Deutschlandfunk: Flüchtlinge an Hochschulen
Online-Universität "Kiron" für Flüchtlinge
WAP hatte bereits über die KIRON im Zusammenhang mit der Integration Geflüchteter durch akademische Bildung berichtet. KIRON-Mitgünder Markus Kreßler hat nun dem Deutschlandfunk ein Interview gegeben über die aktuellen Entwicklungen und Vorhaben der KIRON, auf die wir hier gerne hinweisen.
Nach Kreßlers Aussage hat KIRON im letzten Jahr 1.250 Studenten aufgenommen. Neu dabei ist, dass Studenten erstmals aus der ganzen Welt, in der ganzen Welt, zugelassen wurden, "sodass sich jeder Geflüchtete oder jeder, der aus seiner Heimat vertrieben wurde, von überall anmelden konnte." Dabei stand noch gar nicht fest, wie gut das System funktioniert wenn zum Beispiel eine Studentin in Syrien, Jordanien oder in der Türkei sich anmeldet, wo es eventuell gar kein regionales Betreuungssystem für die Studenten gibt. Anders ist die Situation in Deutschland, wo Studierende vielleicht sogar schon an die regionale Partneruniversität gewechselt haben, mit denen KIRON Kooperationsverträge geschlossen hat.
KRION´s Vorgehen ist für ein traditionsreiches Hochschulsystem wie dem Deutschen ein Novum und es wird sich Zeigen wie groß die Strahlkraft sein wird. Die Ambitionen des "Newcomers" bleiben laut Kresßler jedenfalls hoch: "In dem Jahr wollen wir erst mal die Zahl der Studierenden noch mal deutlich nach oben schrauben und dann hoffentlich auch wirklich in der Türkei erfolgreich starten, eventuell in Jordanien erfolgreich starten. Da wir ein digitales Projekt sind, haben wir natürlich den Anspruch, das auch irgendwann global auszurollen. Momentan sieht das alles ganz vielversprechend aus, sodass wir da natürlich auch schon die Möglichkeiten austesten, ob man so ein Modell nicht für Geflüchtete weltweit anbieten könnte. Umso größer unser Netzwerk ist, umso stärker ist auch das ganze Studienmodell. Wenn wir uns mal vorstellen, dass jemand aus Deutschland vielleicht auch das Land wieder verlassen muss, aus was für Gründen auch immer, dann hat die Person vielleicht in Frankreich oder der Türkei oder in einem anderen Land auch die Möglichkeit, das Studium fortzusetzen und die Universität einfach im Laptop mitzunehmen."
Wessen Deutschkenntnisse nicht ausreichen und/oder wessen Schulabschluss dem deutschen Abitur nicht gleichgestellt ist, muss in vielen Fällen erst das Sprachniveau erreichen und dann ein Studienkolleg für ein Jahr besuchen. D.h., selbst wenn es richtig schnell geht, benötigten Flüchtlinge zwei Jahre bis zum Studienbeginn.
"Die Warterei ist völlig unnötig", sagt Markus Kressler, einer der beiden KRION-Gründer. KIRON umgeht diese Warteschleife durch eine simple Regelung: Studierende haben zwei Jahre Zeit, sämtliche Unterlagen nachzureichen. Zur Immatrikulation benötigen sie nicht einmal einen Ausweis.
Und die Uni bietet noch mehr: In der ersten Phase des Studiums finden alle Veranstaltungen online statt. Darunter sind renommierte Kurse der US-Universitäten Yale, Harvard und des MITs. Wer keinen Computer hat, bekommt diesen inkl. WLAN-Stick von der Uni. In der zweiten Phase verlassen die Studierenden dann KIRON und wechseln an eine staatlich (anerkannte) Hochschule in Deutschland. Die Partner-Hochschulen (z.B. die Hochschule Heilbronn) rechnen die Onlinekurse an und verleihen den Studierenden später den Abschluss.