IG Metall
„WAP” das Berufsbildungsportal
WAP - Springe direkt:
Inhalt
     
Argumente

Viele Details, keine Struktur, reformerisches Stückwerk

Neues ARGUMENTE-Heft des Wissenschaftlichen Beraterkreises analysiert die bildungspolitischen Vereinbarungen im Koalitionsvertrag

01.03.2019 Ι Vor gut einem Jahr, am 07. Februar 2018, wurde der Koalitionsvertrag von den Unterhändlern von CDU, CSU und SPD unterzeichnet und danach von den Parteien beschlossen. Die SPD führte eigens einen Mitgliederentscheid durch. Die Bildungspolitik nimmt in den Vereinbarungen einen Schwerpunkt ein. Nach einem Jahr Regierungshandeln veröffentlicht nun der Wissenschaftliche Beraterkreis von ver.di und IG Metall, der beide Gewerkschaften in Fragen der Bildungspolitik wissenschaftlich berät, stellt er mit einem weiteren ARGUMENTE-Heft die bildungspolitischen Vereinbarungen und erste Umsetzungsschritte auf den Prüfstand und zeigt mögliche alternative Handlungsperspektiven auf.

In der Summe werfen die bildungspolitischen Vereinbarungen im Koalitionsvertrag mehr Fragen auf als sie beantworten. Einerseits gibt es konkrete, eher kleinteilige Vorschläge, anderseits fehlen die Struktur, ein Umsetzungskonzept und - was am schwersten wiegt - eine konzentrierte bildungspolitische Reformperspektive. Nach einem Jahr fällt das Resümee deswegen kritisch aus. Eine Vielzahl von Gremien und Kommissionen, die auch Fragen der allgemeinen Bildung und der beruflichen Aus- und Weiterbildung fokussieren, arbeitet nebeneinander her. Wenig ist bisher in Gesetzesform gegossen worden. Bis heute ist nicht erkennbar, wann und in welcher Form der Nationale Bildungsrat eingerichtet wird. Der gerade beschlossene Digitalpakt Schule kann allenfalls in Ansätzen zu einer besseren Infrastruktur beitragen. Ein Beitrag zu einer notwendigen pädagogisch durchdachten Konzeption zur Medienbildung ist er nicht. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Reform des Berufsbildungsgesetzes sind höchst umstritten und taugen wenig zu der von den Gewerkschaften erwarteten Weiterentwicklung beruflicher Aus- und Weiterbildung im Sinne von Partizipation und Mindestqualität. Zur Verbesserung der Arbeitsverhältnisse für die im Bildungsbereich Beschäftigten wurden kaum Aussagen getätigt, geschweige denn Handlungsschritte eingeleitet.

Der Beraterkreis setzt sich für eine Bildungsreform ein, die sich an einem emanzipatorischen Bildungsbegriff orientiert, die auf dem Prinzip der erweiterten Beruflichkeit beruht und die sich an den Kriterien guter Arbeit misst. Er unterstreicht die öffentliche Verantwortung für Bildung und setzt sich weiterhin für ein integratives, durchlässiges und qualitativ hochwertiges Bildungswesen ein. Mit diesem  ARGUMENTE-Heft soll ein Beitrag dazu geleistet werden, die bildungspolitischen Vorhaben der Bundesregierung entlang der Notwendigkeit einer umfassenden und dringend notwendigen Bildungsreform zu diskutieren. In der Analyse der verschiedenen Verabredungen und Maßnahmen werden sowohl Defizite aufgespürt wie auch Spielräume und Ansatzpunkte für die anstehenden politischen und gesellschaftlichen Debatten benannt.

