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HBS-Boeckler_Impuls-15_2021

Fit für die Digitalisierung?!

BETRIEBLICHE WEITERBILDUNG ALLEIN REICHT NICHT

24.11.2021 Ι "Um fit für die Digitalisierung zu sein, sollen sich Beschäftigte weiterbilden. Doch das wird oft nicht ausreichen. Möglicherweise werden viele nicht umhinkommen, in der Mitte ihres Erwerbslebens Betrieb und Tätigkeit zu wechseln.

Industrie 4.0 ist nichts weiter als ein Marketingbegriff. Und ein irreführender noch dazu, findet Matthias Knuth von der Universität Duisburg-Essen. Denn der Begriff suggeriert, dass Digitalisierung heute in erster Linie auf der Ebene der industriellen Fertigung abläuft. Dabei wird übersehen, dass der Wandel viel tiefer greift. Nicht einzelne Produktionsprozesse verändern sich, ganze Geschäftsmodelle und Wirtschaftsbereiche sind im Umbruch. Unternehmen müssen sich neu erfinden oder sie verschwinden. Auch die Beschäftigten werden sich laut Knuth vielfach neu orientieren müssen. Weiterbildung, um im Job "mithalten" zu können, wird in vielen Fällen nicht ausreichen, weil es den bisherigen Betrieb oder die bisherige Abteilung nicht mehr geben wird. Dann hilft nur ein Wechsel von Arbeitgeber und Tätigkeit, im Extremfall auch das Erlernen eines neuen Berufs. Die Strukturen dafür müssen jetzt geschaffen werden, niedrigschwellig und mit einem Milliardenbudget, argumentiert der Sozialwissenschaftler in einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Analyse." Das ganze Interview gibt es über den unten stehenden Link.

 

In siner Analyse räumt der Sozialwissenschaftler auch gleich mit einem gesellschaftlichen Irrglauben auf: "Dass Transformation und Digitalisierung vor allem Menschen mit geringer Qualifikation betreffen [...]. Betroffen sind auch Berufe, für die eine Ausbildung oder ein Hochschulstudium notwendig ist; teilweise verändern sie sich sogar noch stärker. So könnten zum Beispiel Piloten, Banker oder IT-Fachkräfte mit Routineaufgaben, die durch künstliche Intelligenz übernommen werden, gezwungen sein, sich beruflich neu zu orientieren. Auch im stationären Einzelhandel, im Reisegewerbe sowie in Konstruktionsabteilungen und der industriellen Arbeitsvorbereitung gibt es Menschen mit guten Bildungsvoraussetzungen und in gehobener beruflicher Position, deren Beschäftigungsmöglichkeiten wegzubrechen drohen."

 

(Quelle: HBS)

 

Die IG Metall fordert:

  • Einführung eines Transformationskurzarbeitergeldes, das Lohnersatz und die Kosten für eine berufliche Weiterbildung während der Kurzarbeit gewährleistet.
  • Verbesserung der Regelungen im Transferkurzarbeitergeld, zum Beispiel durch eine erhöhte Bezugsdauer und mehr förderfähige Ausbildungen.
  • Weiterentwicklung der Arbeitslosenversicherung zur Arbeitsversicherung ? unter anderem durch eine verlängerte Bezugsdauer von Arbeitslosengeld I und der Weiterentwicklung der Weiterbildungsprämien zu einem anrechnungsfreien Weiterbildungsgeld.
  • Hartz IV durch solidarische Grundsicherung überwinden.

 

Qualifizierungsoffensive sichert Arbeitsplätze

Bei der Ausbildung ist gesetzgeberische Steuerung vonnöten. Die Betriebe müssen in die Pflicht genommen werden, den von ihnen benötigten Fachkräftenachwuchs auch auszubilden. Nur nach Fachkräften zu rufen, reicht nicht aus.


Die IG Metall fordert:

  • Ein umfassendes Initiativ- und Mitbestimmungsrecht für Betriebsräte sowie einen individuellen Rechtsanspruch auf Weiterbildung.
  • regionale Weiterbildungsverbünde
  • eine gesetzliche Verankerung von Weiterbildungsmentoren in den Betrieben mit Freistellungsansprüchen sowie flächendeckende unabhängige Weiterbildungsberatung


Ausbildung wieder ausweiten

Um gut für die Transformation und die Jobs und Aufgaben der Zukunft aufgestellt zu sein, braucht es nicht nur eine Weiterbildungsoffensive, sondern ebenfalls eine engagierte Ausbildung. Mit großer Sorge blickt die IG Metall jedoch auf die Entwicklungen des Ausbildungsmarktes in den vergangenen Jahren. Ausbildungsquoten sinken und die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe nimmt seit Jahren ab.
 

Grafik zur Bundestagswahl 2021


Die IG Metall fordert:

  • eine Ausbildungsgarantie mit umlagefinanzierten Zukunftsfonds
  • einen Pakt für zukunftsfeste Berufsschulen
  • Verbesserungen beim dualen Studium und bei den Bedingungen für Studierende. Zum Beispiel durch: die Sicherstellung eines Übernahmeanspruches für dual Studierende, die Abschaffung der Altersgrenzen beim BAföG oder indem die Förderfähigkeit eines berufsbegleitenden Studiums oder Studium in Teilzeit hergestellt wird

 

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