Ausbildungsmarkt 2022
28.000 Auszubildende weniger in den Branchen der IG Metall
"Die Arbeitgeber müssen jetzt endlich auf alle Jugendlichen zugehen und ihnen attraktive berufliche Perspektiven bieten. Die Rosinenpickerei der Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt kann sich das Land nicht mehr leisten. Von der Bundesregierung erwarten wir eine echte Ausbildungsgarantie, für deren Finanzierung die nicht ausbildenden Betriebe mit in der Pflicht stehen. Wer nicht ausbildet, muss zahlen", betont Urban.
Im Hauptausschuss beim Bundesinstitut für Berufsbildung, dem sogenannten Parlament der Berufsbildung, wurden heute die aktuellen Ausbildungsmarktdaten beraten. Thomas Ressel, Leiter des Ressorts Bildungs- und Qualifizierungspolitik, hat deutliche Verbesserungen beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt eingefordert: "Zu vielen Jugendlichen gelingt der Übergang nicht. Immer mehr junge Menschen sind beruflich abgehängt: 2,33 Millionen zwischen 20 und 34 Jahren haben keinen Berufsabschluss. Die Bundesregierung muss endlich dafür sorgen, dass die Berufsorientierung und der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt deutlich besser gelingen."
Die Umsetzung der bereits 2011 vom Hauptausschuss beschlossenen Leitlinien zur Verbesserung des Übergangs Schule - Beruf müssen nun zügig hinsichtlich ihrer Wirkung bilanziert werden. "Die aktuellen Daten zeigen, hier gibt es offensichtlich einen Handlungsbedarf", so Ressel.
Pressemeldung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB): Wenig Dynamik auf dem Ausbildungsmarkt
Die Zahl der neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträge ist im Ausbildungsjahr 2022 zwar mit insgesamt 475.100 Verträgen gegenüber dem Vorjahr um 2.100 Verträge beziehungsweise 0,4 % leicht gestiegen. Damit verbleibt die Zahl der Neuabschlüsse jedoch weiterhin um 49.900 Neuabschlüsse beziehungsweise 9,5 % deutlich unter dem Niveau von 2019 vor Ausbruch der Coronapandemie. Dies zeigen Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2022 auf Basis der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum Stichtag 30. September sowie der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Auch wenn das Angebot an Ausbildungsstellen im Jahr 2022, wie schon 2021, mit 544.000 erneut leicht gestiegen ist (+1,4 %), bleibt das Ausbildungsplatzangebot mit -5,9 % deutlich unter dem Niveau von 2019. Besonders besorgniserregend ist, dass die Zahl der jungen Menschen, die 2022 eine duale Berufsausbildung nachfragten, erneut zurückging. Gegenüber 2021 sank die Ausbildungsplatznachfrage um 5.300 beziehungsweise 1,0 % auf 535.500 Nachfragende. Verglichen mit 2019 fällt die Nachfrage nach einer dualen Ausbildung um 10,6 % geringer aus.
"Die Gewinnung von Jugendlichen für eine duale Ausbildung bleibt damit eine der zentralen Herausforderungen zur Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs unserer Wirtschaft", erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. "Die Coronapandemie hat bei der Berufsausbildung zu erheblichen Attraktivitätsverlusten bei Jugendlichen geführt, die nur schwer aufzuholen sind und die die zukünftige Fachkräfteentwicklung mehr und mehr behindern wird. Von daher sind dringend erfolgswirksame Impulse mit Lenkungswirkung vonnöten, die das Interesse junger Menschen an einer Berufsausbildung erhöhen." Neben der Herausforderung, wie junge Menschen für eine duale Ausbildung gewonnen werden können, so Esser weiter, bleibt es mindestens genauso wichtig zu klären, wie ausbildungsinteressierte Jugendliche unter Berücksichtigung ihrer Berufswünsche erfolgreich bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt und wie Ausbildungsangebot und -nachfrage besser zusammengebracht werden können.
Durch das gestiegene Ausbildungsplatzangebot und die sinkende Nachfrage hat sich der Ausbildungsmarkt im Jahr 2022 allerdings zugunsten der Jugendlichen weiterentwickelt. Dementsprechend fällt der Anteil der noch eine Ausbildungsstelle suchenden Bewerberinnen und Bewerber an der Gesamtnachfrage mit 11,3 % niedriger aus als 2021 (12,5 %) und erstmals auch niedriger als 2019 (12,3 %).
Die Besetzungsprobleme der Betriebe haben sich dagegen weiter vergrößert. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stieg gegenüber 2021 um 5.700 beziehungsweise 9,0 % auf 68.900 unbesetzte Stellen an. Damit ist auch der Anteil der unbesetzten betrieblichen Stellen an allen betrieblichen Ausbildungsplatzangeboten um 0,8 % auf einen neuen Höchststand von 13,0 % gestiegen. Die Quote der unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen fiel erstmals größer aus als die Quote der noch suchenden Ausbildungsstellenbewerber/innen. Sowohl bei der Besetzung der Ausbildungsstellen als auch bei der Versorgung der Jugendlichen mit Ausbildungsstellen müssen jedoch regionale und berufliche Unterschiede beachtet werden.
Weitere Informationen, Statistiken, Tabellen, Grafiken und interaktive Regionalkarten
- im Internetangebot des BIBB unter www.bibb.de/naa309-2022 sowie
- im Fachbeitrag "Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2022" unter www.bibb.de/ausbildungsmarkt2022