Persönlichkeitsmerkmale und Präferenzen: Bedeutung für die Praxis
Entscheidungen in Betrieben hängen nicht allein von wirtschaftlichen Faktoren ab. Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Präferenzen von Führungskräften und Ausbilder:innen spielen eine zentrale Rolle. Eine aktuelle Auswertung der BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung zeigt, wie stark diese Merkmale die Gestaltung von Ausbildung und Zusammenarbeit beeinflussen.
Welche Merkmale sind relevant?
Die Untersuchung orientiert sich an den Big Five der Persönlichkeitspsychologie: Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität. Ergänzend wurden ökonomische und soziale Präferenzen wie Risikobereitschaft, Altruismus, Reziprozität sowie die Kontrollüberzeugung betrachtet. Führungskräfte weisen im Durchschnitt eine höhere Offenheit, stärkere Extraversion und größere emotionale Stabilität auf als die Gesamtbevölkerung. Sie sind zudem risikobereiter und verfügen über eine ausgeprägte Kontrollüberzeugung, das heißt sie glauben, durch eigenes Handeln Ergebnisse beeinflussen zu können.
Warum ist das für die Ausbildung wichtig?
Diese Merkmale wirken sich unmittelbar auf Entscheidungen aus. Wer offen für Neues ist, unterstützt eher innovative Ausbildungsformen. Risikobereite Personen sind bereit, in neue Technologien oder zusätzliche Ausbildungsplätze zu investieren. Eine hohe Kontrollüberzeugung führt dazu, dass Probleme aktiv angegangen werden. Umgekehrt können geringe Offenheit oder ausgeprägte Vorsicht Veränderungen bremsen.
Handlungsempfehlungen für Ausbilder:innen und Betriebsrät:innen
Erstens: Beobachte Verhaltensmuster. Persönlichkeitsmerkmale zeigen sich in Kommunikation und Entscheidungsstil. Wer häufig neue Ideen einbringt, ist vermutlich offen für Veränderungen. Wer stark auf Regeln pocht, legt Wert auf Gewissenhaftigkeit.
Zweitens: Nutze Präferenzen für die Argumentation. Bei risikobereiten Entscheidungsträger:innen kannst du Investitionen in Ausbildung mit Chancen für Wettbewerbsvorteile begründen. Bei vorsichtigen Personen solltest du die Sicherheit und Planbarkeit betonen.
Drittens: Fördere Kooperation. Verträgliche Persönlichkeiten reagieren positiv auf gemeinsame Lösungen. Bei geringer Verträglichkeit sind klare Strukturen und verbindliche Absprachen wichtig.
Viertens: Schaffe Transparenz. Kontrollüberzeugte Personen wollen Einfluss nehmen. Binde sie früh in Planungen ein und zeige, wie ihre Entscheidungen wirken.
Fünftens: Berücksichtige soziale Präferenzen. Altruistische Personen unterstützen Maßnahmen, die anderen nutzen. Positive Reziprozität bedeutet: Wer sich fair behandelt fühlt, ist eher bereit, Zugeständnisse zu machen.
Praxisnutzen für die Interessenvertretung
Für Betriebsrät:innen und Ausbilder:innen bedeutet das: Persönlichkeitsmerkmale sind keine festen Schubladen, aber sie helfen, Kommunikationsstrategien anzupassen. Wer die Unterschiede kennt, kann Konflikte vermeiden und gemeinsame Lösungen schneller erreichen. Das Wissen um Präferenzen erleichtert es, Argumente so zu gestalten, dass sie auf Resonanz stoßen. Damit wird die Ausbildung nicht nur effizienter, sondern auch kooperativer.
Ausblick
Die Ergebnisse zeigen: Psychologische Faktoren sind ein wichtiger Schlüssel für erfolgreiche Ausbildungspolitik im Betrieb. Sie eröffnen Chancen für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Interessenvertretung und Unternehmensleitung. Wer diese Erkenntnisse nutzt, kann die Qualität der Ausbildung nachhaltig sichern.