Situative Planung ist spontane Reaktion: Auszubildende bekommen Aufgaben, die gerade anfallen. Lernziele oder pädagogische Begleitung? Fehlanzeige. Informelle Planung bedeutet, dass sich die Ausbilder:innen auf Erfahrungswissen verlassen – ohne es zu dokumentieren. Bei der zeitlichen Planung werden Versetzungspläne erstellt, doch es fehlt die inhaltliche Tiefe. Erst die inhaltliche Planung integriert pädagogische Zielsetzungen, strukturierte Lernaufgaben und Reflexionsphasen – idealerweise digital unterstützt.
Diese Unterschiede sind nicht banal. Die Forschung zeigt: In Betrieben mit klarer, schriftlicher Ausbildungsplanung sind die Abbruchquoten niedriger, die Prüfungserfolge höher und die Zufriedenheit der Auszubildenden größer. Die Unternehmen profitieren doppelt: Sie gewinnen motivierte Fachkräfte und stärken ihr eigenes Lernklima.
Doch warum ist inhaltliche Planung nicht längst Standard? Die Studie benennt mehrere Hürden: Zeitmangel, fehlende Schulung des Bildungspersonals und geringe Anerkennung der pädagogischen Dimension der Ausbildung. Oft wird Ausbildung nebenher erledigt – zwischen Produktionsdruck und Personalengpässen. Hinzu kommt: Viele Betriebe wissen schlicht nicht, wie gute Planung aussehen kann.
Genau hier setzt die IG Metall an. Sie fordert Rahmenbedingungen, die pädagogische Planung möglich machen – durch mehr Zeitkontingente, bessere Weiterbildung für Ausbilder:innen und die tarifliche Anerkennung ihrer Rolle. Gute Ausbildung braucht gute Planung – und politische Unterstützung.
Checkliste für Betriebsräte:
- Gibt es im Betrieb eine schriftliche Ausbildungsplanung für alle Berufe?
- Wird die Planung regelmäßig aktualisiert und überprüft?
- Ist die Ausbildungsplanung den Ausbilder:innen und Auszubildenden zugänglich?
- Sind in der Planung konkrete Lernziele pro Ausbildungsabschnitt formuliert?
- Werden die Inhalte auf den Rahmenlehrplan und Ausbildungsrahmenplan abgestimmt?
- Sind Reflexions- und Feedbackphasen eingeplant?
- Wird die Planung als pädagogisches Instrument und nicht nur als Ablaufplan verstanden?
- Wird die Ausbildung von qualifiziertem Bildungspersonal durchgeführt?
- Haben Ausbilder:innen ausreichend Zeitkontingente für Planung und Begleitung?
- Gibt es eine kontinuierliche Weiterbildung für das Bildungspersonal (z. B. zu digitalen Lernmethoden)?
- Nutzen die Ausbilder:innen digitale Werkzeuge zur Planung und Dokumentation?
- Wurden Betriebsrat und JAV in die Planung der Ausbildung einbezogen (§ 98 BetrVG)?
- Gibt es Austauschformate mit den Ausbilder:innen (z. B. Ausbilderkonferenzen)?
- Wird regelmäßig über die Qualität der Ausbildungsplanung berichtet?
- Fordere die Erstellung eines digitalen Ausbildungsplans mit Lernzielen, Methoden und Zuständigkeiten.
- Bestehe auf regelmäßige Auswertungsgespräche zwischen Auszubildenden, Ausbilder:innen und Betriebsrat.
- Setze dich für die Verankerung von Ausbildungsplanung im Qualitätsmanagement des Betriebs ein.