Wie setzen Betriebe Ausbildungsordnungen um!? Ausbildungsplanung

Wie Betriebe Ausbildung planen, wirkt sich direkt auf den Ausbildungserfolg aus. Daniel Schreiber hat in seinem Beitrag auf der Fachtagung gezeigt, was gute Planung ausmacht – und wo Politik und Praxis nachsteuern müssen.

1. Juli 2025 1. Juli 2025


Ausbildungsplanung im Betrieb: Warum sie über Erfolg und Scheitern entscheidet

Ausbildung ist mehr als das bloße Bereitstellen von Arbeitsaufträgen. Damit junge Menschen im Betrieb wirklich lernen – und nicht nur mitarbeiten –, braucht es Planung. Doch genau daran mangelt es in vielen Unternehmen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat im Rahmen seiner Forschungsreihe zur Fachkräftesicherung untersucht, wie betriebliche Ausbildung heute geplant wird – und welche Folgen das für Qualität und Lernerfolg hat.

Die Ergebnisse zeigen: Zwischen den Betrieben gibt es große Unterschiede. Manche organisieren Ausbildung nach dem Prinzip „Learning by Doing“, ohne didaktische Überlegungen. Andere setzen auf ausgefeilte Pläne, die Lernziele, Inhalte und Zuständigkeiten klar regeln. Die Studie unterscheidet vier Typen der Ausbildungsplanung: situative, informelle, zeitliche und inhaltliche Planung. Dabei ist nur die letztgenannte Form systematisch genug, um eine kontinuierlich hohe Ausbildungsqualität zu gewährleisten.
 

Planung sichert Qualität

Ob situativ, informell oder schriftlich geplant: Ausbildungsqualität hängt stark von der Planungstiefe ab. Schreiber et al. empfehlen einheitliche Standards und digitale Tools für mehr Transparenz und Qualität.

Situative Planung

Die Ausbildung ergibt sich aus den Arbeitsaufträgen. Konzeptuelle Überlegungen spielen kaum eine Rolle. Lernziele sind unklar.

Informelle Planung

Es gibt Erfahrungswissen und Routinen, aber keine verschriftlichten Pläne. Die Ausbildungsqualität hängt stark vom einzelnen Ausbilder ab.

Zeitliche Planung

Ein Versetzungsplan zeigt, wann Azubis welche Stationen im Betrieb durchlaufen – ohne inhaltliche Ausgestaltung.

Inhaltliche Planung

Der Goldstandard: Ein schriftlicher Plan mit Lernzielen, Inhalten und Zuständigkeiten, oft digital umgesetzt.

Situative Planung ist spontane Reaktion: Auszubildende bekommen Aufgaben, die gerade anfallen. Lernziele oder pädagogische Begleitung? Fehlanzeige. Informelle Planung bedeutet, dass sich die Ausbilder:innen auf Erfahrungswissen verlassen – ohne es zu dokumentieren. Bei der zeitlichen Planung werden Versetzungspläne erstellt, doch es fehlt die inhaltliche Tiefe. Erst die inhaltliche Planung integriert pädagogische Zielsetzungen, strukturierte Lernaufgaben und Reflexionsphasen – idealerweise digital unterstützt.

Diese Unterschiede sind nicht banal. Die Forschung zeigt: In Betrieben mit klarer, schriftlicher Ausbildungsplanung sind die Abbruchquoten niedriger, die Prüfungserfolge höher und die Zufriedenheit der Auszubildenden größer. Die Unternehmen profitieren doppelt: Sie gewinnen motivierte Fachkräfte und stärken ihr eigenes Lernklima.
 


Doch warum ist inhaltliche Planung nicht längst Standard? Die Studie benennt mehrere Hürden: Zeitmangel, fehlende Schulung des Bildungspersonals und geringe Anerkennung der pädagogischen Dimension der Ausbildung. Oft wird Ausbildung nebenher erledigt – zwischen Produktionsdruck und Personalengpässen. Hinzu kommt: Viele Betriebe wissen schlicht nicht, wie gute Planung aussehen kann.


Genau hier setzt die IG Metall an. Sie fordert Rahmenbedingungen, die pädagogische Planung möglich machen – durch mehr Zeitkontingente, bessere Weiterbildung für Ausbilder:innen und die tarifliche Anerkennung ihrer Rolle. Gute Ausbildung braucht gute Planung – und politische Unterstützung.
 


Checkliste für Betriebsräte: Ausbildungsplanung mitgestalten


Grundlagen klären

  • Gibt es im Betrieb eine schriftliche Ausbildungsplanung für alle Berufe?
  • Wird die Planung regelmäßig aktualisiert und überprüft?
  • Ist die Ausbildungsplanung den Ausbilder:innen und Auszubildenden zugänglich?

Inhaltliche Tiefe prüfen

  • Sind in der Planung konkrete Lernziele pro Ausbildungsabschnitt formuliert?
  • Werden die Inhalte auf den Rahmenlehrplan und Ausbildungsrahmenplan abgestimmt?
  • Sind Reflexions- und Feedbackphasen eingeplant?
  • Wird die Planung als pädagogisches Instrument und nicht nur als Ablaufplan verstanden?

Qualität der Umsetzung bewerten

  • Wird die Ausbildung von qualifiziertem Bildungspersonal durchgeführt?
  • Haben Ausbilder:innen ausreichend Zeitkontingente für Planung und Begleitung?
  • Gibt es eine kontinuierliche Weiterbildung für das Bildungspersonal (z. B. zu digitalen Lernmethoden)?
  • Nutzen die Ausbilder:innen digitale Werkzeuge zur Planung und Dokumentation?

Mitbestimmung und Beteiligung einfordern

  • Wurden Betriebsrat und JAV in die Planung der Ausbildung einbezogen (§ 98 BetrVG)?
  • Gibt es Austauschformate mit den Ausbilder:innen (z. B. Ausbilderkonferenzen)?
  • Wird regelmäßig über die Qualität der Ausbildungsplanung berichtet?
     

Empfehlungen aufgreifen

  • Fordere die Erstellung eines digitalen Ausbildungsplans mit Lernzielen, Methoden und Zuständigkeiten.
  • Bestehe auf regelmäßige Auswertungsgespräche zwischen Auszubildenden, Ausbilder:innen und Betriebsrat.
  • Setze dich für die Verankerung von Ausbildungsplanung im Qualitätsmanagement des Betriebs ein.
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