Berufsbildungsbericht 2016
Herausforderungen am Ausbildungsmarkt bleiben groß
Bereits im Februar hat die IG Metall ihre Ausbildungsbilanz auf Grundlage der vorläufigen Daten vom Dezember 2015 vorgelegt. Die darin beschrieben Situation wird vom Berufsbildungsbericht bestätigt. Die IG Metall weist in ihrer Analyse auch auf die geringen Ausbildungsquoten in verschieden Wirtschaftsbereichen hin. Eine gute Quote hat der Maschinenbau, mit einem Anteil von 6,6 % Auszubildenden an der Gesamtbelegschaft. "Wir appellieren an alle Metall-Branchen, dem Maschinenbau nachzueifern", betont Hans-Jürgen Urban. "Wenn die Ausbildungsquote von 6,6 Prozent im Maschinenbau als Benchmark genommen wird, würden allein im Organisationsbereich der IG Metall mehr als 60.000 zusätzliche Ausbildungsplätze entstehen", rechnet Urban vor. "Das wäre ein Riesensprung. Der Maschinenbau zeigt, dass es möglich ist."
Unbesetzte Ausbildungsstellen meist nicht attraktiv
Die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen lag 2015 bei rd. 41.000 und ist damit weiter gestiegen (Vorjahr: 37.100). Insbesondere Betriebe mit unattraktiven Ausbildungsbedingungen bekommen zunehmend Probleme, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Das macht zeigt auch eine aktuelle Expertise des DGB.
Mehr als 80.000 Jugendliche suchen weiter eine Ausbildungsstelle
Die Anzahl der unvermittelten Bewerberinnen und Bewerber belief sich mit 20.700 in etwa auf dem Vorjahresniveau. Hinzu kommen 60.100 Jugendliche, die zwar ein anderes Angebot angenommen bzw. Alternativen gefunden haben, aber ihren Vermittlungswunsch bei der Bundesagentur für Arbeit aufrechterhielten.
Jugendliche sind weiter stark an eine Ausbildung interessiert
Das Interesse an einer betrieblichen Berufsausbildung ist nach wie vor hoch. Das ist auch daran zu erkennen, dass sich deutlich mehr junge Menschen als die in der Geschäftsstatistik der Bundesagentur für Arbeit erfassten rund 549.000 Bewerberinnen und Bewerber grundsätzlich für eine solche Ausbildung interessieren. Insgesamt sind rund 800.000 junge Menschen im Berufsbildungsbericht als ausbildungsinteressiert ausgewiesen. Ein riesiges Potential für die duale Berufsausbildung.
Gemeinsame Stellungnahme von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Ländern
Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat bereits auf seiner Sitzung am 10. März in Bonn den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vorgelegten Entwurf des Berufsbildungsberichts 2016 beraten und einstimmig eine gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf dieses Berichts verabschiedet.
Der BIBB-Hauptausschuss hat die gesetzliche Aufgabe, die Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der Berufsbildung zu beraten. Dazu gehört laut Berufsbildungsgesetz (BBiG) auch die Stellungnahme zum Entwurf des jährlichen Berufsbildungsberichts. Der Hauptausschuss ist zu gleichen Teilen mit Vertretern von Bund, Ländern sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen besetzt.
Datenreport 2016 zum Berufsbildungsbericht
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat seinen Datenreport 2016 veröffentlicht. Der Datenreport enthält umfassende Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Deutschland. Er ergänzt den jährlichen Berufsbildungsbericht der Bundesregierung.
Geflüchtete: Nachfrage nach Ausbildung wird steigen
Der Datenreport enthält auch Hintergrundinformationen zur aktuellen Flüchtlingssituation und der Integration von Personen mit Migrationshintergrund in Ausbildung und Beschäftigung. Hier zeigen die BIBB-Analysen, dass der Übergang in Ausbildung gerade für nicht studienberechtigte Jugendliche mit Migrationshintergrund weiterhin schwierig und langwierig ist. Sie bleiben überdurchschnittlich häufig ohne Berufsabschluss und haben damit ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko.
Die Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt durch die Zuwanderung geflüchteter Menschen waren im letzten Jahr noch begrenzt, da zunächst die Unterbringung und Versorgung der Menschen im Vordergrund stand. Die hohe Zahl an Jugendlichen unter den Geflüchteten lässt aber darauf schließen, dass die Nachfrage nach Ausbildungsstellen in den kommenden Jahren zunehmen wird. Dieser Entwicklung wird sich das BIBB in weiteren Analysen sowie im Schwerpunktthema des nächsten Datenreports widmen.
Passungsprobleme nehmen zu
Nachhaltig gekennzeichnet ist die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt weiterhin durch zunehmende Passungsprobleme. Es wird offensichtlich von Jahr zu Jahr schwieriger, das betriebliche Ausbildungsangebot und die Nachfrage der Jugendlichen nach Ausbildungsplätzen zusammenzuführen. Dies zeigt sich insbesondere daran, dass der Anteil der unbesetzten Stellen am betrieblichen Ausbildungsplatzangebot weiter gestiegen ist - von 6,9 % auf nunmehr 7,5 %. Auf der anderen Seite fiel der Anteil der erfolglosen Bewerberinnen und Bewerber an der offiziell ermittelten Nachfrage 2015 mit 13,4 % weiterhin vergleichsweise hoch aus. Das BIBB geht davon aus, dass diese Trends auch im kommenden Jahr anhalten werden.
Berufsbildungsbericht 2016
www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php
Gemeinsame HA-Stellungnahme zum BBB 2016
www.bibb.de/de/newsletter/media/Gemeinsame_HA_Stellungnahme.pdf
BIBB-Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2016
DGB-Expertise zu den Schwierigkeiten der Betriebe bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen
www.dgb.de/themen/++co++383e40fe-086e-11e6-9e62-52540023ef1a
Ausbildungsmarktanalyse der IG Metall
www.wap.igmetall.de/ausbildungsbilanz-2015-eine-analyse-der-ig-metall-14737.htm