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Weiterbildung

BIBB: Aktuelle Empfehlungen und Strategien zur Qualifizierung Bildungsferner

Bedingungen für Weiterbildung bildungsferner Menschen müssen besser werden

11.04.2018 Ι Bildungsferne Menschen nehmen vergleichsweise wenig an Weiterbildung teil. In Zeiten von Fachkräftemangel und zunehmender Automatisierung von Einfacharbeitsplätzen ist es eine zentrale Herausforderung, diese Teilnahme zu steigern. Die Ergebnisse der wbmonitor-Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) unter Weiterbildungsanbietern sowie die im März vom BIBB-Hauptausschuss verabschiedete Empfehlung "Abschlussorientierte Qualifizierung Erwachsener: Gelingensbedingungen und Erfolgsfaktoren" geben Impulse für Erfolg versprechende Strategien, wie hier Hemmnisse überwunden und Potenziale besser ausgeschöpft werden können.

Die Anforderungen an Beschäftigte werden durch die digitalen Transformationsprozesse wachsen. Die berufliche Bildung muss dazu beitragen, dass möglichst alle Menschen einen beruflichen Abschluss erreichen. Insbesondere muss das Nachholen von Abschlüssen auch in späteren Lebensjahren möglich sein. Dafür gilt es, die Weichen zu stellen und insbesondere die abschlussorientierte Weiterbildung zu schärfen und auszubauen. Ein Unterausschuss des BIBB-Hauptausschuss mit Vertreter*innen aller Bänke, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Bund und Länder, hat die Empfehlung "Abschlussorientierte Qualifizierung Erwachsener: Gelingensbedingungen und Erfolgsfaktoren" erarbeitet. Darin werden beispielsweise Anforderungen und Empfehlungen zu Aspekten wie Bildungsberatung von Erwachsenen, Gestaltung von Lernangeboten, Finanzierungsfragen, betriebliche Personalentwicklung oder Rolle von Weiterbildungseinrichtungen gegeben.

 

Die Ergebnisse der wbmonitor-Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) unter Weiterbildungsanbietern stützen die Empfehlungen. Aus den über 800 Rückmeldungen ergeben sich sechs Handlungsfelder:

 

Information, Beratung und Ansprache

Von zentraler Bedeutung ist es, die Zielgruppe zu erreichen und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Neben adressatengerechter Öffentlichkeitsarbeit könnten Mittlerpersonen, die Bildungsfernen nahestehen (zum Beispiel Personen aus ihrem Lebensbereich oder Sozialarbeiter/-innen), den Zugang zu ihnen unterstützen. Die befragten Anbieter sehen ferner "aufsuchende" Beratungs- und Bildungsangebote als sinnvoll an, bei denen also vor Ort im eigenen Umfeld mit den betroffenen Personen Kontakt aufgenommen wird.

 

Zielgruppenspezifische Konzeption und Gestaltung der Angebote

Vor allem ein niederschwelliger Zugang, der die Lernentwöhnung vieler Bildungsferner berücksichtigt, und organisatorisch-zeitliche Erleichterungen werden als wichtige Punkte genannt.

 

Staatliche Förderung

Die befragten Anbieter sprechen sich für eine Optimierung, insbesondere Entbürokratisierung bestehender Förderstrukturen aus. Förderinstrumente sollten einfacher gestaltet und für die Zielgruppe leichter zugänglich sein.

 

Motivation, Anreize, Perspektiven

Um eine positivere Einstellung der Betroffenen für die Teilnahme an Weiterbildung zu erreichen, sei es von Bedeutung, bessere berufliche und finanzielle Perspektiven zu verdeutlichen. Idealerweise sollten ein Arbeitsplatzangebot oder eine Beförderung konkret in Aussicht stehen.

 

Betreuung, Begleitung, Coaching

Um eine stabilere Lebensführung Betroffener zu erreichen, sprechen sich die Weiterbildungsanbieter für begleitende sozialpädagogische Betreuung aus. Weiterhin könnte gezielte Lernbegleitung Lernentwöhnte bei der Bildungsteilnahme unterstützen.

 

Kooperation und Vernetzung

Kooperationsstrukturen können helfen, Zugang zur Zielgruppe zu bekommen und Qualifizierungsangebote auf betriebliche Bedarfe auszurichten.

 

https://www.bibb.de/images/content/BWP1-2018koscheck_samray-abb2sc.jpg

 

Bildungsferne Personen, also Menschen, die aufgrund unterschiedlicher Benachteiligungen wenig an institutionalisierter Bildung teilnehmen und mehrheitlich über geringe Bildungs- und Berufsqualifikationen verfügen, beteiligen sich nur rund halb so viel an organisierten Weiterbildungsmaßnahmen wie Akademiker*innen. Durch diese deutlich seltenere Teilnahme setzen sich beim lebenslangen Lernen Bildungsungleichheiten fort. Ein wesentliches Problem sind negative Einstellungen gegenüber (Weiter-)Bildung.

 

Die wbmonitor-Ergebnisse verdeutlichen die Vielschichtigkeit des Unterfangens, sie an Qualifizierung heranzuführen; erforderlich ist ein längerfristiger und ganzheitlicher Ansatz. Die Umfrageergebnisse sprechen aus Sicht der BIBB-Autoren dafür, die Informationsarbeit grundsätzlich zu intensivieren, zum Beispiel mithilfe einer an die Zielgruppe angepassten Imagekampagne in Social Media, mobiler Beratungsstellen oder auch koordinierter Kooperationsstrukturen zwischen den beteiligten Akteuren (Kostenträger, Anbieter, Sozialarbeit, Betriebe). Weiterbildungsmaßnahmen selbst sollten niederschwellig und praxisnah angelegt, in Kleingruppengröße durchgeführt und möglichst von sozialpädagogischer Betreuung und Lernbegleitung flankiert werden. Bei einem vereinfachten Zugang zu Förderinstrumenten stellt sich allerdings das Problem des zielgerichteten Einsatzes öffentlicher Mittel.

 

wbmonitor ist die größte jährliche Umfrage bei Weiterbildungsanbietern in Deutschland. Das Kooperationsprojekt des BIBB und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung - Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. (DIE) hat insbesondere das Ziel, mehr Transparenz über die vielschichtige Weiterbildungslandschaft herzustellen.

 

Artikel "Strategien zur Qualifizierung Bildungsferner aus Anbietersicht" aus der BIBB-Fachzeitschrift "Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis - BWP", Heft 1/2018: https://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/bwp/show/8567

 

Empfehlung 170 des BIBB-Hauptausschusses, "Abschlussorientierte Qualifizierung Erwachsener: Gelingensbedingungen und Erfolgsfaktoren"

https://www.bibb.de/dokumente/pdf/HA170.pdf

 

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