeit, sondern im Bereich Kommunikation, Problemlösen, interkulturelles Verständnis und Selbstorganisation. Der Azubi übt, Abstimmungen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg zu gestalten. Er entwickelt gemeinsam mit dem Team eine Schweißlehre und koordiniert kleine Arbeitspakete eigenständig.

Typische Lernsituationen entstehen im Ablauf: Im Kick-off wird sichtbar, dass die Sprachkenntnisse unterschiedlich sind. Der Azubi schlägt ein zweisprachiges Kanban-Board in MS Teams vor und markiert Aufgaben mit Symbolen. In den täglichen Kurzbesprechungen moderiert er, fasst sicherheitsrelevante Standards zusammen und regt die Reflexion über unterschiedliche nationale Erfahrungen an.

So wird aus praktischer Arbeit ein Lernprozess nach dem Prinzip von Dewey: Erfahrung, Reflexion, Erkenntnis. Unterschiedliche Sicherheitsgewohnheiten werden besprochen und in eine gemeinsame Checkliste überführt. Damit verbindet sich Kerschensteiners Idee der zweckvollen Arbeit mit Deweys Konzept reflektierter Erfahrung.

Für das Ausbildungsportfolio dokumentiert der Azubi Projektsteckbrief, Screenshots, Fotos der Schweißlehre, ein Video der Endabnahme sowie ein Reflexionsprotokoll. Prüfbar werden die überfachlichen Kompetenzen durch klare Kriterien: Qualität der Kommunikation, Einbindung ausländischer Normen, Eigenständigkeit in der Organisation und Tiefe der Reflexion. Eine Kurzpräsentation mit Portfolio-Einblick macht die Ergebnisse für Prüfer:innen sichtbar.

Risiken wie Sprachbarrieren oder kulturelle Missverständnisse werden durch einfache Glossare, Piktogramme und gemeinsame Sicherheitslisten bearbeitet. Wichtig ist zudem, dass der Azubi nicht nur die Dokumentation übernimmt, sondern auch eine technische Aufgabe wie die Konstruktion einer Schweißlehre verantwortet.

Die Kurzformel lautet: Echte Fertigungsaufgabe plus internationales Team plus strukturierte Reflexion ergeben eine belastbare Grundlage, um überfachliche Kompetenzen in der Ausbildung zu entwickeln und transparent festzustellen.

Die Beispielgeberin wollte anonym bleiben. Mehr Infos gerne im persönlichen Gespräch.


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