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Diamant

Neue Ausbildungsordnung für 3 Edelsteinberufe - Zukunftsweisende Ausbildungsordnung nach langen Vorarbeiten erreicht

Neue Ausbildungsordnung für Edelsteinschleifer/innen - Inkrafttreten der neuen Ausbildungsordnung am 1. August 2018

19.06.2018 Ι "Diamonds are a girl's best friend" sang Marilyn Monroe und begründete dies mit dem hohen, viele Veränderungen des Lebens überdauernden Wert.

Edelsteine gibt es in großer Vielfalt. Der Diamant gehört dazu, wobei ein Diamant, der in eine besondere Form geschliffen wurde, Brillant genannt wird. Die Arbeitsbedingungen, unter denen Edelsteine gewonnen werden, sind hart. Immer mal wieder machen sie Schlagzeilen. Rohdiamanten dienten auch zur Finanzierung von Bürgerkriegen, weshalb seriöse Händler Steine ohne Herkunftsnachweis meist meiden. Für geschliffene Diamanten findet man selten einen Herkunftsnachweis. Die Faszination edler Steine ist zwar ungebrochen, doch befindet sich die Branche seit Jahren in einem Veränderungsprozess. Die Zahl der Beschäftigten hat sich in den vergangenen Jahren stark verringert, da das Schleifen der Steine vielfach im Ausland erfolgt. Fachleute finden sich überwiegend in und um Idar-Oberstein. Dort werden Schmucksteine und Industriediamanten geschliffen sowie gleichartige Werkstoffe.

 

Die hohe Kunst der Edelsteinschleifer und Edelsteingraveure ist es, dem Stein anzusehen, mit welchem Schliff seine ganze Schönheit am besten zur Geltung kommen wird. Sie brauchen viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl.

 

Bisher gab es drei Berufe, Diamantschleifer (VO von 1989), Edelsteinschleifer (VO von 1992) und Edelsteingraveure (VO von 1992). Vor dem Hintergrund rückläufiger Azubizahlen wurden diese 3 Berufe jetzt zu einem Beruf in einer Ausbildungsordnung zusammengefasst. Die neue Berufsbezeichnung lautet " Edelsteinschleifer/in". Rechtsgrundlagen sind das BBiG und die HwO.

 

Im Vorfeld der Neuordnung wurde vom Bundesinstitut für Berufsbildung eine umfangreiche Evaluation von insgesamt 10 Berufen im Bereich Schmuck durchgeführt. Aufgrund des 2015 vorgelegten Abschlussberichtes entschieden sich die Sozialpartner im ersten Schritt zu der o.g. Zusammenlegung dieser 3 Berufe, was im Antragsgespräch vom Verordnungsgeber auch unterstützt wurde.

 

Jetzt haben wir, die Sachverständigen der IG Metall, gemeinsam mit den Arbeitgebern diese neue Verordnung über die Berufsausbildung zum / zur  Edelsteinschleifer/in erarbeitet.

 

Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre.

Die neue Ausbildungskonzeption berücksichtigt die Veränderungen in den Arbeits- und Geschäftsprozessen dieser Branche. Es wird in den vier Fachrichtungen Edelsteingravieren, Edelsteinschleifen, Industriediamantschleifen und Schmuckdiamantschleifen ausgebildet.

 

Die neue Ausbildungsordnung ermöglicht eine ganzheitliche Ausbildung, die zusätzlich zu den fachspezifischen Qualifikationen (z.B. Prüfen und Beurteilen von Edelsteinen, Gravieren von Edelsteinen, Schleifen und Polieren von Edelsteinen und Schmuckdiamanten, Schleifen von Diamanten für technische Anwendungen) auch Inhalte aus dem Umweltschutz, zum Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen und zum Durchführen von qualitätssichernden Maßnahmen berücksichtigt.

 

Die Zwischenprüfung - die Gestreckte Prüfung war aus fachlichen Gründen nicht machbar -  findet im Prüfungsbereich Edelsteinbearbeitung statt. Der Prüfling soll in insgesamt 7 Stunden zwei Prüfungsstücke anfertigen und die Arbeitsschritte dokumentieren. Zusätzlich werden in 120 Minuten Aufgaben schriftlich bearbeitet.

