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Integration durch schulische Bildung

"Ihr habt Großes geleistet"

26.04.2016 Ι Es ist ein echtes Modellprojekt: In München besuchen junge Menschen aus Krisenländern und gescheiterten Staaten, die Flucht, Krieg und Armut hinter sich haben, die Berufsschule. Ein Ortstermin. Von Jeannette Goddar

Ein Zeugnistag ist immer etwas Besonderes; hier, im Münchner Osten, ist er etwas ganz Besonderes. Ein deutsches Dokument in den Händen zu halten, mit dem sie sich bewerben und eines Tages einen Beruf ergreifen können, davon hätten diese Schüler bis vor nicht allzu langer Zeit kaum zu träumen gewagt. Kein Wunder, dass die allermeisten das Zeugnis in ihrem besten Gewand entgegennehmen, was auch immer das ist: der schwarze Anzug, die unverwaschenste Jeans, der Salwar Kamiz, also die afghanisch-persische Kombination aus luftiger Hose und weitem Hemd, ein afrikanisches Kleid.

 

Schulleiter Eric Fincks, ansonsten eher norddeutsch-zurückhaltend, kann den Stolz auf das Erreichte nur unterstützen: "Ihr habt Großes geleistet", ruft er den rund 200 Schülerinnen und Schülern zu - in einer Zeremonie, bei der jedes Zeugnis persönlich überreicht wird: an Senait und Mohammed, Ayse und James, Martha und Boni und all die anderen. Ein Extralob bekommt der 19-jährige Lingala* aus dem Kongo, der es geschafft hat, mit einem Notendurchschnitt von 1,0 und ohne einen Fehltag seinen Mittelschulabschluss zu bekommen. Die Motivation steht ihm ins Gesicht geschrieben. "Den nächsten Schulabschluss schaffe ich auch noch", sagt er, "dies ist nicht meine letzte Schule in Deutschland."

 

Viele dieser Schüler hatten sich allein auf den Weg gemacht. Mit einem Minimum an Habseligkeiten flüchteten sie aus Krisenländern, gescheiterten Staaten, Diktaturen. Wenn sie Glück haben, skypen sie abends mit ihren Eltern. Wenn sie Pech haben, sind die nicht erreichbar oder längst tot. Die Schüler stammen aus Afghanistan, Somalia, aus dem Irak, aus Syrien oder Eritrea, sind mal 16 und mal 25 Jahre alt, haben einen höheren Schulabschluss oder vor ihrer Ankunft in Deutschland noch nie eine Schule von innen gesehen. Was diese Schüler an Voraussetzungen mitbringen, das könnte nicht unterschiedlicher sein - und ist eine Herausforderung auch für die Pädagogik.

 

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