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Bildungsgipfel

DGB fordert Neustart für die Bildungsrepublik

13.09.2017 Ι Einen bildungspolitischen Neustart hat die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack auf dem DGB-Bildungsgipfel am vergangenen Freitag in Berlin gefordert. "Bund und Länder haben wichtige Ziele verfehlt, die sie sich 2008 auf ihrem Dresdner Bildungsgipfel gesetzt hatten. Die Bildungsrepublik Deutschland ist heute in weiter Ferne. Die Digitalisierung, steigende Schülerzahlen und die Inklusion erhöhen zusätzlich den Handlungsbedarf. Wir brauchen deshalb eine neue, gemeinsame Bildungsstrategie. Bund, Länder, Kommunen und Sozialpartner müssen zusammen an der Modernisierung unseres Bildungswesens arbeiten. Alles was diese Kooperation erschwert, sollten wir hinter uns lassen. Das Kooperationsverbot muss aus dem Grundgesetz gestrichen werden. Der Bund muss auch den Schulen helfen können", sagte Hannack.

Sie berief sich dabei auf die Bildungsgipfel-Bilanz, die der Essener Bildungsforscher Prof. Klaus Klemm im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes erstellt hat. "Zwar gibt es heute mehr Krippenplätze, höhere Weiterbildungsquoten und mehr Studienanfänger - aber das reicht nicht. Die soziale Schieflage bleibt die Achillesferse des Bildungssystems. Mehr als 47.000 junge Menschen haben keinen Schulabschluss, knapp 1,4 Millionen Jugendliche zwischen 20 und 29 Jahren keine abgeschlossene Ausbildung. Und auch beim Studium und in der Weiterbildung bleibt eine Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende. Bei den Investitionen in Bildung blieben Bund und Länder zudem deutlich hinter ihren Versprechen zurück. "Inzwischen gibt es sogar Rückschritte. Bei der Bildungsfinanzierung, beim Krippenausbau und bei den jungen Menschen ohne Schulabschluss haben sich die Quoten nach anfänglicher Besserung wieder verschlechtert. Das sind Alarmzeichen, die die Politik nicht ignorieren darf", sagte Elke Hannack.

 

Hannack forderte, eine Reformkommission Bildung einzusetzen, "in der Bund, Länder und Kommunen gemeinsam mit den Sozialpartnern eine echte gesellschaftliche Bildungsstrategie ausarbeiten". Klar sei, dass diese Strategie ständig überprüft und erneuert werden müsse. "Diese Strategie muss atmen. Niemand hatte beim Dresdner Bildungsgipfel 2008 die Fragen der Digitalisierung, der Inklusion oder gar der Integration von einer Million Flüchtlingen auf der Rechnung. Wir brauchen keinen neuen PR-Gipfel, der einmalig tagt und plakative Bildungsziele für das Jahr 2030 verabschiedet", sagte Hannack. Dabei gehe es nicht um einen neuen Bildungszentralismus. Generell brauche es vielmehr einen "kooperativen Föderalismus, der die Länderegoismen im Interesse der gesamtstaatlichen Verantwortung für das Bildungssystem zurückstellt", betonte die Gewerkschafterin.

 

Eckpunkte für eine neue Bildungsstrategie - der DGB fordert:

  • die generelle Modernisierung und den Neubau von Schulen und Hochschulen.
  • einen Pakt für berufliche Schulen, um sie besser mit Technik und mehr qualifiziertem Lehrpersonal auszustatten. Zudem muss der 5 Milliarden-Digital-Pakt, mit dem Frau Wanka alle Schulen besser ausstatten will, endlich auch umgesetzt werden. Bislang ist er im Bundeshaushalt nicht vorgesehen.
  • ein Kita-Qualitätsgesetz, das hohe Qualitätsstandards für die frühkindliche Bildung festlegt
  • einen Rechtsanspruch auf eine qualitativ hochwertige Ganztagsschule, ein Bund-Länder-Programm zur Umsetzung der Inklusion an Schulen und den Ausbau der Schulsozialarbeit
  • eine Ausbildungsgarantie, die allen Jugendlichen den Weg zu einer abgeschlossenen Ausbildung ebnet
  • bundesgesetzliche Regelungen für die Weiterbildung, die Fragen der Freistellung, der Finanzierung, aber auch der Qualität in der Weiterbildung sichern; ein Erwachsenen-BAföG
  • Bildungsfreistellungsgesetze in allen Bundesländern mit bundeseinheitlichen, hohen Standards
  • den Ausbau des BAföG und eine bessere Grundfinanzierung der Hochschulen
  • die Öffnung der Hochschulen für Menschen ohne Abitur
  • bessere Rahmenbedingungen für Beschäftigte im Bildungswesen. Befristungen müssen eingedämmt, die Bezahlung verbessert und die Berufsbilder aufgewertet werden.
  • den Bildungsföderalismus zu modernisieren und das Kooperationsverbot zu streichen.
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Diese Ziele des Dresdner Bildungsgipfels von 2008 wurden nicht erreicht:

  • Quote junger Erwachsener ohne Berufsabschluss: Die angestrebte Halbierung wurde weit verfehlt. Statt der anvisierten 8,5 Prozent bleiben noch immer 13,8 Prozent der Jugendlichen ohne Berufsabschluss.
  • Jugendliche ohne Schulabschluss: statt der angestrebten 4,0 Prozent haben immer noch 5,9 der Jugendlichen keinen Schulabschluss.
  • Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren: Statt der anvisierten 35 Prozent steht nur für 32,9 Prozent dieser Kinder ein Krippenplatz zur Verfügung. In den westlichen Bundesländern liegt diese Quote bei nur 28,2 Prozent.
  • Investitionen: Deutschland investiert weniger als versprochen in sein Bildungswesen. Der Anteil der Ausgaben für Bildung und Forschung an der Wirtschaftskraft des Landes (BIP) liegt mit 9,1 Prozent deutlich unterhalb der angestrebten 10 Prozent-Marke. Es fehlen pro Jahr 27,2 Milliarden Euro, um diese Zielmarke zu erreichen.
  • Lediglich bei der Weiterbildungsbeteiligung und den Studienanfängern wurden die Ziele erreicht. Aber: Vor allem Arbeitslose, Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung und Menschen mit Migrationshintergrund bleiben bei der Weiterbildung unterrepräsentiert. An den Hochschulen kommen 52 Prozent der Studierenden aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hat, aber nur 25 Prozent aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil eine Ausbildung abgeschlossen hat.
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Studie Klaus Klemm: Bildungsgipfel-Bilanz. Studie zur Wirkung des Dresdner Bildungsgipfels vom 22. Oktober 2008

 

Statement Elke Hannack: Für eine gesellschaftliche Bildungsstrategie

 

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