Projekt: HIPP
High Performance in Prüfungsausschüssen
Ausgangssituation
Das duale Berufsausbildungssystem in Deutschland zeichnet sich durch einen hohen Quali-tätsstandard und die Innovationsfähigkeit der angehenden Facharbeiter/innen aus. Ein zent-raler Faktor für die Qualität beruflicher Bildung sind die Mitglieder in Prüfungsausschüssen. Sie müssen die Prüfungen entsprechend den rechtlichen Vorgaben abnehmen. Zugleich müssen sie gewährleisten, dass die überprüften Inhalte mit den veränderten Technologien und Prozessen in den Betrieben einhergehen.
Über 300.000 ehrenamtliche Prüfer/innen sind nach Schätzungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB 2008) zurzeit in Deutschland für die zuständigen Stellen in Prüfungs-ausschüssen ehrenamtlich tätig. Sie tragen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement zur Si-cherung und zum Erhalt der Qualität in der Berufsbildung bei.
Für eine hohe Prüfungsqualität werden kompetente Prüferinnen und Prüfer aus den Betrie-ben benötigt. Gegenüber klassischen Prüfungsmodellen bspw. beim Abitur oder bei Hoch-schulprüfungen unterscheiden sich die Prüfungen in der beruflichen Bildung grundlegend. Bei beruflichen Abschlussprüfungen handelt es sich um eine Expertise der "Praxisgemein-schaft" zur Validität der einschlägigen beruflichen Kompetenzen bei den Absolventen. Kom-petenznachweise sind nur von erfahrenen Betriebsexperten in der jeweiligen Domäne zu beurteilen (Rauner/Haasler/Heinemann/Grollmann 2009, S. 26f).
Die Mitarbeit in den Prüfungsausschüssen erfolgt ehrenamtlich, das gilt für alle Beteiligten - egal ob von Arbeitgeber- oder von Arbeitnehmerorganisationen oder von den Schulen in den Ausschuss entsandt. Um die Interessen der Arbeitnehmer/innen adäquat vertreten zu kön-nen, müssen ihre Beauftragten nicht nur über die erforderlichen aktuellen Qualifikationen, Kompetenzen und Informationen verfügen, sondern für die Ausübung ihres Ehrenamtes ent-sprechend betreut und unterstützt werden. Um diesen hohen Anspruch erfüllen zu können, sind die Gewerkschaften auf aktive Unterstützung angewiesen.
Mit dem Projekt "
High Performance in Prüfungsausschüssen: Betreuung und Kompetenz-entwicklung von Arbeitnehmerbeauftragten" (HIPP) sollen Instrumente und Maßnahmen entwickelt und erprobt werden, die der IG Metall dabei helfen, Arbeitnehmerbeauftragte in Prüfungsausschüssen der beruflichen Bildung in ihrem Organisationsbereich zu betreuen und ihren Kompetenzentwicklungsprozess zu unterstützen. Der Zuständigkeitsbereich der IG Metall erstreckt sich dabei auf Industrie und Handwerk, und über die Branchen Metall, Elektro, Holz, Kunststoff, Textil, Bekleidung und IT hinweg.
Es sollen Prüferinnen und Prüfer in den Prüfungsausschüssen nach §§ 39 und 40 Berufsbil-dungsgesetzes (BBiG), §§ 33 und 34 Handwerksordnung (HwO), Gesellenprüfungsaus-schüsse der Innungen, soweit den Innungen das Prüfungswesen übertragen wurde (§ 33.1und § 34.5 HWO) in den Fokus genommen werden.
Projektziele
Im Projekt sind folgende Maßnahmen und Aktivitäten zur Betreuung von Arbeitnehmerbeauf-tragten in Prüfungsausschüssen vorgesehen:
- Aufbau einer freiwilligen Prüferregistrierung und damit verbunden einer Verteilerstruktur,
- Aufbau und Herausgabe eines regelmäßigen Informationsdienstes, mit dem insbesondere die Aufbereitung von Erfahrungen in der Prüfertätigkeit und Transfer von Beispielen "Guter Praxis" (good-practice) erfolgen soll,
- Entwicklung und Erprobung eines Beratungsangebotes für Prüfungsausschussmitglieder
- Aufbau einer webbasierten Informations- und Kommunikationsplattform für Arbeitnehmerbeauftragte in Prüfungsausschüssen mit Verweisen und Verzahnung zur Prüferplattform des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB),
- Aufbau eines Netzwerks von Masterprüfern und -prüferinnen.