Wann ist eine Region wirklich gut versorgt? Mehr Lehrstellen, weniger Jugendarbeitslosigkeit – Handlungsauftrag für Betriebsräte

Neue Analysen des IAB zeigen: Nur Regionen mit starkem Ausbildungsangebot senken Jugendarbeitslosigkeit. Für Gewerkschaften heißt das: Unterversorgung klar benennen.

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24. September 2025 24. September 2025


Die aktuelle Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verdeutlicht einen zentralen Zusammenhang: Je höher das betriebliche Ausbildungsplatzangebot in einer Region, desto niedriger fällt die Jugendarbeitslosigkeit aus. Besonders Jugendliche ohne Berufsabschluss sind gefährdet, in Arbeitslosigkeit zu geraten.

Die Zahlen sind eindeutig: Mehr als drei Viertel der arbeitslosen Jugendlichen haben keinen Berufsabschluss. Gleichzeitig erreichen unbesetzte Ausbildungsstellen ein Rekordniveau. Das Angebot an Lehrstellen ist regional sehr ungleich verteilt. Während in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs bis zu 100 betriebliche Ausbildungsplätze auf 100 Schulabgänger:innen kommen, liegt der Wert im Ruhrgebiet oder in Ostdeutschland deutlich darunter.

Für Betriebsräte, Mitglieder der Berufsbildungsausschüsse und die Vertreter:innen der Gewerkschaften in den Verwaltungsräten der Bundesagentur für Arbeit ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Unterversorgung muss systematisch festgestellt und öffentlich benannt werden. Maßstab sollte sein, dass es mindestens ebenso viele unbesetzte Ausbildungsplätze in den industriellen Metall- und Elektroberufen sowie in den produktionstechnologischen Berufen gibt wie in anderen Berufsfeldern. Wo dies nicht der Fall ist, liegt eine Unterversorgung vor.

Das IAB zeigt zudem: Regionen mit höheren Löhnen, stabiler Beschäftigungsentwicklung und robustem Ausbildungsplatzangebot weisen durchgängig eine niedrigere Jugendarbeitslosigkeit auf. Dagegen verstärken Faktoren wie viele Schulabgänger:innen ohne Abschluss, ein hoher Anteil ausländischer Jugendlicher oder beruflicher Mismatch die Risiken.

Für die gewerkschaftliche Praxis bedeutet das:

  • Betriebsräte müssen im Betrieb auf ausreichendes Angebot an Ausbildungsplätzen drängen;
  • Mitglieder in den Berufsbildungsausschüssen sollten die Bedarfsfeststellung auf regionaler Ebene kritisch prüfen und dabei insbesondere M+E-Berufe im Blick behalten;
  • Vertreter:innen in den Verwaltungsräten der BA sollten auf eine systematische Berichterstattung über Unterversorgung pochen.

Die Feststellung von Unterversorgung darf nicht an aggregierten Quoten hängen bleiben. Sie muss sich an der Frage orientieren, ob die zentralen industriellen Berufe ausreichend angeboten werden. Nur wenn junge Menschen dort Ausbildungsplätze finden, wo die Zukunft der Arbeit entsteht, kann Jugendarbeitslosigkeit dauerhaft gesenkt werden.

Quellen:

IAB (2025): Regionale Ausbildungsmärkte. IAB-Kurzbericht 5/2025. https://iab.de/publikationen/publikation/?id=14699482