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Geteiltes Echo auf Bericht zur Exzellenzinitiative

Exzellent ist, was wir daraus mache!

18.02.2016 Ι Während sich die meisten Experten insgesamt eher positiv zur Exzellenzinitiative und ihrer Weiterentwicklung äußerten, besteht die Kritik der Gewerkschaften und anderer Organisationen weiter fort. WAP stellt die Positionen zusammen.

Die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen ist ein 2005/06 erstmals ausgelobtes Förderprogramm in Deutschland, das nun weiter entwickelt werden soll. Hierzu einige Stimmen:

 

 

Aufzeichnung der Expertenrunde (Quelle: www.bundestag.de)

 

"Die Exzellenzinitiative hat eine neue Dynamik in das deutsche Universitätssystem gebracht. Sie ist zu einem Symbol geworden für den Willen, die deutschen Universitäten international besser zu qualifizieren und hat einigen der leistungsfähigsten Universitäten zusätzliche Mittel an die Hand gegeben, um ihre Forschung zu stärken und ihre Strukturen zu optimieren. Das sagte Prof. Dr. Dieter Imboden, Vorsitzender der Internationalen Expertenkommission, zur Evaluation der Exzellenzinitiative, bei der Vorstellung des Endberichts.  Kritisch merkte er an, das es bei der Governance, also der Führung an den deutschen Universitäten, immer noch ein erhebliches ungenutztes Potenzial gebe und ein substanzieller Nachholbedarf bestehe. Ferner trat Imboden für eine stärke inhaltliche Differenzierung der Universitäten ein. Ein erfolgreicher Differenzierungsprozess bedinge eine dafür geeignete Governance der Universität, welche auf Autonomie und starke Führungsstrukturen beruhe.

 

Ferner führte Imboden aus, dass zur Weiterführung der Exzellenzinitiative die Exzellenzcluster weiter gefördert werden sollen, vom Zuschnitt aber offener gestaltet werden müssen, sowohl im Hinblick auf die Thematik als auch bezüglich des finanziellen Umfangs. Ferner schlägt die internationale Kommission aus zehn renommierten Wissenschaftlern vor, eine Exzellenzprämie einzuführen, die einzig aufgrund der vergangenen Leistung an die zehn besten Universitäten für einen Zeitraum von sieben bis acht Jahren vergeben werden soll. Die Prämie soll pro Universität und Jahr ungefähr 15 Millionen Euro betragen."

 

"Während sich die meisten Experten insgesamt eher positiv zur Exzellenzinitiative und ihrer Weiterentwicklung äußerten, merkte Torsten Bultmann vom Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) an, dass die Exzellenzinitiative vor allem ein Sonderprogramm der universitären Spitzenforschung sei und nicht dem grundständigen Normalbetrieb an den Universitäten diene und diesen auch nicht gestärkt habe. Bultmann sagte: "Im Kern ist sie ein politisches Programm." Es solle ein neuartiges, in Exzellenz und Masse aufgespaltenes Universitätssystem konstruiert werden."

 

"Frau Dr. Dagmar Simon, Leiterin der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung  fragte, wie in Zukunft auch die Qualität und Leistungsfähigkeit des breiten "Mittelfeldes" der Universitäten gestärkt werden könnte. Zugleich machte sie darauf aufmerksam, dass bei der bisherigen Exzellenzinitiative durchaus auch Universitäten davon profitiert hätten, die später dann doch nicht zu Spitzenclustern ernannt worden seien. Allein die Ausarbeitung und die Anstrengungen, zur Spitze zu gehören, hätten Impulse für das System gebracht."

 

Autoritäre Wissenschaft ist keine Wissenschaft - Studierende weisen Ansinnen der Imboden-Kommission zurück

Sandro Philippi, Mitglied im Vorstand des fzs, kommentiert: "Besonders erschreckend und offenbarend ist die Betonung von Führung, Zentralisierung und Hierarchie, welche seitens der Kommission [...] betont wurde. Unter dem dem Schlagwort Governance möchte die Imboden-kommission die Hochschulen wesentlich autoritärer strukturieren als bisher. Präsidien sollen also noch mehr disziplinarische Macht erhalten und damit zu Unternehmensführungen alten Typs geformt werden. Dieser Anspruch ist an sich falsch, da Wissenschaft auf Pluralität und Kritik beruht und nicht auf Gehorsam und Disziplin. [...] Genauso zieht Konkurrenz eine verengte wissenschaftliche Praxis nach sich.

[...] Besonders bedenklich ist der Wunsch, durch einen Konkurrenzdruck Einfluss auf die Gesetzgebung der Länder nehmen zu wollen"

Ben Seel, ebenfalls Mitglied des Vorstandes, ergänzt: "Die Exzellenzinitiative bleibt in ihrem Fundament eine Fehlentwicklung der deutschen Hochschulsteuerung. Wissenschaft und Forschung lassen sich genauso wenig quantitativ vergleichen wie Bildung. Die Imboden-Kommission fordert nun explizit den Wettbewerb nach dem Matthäus-Prinzip "Wer da hat, dem wird gegeben, wer aber nicht hat, dem wird genommen, was er hat" [...] Schon die bisherige Exzellenzinitiative stellte sich als Institutskillerprogramm heraus, da sie im Lichte der "Differenzierung" hauptsächlich Verlierer*innen und Sparzwänge produzierte. Wo differenziert wird, werden wenige Fachbereiche gegen alle anderen ausgespielt. Als Folge daraus ist z.B. das Fach Deutsch als Fremdsprache in den letzten Jahren aus den Universitäten fast verschwunden, was in der heutigen Situation bitter beklagt wird. Wir brachen keine Fortführung, sondern den Stopp dieses fatalen Programms und stattdessen eine breitere soziale Finanzierung von Hochschulen."

 

mehr auf http://www.fzs.de/show/352633.html

 


 

Die Positionen der Gewerkschaften bilden sich seit mehreren Jahren über das hochschulpolitische Programm des DGBs und über das Leitbild "Für eine demokratische
und soziale Hochschule" ab. Hieraus einige Auszüge:

 

"Warum finanziert der Staat mit Milliarden handverlesene Exzellenz-Universitäten, während in den Hörsälen der Putz von den Wänden bröckelt, Studierende wie bei einer Tombola aus den Seminaren gelost werden und viele Hochschulen junge Menschen mit lokalen Zulassungsbeschränkungen (NCs) vom Studium ausgrenzen? Die Gewerkschaften wollen keine Leuchttürme in der Wüste. Wir wollen flächendeckend gut ausgestattete, öffentliche Hochschulen. Und wir wollen, dass der Staat den Hochschulen wieder mehr Grundmittel für ihre Forschung gibt, damit Forschende und Forschungsinhalte nicht mehr so stark von privatwirtschaftlichen Drittmittelgebern abhängen."

 

"Die Einheit von Forschung und Lehre ist eine zentrale Stärke des deutschen Hochschulsystems, die schleichende Trennung von Forschung und Lehre lehnen wir deshalb ab. In der Exzellenzinitiative werden Universitäten gekürt, die sich vermeintlich durch Spitzenleistungen in der Forschung auszeichnen. Universitäten, die sich im Exzellenzwettbewerb nicht durchsetzen, könnten ebenso wie die Fachhochschulen in der Forschung langfristig an Reputation verlieren."

 

 

 

 

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