Beteiligung sichert Qualität und Akzeptanz WIR machen Berufe!

Von der Idee bis zur Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt: Wir erklären den Weg zur Aus- bzw. Fortbildungsordnung und zeigen, wie IG Metall-Mitglieder als Sachverständige mitwirken.

Ausbildungsordnungen sind das Rückgrat der dualen Berufsausbildung. Sie legen fest, welche beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten im Betrieb zu vermitteln sind, wie Prüfungen ablaufen und wie lange die Ausbildung dauert. Fortbildungsverordnungen eröffnen individuelle Bildungs- und Karrieremöglichkeiten. Doch wie entsteht eine solche Ordnung eigentlich und welche Mitwirkungsmöglichkeiten haben Fachkräfte, Ausbilder:innen, Betriebsräte oder Jugendvertreter:innen?

Die Entwicklung einer neuen oder modernisierten Aus-/ Fortbildungsverordnung gliedert sich in drei Phasen: Vorverfahren, Hauptverfahren und Erlassphase. Alle drei sind Teil eines konsensorientierten Prozesses, der sich über etwa zwölf Monate erstreckt. Die Federführung liegt beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), der Auftrag bei der Bundesregierung.

Welche Besonderheiten es bei den Fortbildungsverordnungen gibt, erfahrt Ihr hier

 


Vorverfahren: WIR klären die Eckwerte mit dem Arbeitgeberverband

Zunächst stellen die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen) den Veränderungsbedarf fest. Etwa wenn sich die Arbeitsorganisation durch Digitalisierung oder Automatisierung verändert und neue Kompetenzen erforderlich macht. Sie formulieren daraufhin gemeinsam Eckwerte für die Modernisierung oder Neuordnung eines Berufes. Dazu gehören unter anderem:

•    Vorschlag für die Berufsbezeichnung;
•    Dauer und Struktur der Ausbildung;
•    Prüfungsform (z. B. gestreckte Abschlussprüfung);
•    Katalog mit den künftig zu vermittelnden Kompetenzen.


Diese Eckwerte bilden die Grundlage für ein offizielles Antragsgespräch beim zuständigen Bundesministerium. Federführung hat i.d.R. das Wirtschaftsministerium aber auch das Bildungsministerium sowie die Länder nehmen daran teil. Bei Zustimmung erteilt der Bund dem Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) die Weisung zur Durchführung des Hauptverfahrens.

Hauptverfahren: Sachverständige gestalten die zukünftige Ausbildungspraxis

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) setzt eine Sachverständigengruppe ein, in der je zur Hälfte Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite mitarbeiten. Die IG Metall entsendet regelmäßig Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis: Ausbilderinnen, JAV-Mitglieder, Betriebsräte, Prüfer:innen oder Personalverantwortliche.

Diese Gruppe erarbeitet den Entwurf der Ausbildungsordnung einschließlich betrieblichem Ausbildungsrahmenplan und liefert damit die Grundlage für die Abstimmung des schulischen Rahmenlehrplan mit der Kultusministerkonferenz (KMK).

Dies folgt dem Konsensprinzip. Änderungen erfolgen nur bei Zustimmung aller Beteiligten. Unsere Koordinator:innen und Sachverständige aus den Betrieben sichern dabei die gewerkschaftlichen Positionen in der inhaltlichen Ausgestaltung (z.B. Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung).

Erlassphase: Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt

Nach Abschluss der fachlichen Arbeit erfolgt die juristische Prüfung durch das Bundesministerium der Justiz und die Beschlussfassung im Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung. 

Sobald die sogenannte Rechtsförmlichkeit bestätigt ist, wird die Verordnung unterzeichnet und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Sie tritt zum jeweiligen 1. August in Kraft. 

Der schulische Teil wird durch die Kultusministerkonferenz separat beschlossen.

Mitmachen und mitgestalten

Damit Ausbildungsordnungen auch künftig nah an der Praxis, technisch aktuell und aus Sicht der Beschäftigten tragfähig sind, braucht es engagierte Fachleute mit Erfahrung. Die IG Metall bringt Perspektiven der Praxis ein und sucht regelmäßig Mitwirkende für Sachverständigengruppen.

Du bist Ausbilder:in, JAV-Mitglied, Betriebsrat oder Fachkraft

Du hast sehr guten Einblick in betriebliche Prozesse? Dann melde Dich bei uns! Wir freuen uns über Rückmeldungen aus der Praxis und über dein Interesse, die berufliche Bildung aktiv mitzugestalten.
Melde Dich bei uns!