 

Die Abschluss-/ Gesellenprüfung besteht in allen Fachrichtungen aus jeweils 3 Prüfungsbereichen.

 

Fachrichtung Edelsteingravieren:

 

Die Prüfungszeit beträgt im ersten Prüfungsbereich Edelsteine gravieren insgesamt 16 Stunden. Der Prüfling soll zwei Prüfungsstücke anfertigen und die Arbeitsabläufe dokumentieren. Anschließend wird mit ihm zu jedem Prüfungsstück ein auftragsbezogenes Fachgespräch geführt. Beide Fachgespräche dauern zusammen höchstens 20 Minuten.

 

Im Prüfungsbereich Fertigungsplanung werden Aufgaben schriftlich bearbeitet. Die Prüfungszeit beträgt 180 Minuten.

 

Im Prüfungsbereich Wirtschafts- und Sozialkunde sollen in 60 Minuten praxisbezogene Aufgaben schriftlich gelöst werden.

 

Fachrichtung Edelsteinschleifen:

 

Die Prüfungszeit beträgt im ersten Prüfungsbereich Edelsteine schleifen insgesamt 16 Stunden. Der Prüfling soll zwei Prüfungsstücke anfertigen und die Arbeitsabläufe dokumentieren. Anschließend wird mit ihm zu jedem Prüfungsstück ein auftragsbezogenes Fachgespräch geführt. Beide Fachgespräche dauern zusammen höchstens 20 Minuten

 

Die Anforderungen für die Prüfungsbereiche Fertigungsplanung sowie Wirtschafts- und Sozialkunde sind für alle Fachrichtungen gleich (siehe FR Edelsteingravieren), wobei inhaltlich natürlich Unterschiede in der Fertigungsplanung bestehen.

 

Fachrichtung Industriediamantschleifen:

 

Die Prüfungszeit beträgt im ersten Prüfungsbereich Industriediamanten schleifen insgesamt 12 Stunden. Der Prüfling soll drei Prüfungsstücke anfertigen und die Arbeitsabläufe dokumentieren. Anschließend wird mit ihm zu jedem Prüfungsstück ein auftragsbezogenes Fachgespräch geführt. Die 3 Fachgespräche dauern zusammen höchstens 20 Minuten

 

Die Anforderungen für die Prüfungsbereiche Fertigungsplanung sowie Wirtschafts- und Sozialkunde sind für alle Fachrichtungen gleich, wobei inhaltlich natürlich Unterschiede in der Fertigungsplanung bestehen.

 

Fachrichtung Schmuckdiamantschleifen:

 

Die Prüfungszeit beträgt im ersten Prüfungsbereich Schmuckdiamanten schleifen insgesamt 16 Stunden. Der Prüfling soll vier Prüfungsstücke anfertigen und die Arbeitsabläufe dokumentieren. Anschließend wird mit ihm zu einem festgelegten Prüfungsstück ein auftragsbezogenes Fachgespräch von 10 Minuten geführt.

Die Anforderungen für die Prüfungsbereiche Fertigungsplanung sowie Wirtschafts- und Sozialkunde sind für alle Fachrichtungen gleich, wobei inhaltlich natürlich Unterschiede in der Fertigungsplanung bestehen.

 

Die neuen Prüfungsanforderungen berücksichtigen den tatsächlichen betrieblichen Arbeitsablauf und die Spezialisierungen der Fachkräfte.

 

Die vorliegende modernisierte Ausbildungsordnung bietet eine gute Grundlage für die Gestaltung der beruflichen Zukunft. Die Grundlagen für lebensbegleitendes Lernen werden gelegt. Auszubildende und qualifizierte Fachkräfte werden in der Region gesucht.

 

Jetzt kommt es darauf an, dass alle Beteiligten sich aktiv um die Umsetzung dieser Veränderungen in den Betrieben und der Berufsschule kümmern, um eine wirklich zukunftsweisende Ausbildung zu gewährleisten. Sonst bleiben die Veränderungen auf dem Papier, das bekanntlich geduldig ist...

 

Unser Dank gilt vor allem den Sachverständigen der IGM, die sich sehr engagiert an der Erarbeitung der neuen Ausbildungsordnung beteiligt haben!

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