Soziale Herkunft wirkt – leise, aber massiv
El-Mafaalani zeigt: Kinder aus armen oder bildungsfernen Familien erleben früh, dass sie sich stärker anstrengen müssen, um mithalten zu können. Ihre Leistungen werden häufiger infrage gestellt, ihr Verhalten schneller sanktioniert. „Du musst dich ein bisschen mehr anstrengen als die anderen“, habe ihm sein Vater gesagt – nicht als Motivation, sondern als bittere Realität.
Selbst wer objektiv dieselbe Leistung bringt, wird oft unterschiedlich wahrgenommen – weil Herkunft mitgedacht wird. Wer in der Schule oder Ausbildung aus dem Raster fällt, bekommt nicht sofort Unterstützung, sondern wird eher als Problem gesehen. Der Soziologe spricht von einem systematischen Mechanismus, der soziale Ungleichheit reproduziert – über Sprache, Codes, unausgesprochene Erwartungen.
Übergänge sind Schlüsselmomente
Gerade an Übergängen – von der Schule in die Ausbildung, von der Ausbildung in die Fortbildung – entscheidet sich, ob ein Mensch sich weiterentwickeln kann oder auf der Stelle tritt. Wer aus einem gut situierten Elternhaus kommt, bekommt Unterstützung, kennt die Spielregeln, hat Sicherheit. Wer nicht, steht schnell allein da.
Deshalb ist die Gestaltung dieser Übergänge keine Nebensache – sondern eine zentrale Gerechtigkeitsfrage.
Was das mit der IG Metall zu tun hat
Die IG Metall gestaltet berufliche Bildung mit – und übernimmt Verantwortung, damit Herkunft nicht über Zukunft entscheidet. Sie achtet darauf,
- dass Fortbildungsregelungen durchlässig sind,
- dass Meister- und Technikerwege erreichbar bleiben,
- dass Prüfungen fair sind,
- und dass Bildung nicht zur Kostenfrage wird.
Gewerkschaften setzen sich für eine Infrastruktur ein, die sozialen Aufstieg nicht dem Zufall überlässt. Dabei geht es nicht um Förderprogramme von oben, sondern um Rechte und Strukturen, die kollektiv durchgesetzt werden – durch Mitbestimmung in Ausschüssen, Gremien und Tarifverträgen.
Wer aus einfachen Verhältnissen kommt, braucht nicht mehr Disziplin, sondern mehr Rückenwind. Bildungsgerechtigkeit heißt: Den Übergang von der Ausbildung in die Karriere so zu gestalten, dass Engagement tatsächlich belohnt wird – und nicht Herkunft entscheidet.
Als Aktive in der IG Metall ist es unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass dieser Anspruch in der Realität ankommt.