Der von den Bildungsbereichen von ver.di und IG Metall koordinierte Wissenschaftliche Beraterkreis nimmt seit 15 Jahren Stellung zu relevanten bildungspolitischen Themen. Er leistet eine kritische Analyse des Bildungs- und Beschäftigungssystems in Deutschland und gibt auf der Basis der Befunde Empfehlungen für Gewerkschaften, Unternehmen, Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit.  Hinweise zu seinem Selbstverständnis, seiner Arbeitsweise, den aktuellen Mitgliedern und seinen Veröffentlichungen findet man auf seiner Homepage: https://wissenschaftlicher-beraterkreis.de/

 

Angemeldete Benutzer können hier ein Kommentar hinterlassen
Timo Gayer Ι 14.02.2020
Wenn man den Bund nicht im Boot hat, muss man nicht über berufliche Bildung nachdenken"
Aus Sicht des Direktors der Abteilung "Struktur und Steuerung des Bildungswesens" beim Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, Professor Kai Maaz, ist das Scheitern des von der Bundesregierung geplanten Nationalen Bildungsrates, der länderübergreifend für eine bessere Vergleichbarkeit und gemeinsame Qualitätsstandards an Schulen sorgen sollte, bedauerlich. Das machte Maaz während einer öffentlichen Sitzung des Parlamentarischen Beirats für Nachhaltige Entwicklung am Mittwochabend zum Thema "Strukturanforderungen an ein zukunftsfähiges Bildungssystem" deutlich. Damit sei eine Chance liegengelassen worden, sagte er. Die anstehenden Herausforderungen im Bildungsbereich könnten die Länder nicht allein bewältigen. Dass die Länder nun eine eigene Initiative - ohne den Bund - starten wollten, sehe er kritisch. Es sei wenig sinnvoll, "zentrale Fragen, die das Bildungssystem betreffen, ohne Beteiligung des Bundes zu diskutieren". So gebe es etwa bei der beruflichen Bildung geteilte Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern. "Wenn man den Bund nicht im Boot hat, muss man nicht über berufliche Bildung nachdenken", sagte Maaz. Gleiches gelte auch für andere Bildungsbereiche. (Quelle: hib Nr. 180)
Timo Gayer Ι 06.12.2019
Gratulation zu soviel Weitsicht -?-!-?-
Nach Meldungen der Süddeutschen Zeitung, haben die Länder in der gestrigen KMK-Sitzung einen eigenen "Bildungsrat" ohne den Bund beschlossen. Das ist dann wohl eine Art "Schulrat", denn die Kompetenz für den Bereich der beruflichen Bildung liegt beim Bund und die Hochschulen haben bereits den Wissenschaftsrat. Damit konterkarieren sie nicht nur den Koalitionsvertrag sondern auch die Bemühungen um mehr Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen - ein systematischer Dialog aller Beteiligten täte hier gut.
Timo Gayer Ι 03.12.2019
Jetzt Nationalen Bildungsrat einrichten
Eine gemeinsame Bildungsstrategie von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialpartnern hat die stellvertretende DGB–Vorsitzende Elke Hannack, anlässlich der heute veröffentlichten PISA–Ergebnisse (PISA 2018) gefordert. Mehr auf https://www.dgb.de/presse/++co++a8e6a040-159d-11ea-9691-52540088cada
Timo Gayer Ι 26.11.2019
"Wir brauchen eine Bildungsstrategie statt Kompetenzhickhack"
Die Länder Bayern und Baden-Württemberg haben angekündigt, aus dem Nationalen Bildungsrat auszusteigen. Die Einrichtung des Rats ist Teil des Koalitionsvertrags von CDU, CSU und SPD auf Bundesebene. Das Gremium soll aus Expertinnen und Experten sowie Vertreterinnen und Vertretern von Bund und Ländern bestehen. "Das Aus für den Nationalen Bildungsrat ist eine krachende Niederlage für die Kultusminister", erklärte DGB-Vize Elke Hannack. "Sie erweisen sich einmal mehr als reformunfähig." Mehr auf https://www.dgb.de/themen/++co++1664df46-1031-11ea-9c03-52540088cada

Bildungspolitik

Links und Zusatzinformationen
IGM_verdi-wiss_beraterkreis
Servicebereich