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Bildungspositionen: Bachelor & Master

Umsteuern!

01.06.2010 Ι Vorschläge für die Reform der Bachelor- undMasterstudiengänge in den Ingenieurwissenschaften

Technische Fachkräfte nehmen in Industrie und Dienstleistung quantitativ und qualitativ eine Schlüsselrolle ein. Sie als Mitglieder zu gewinnen, kann als eine der strategisch wichtigsten Aufgaben für die Gewerkschaften betrachtet werden.

 

Die Arbeit der Gewerkschaften mit Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlern hat zwei Dimensionen:

  • die Sicherung und Verbesserung der Qualität der Arbeitsbedingungen, Arbeitsinhalte, Qualifikationen, Arbeitszeiten und des Entgeltes
  • die gemeinsame Gestaltung von Arbeits- und Lebensbedingungen. Ingenieurinnen und Ingenieure sind Mitgestalter von Arbeit, Produktionsprozessen, Produkten und technischen Dienstleistungen.

In dieser Funktion haben sie eine strategische Bedeutung für gute Arbeit und zukunftsfähige Produkte. Produkte und Arbeitsprozesse dürfen sich aber nicht nur an betriebswirtschaftlichen Kennziffern messen lassen, sie sind auch an sozialen und ökologischen Kriterien auszurichten.

 

Ingenieurinnen und Ingenieure verstehen sich oft als "Problemlöser"; d.h. sie gelten als eine Berufsgruppe, die sich durch ein inhaltliches Interesse an Arbeit auszeichnet. Im Widerspruch zu diesen inhaltlichen Erwartungen stehen die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen, die nicht selten durch restriktive Zeit- und Ressourcenvorgaben geprägt sind. Anstatt an "guter" Arbeit mitwirken zu können, sehen sich Ingenieurinnen und Ingenieure zunehmenden Arbeitsbelastungen, einem wachsenden Trend zur Prekarisierung und einem Mangel an Qualität in den von ihnen mit geschaffenen Produkten, Prozessen und Dienstleistungen ausgesetzt.

 

Auf diese Widerspruchssituation können Ingenieurinnen und Ingenieure Einfluss nehmen, wenn sie ihre Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen einzeln und gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft zu gestalten versuchen. Dafür müssen sie über Kompetenzen verfügen, um ihre Arbeit über die technischen Zusammenhänge hinaus auch in ihren sozialen,  ökonomischen und ökologischen Dimensionen interpretieren, Einfluss generieren und ihre sozialen Interessen gewerkschaftlich vertreten zu können.

 

Der Qualifizierung von Ingenieurinnen und Ingenieuren kommt eine Schlüsselrolle zu: Studium und Weiterbildung müssen auch auf dieses Spannungsverhältnis Bezug nehmen und diese Inhalte inhaltlich und didaktisch in die Studienprogramme integrieren.

 

Die Gewerkschaften interpretieren deshalb die Forderung nach mehr sozialer Kompetenz im Studium und eine bessere Abstimmung zwischen fachlichen und überfachlichen Studienanteilen in diesem weiten Sinn. Es geht um nicht weniger als um die reale Möglichkeit sich im Studium Kompetenzen anzueignen, die darauf zielen, sich kritisch und reflexiv gegenüber den Methoden und Inhalten des Faches wie auch kritisch, selbstbewusst und mit gestaltend gegenüber den Anforderungen aus der Arbeitswelt zu verhalten.

 

Dass die Umsetzung des Bologna-Prozesses in Deutschland eine Menge Probleme aufweist und deshalb eine Reihe von "Reparaturerfordernissen" (Pasternak)1 nach sich zieht, wird von keiner gesellschaftlichen Gruppe mehr ernsthaft bestritten.

 

Bezeichnenderweise erleben die Studierenden, die sich in den Bildungsstreiks gegen bestimmte Auswüchse der Studienrealität zur Wehr setzen, nahezu von allen Institutionen und Gruppen im Hochschulbereich Zustimmung.

 

Politische Verantwortung für diese Missstände wollen allerdings in letzter Konsequenz weder die Kultusministerkonferenz noch die Hochschulrektorenkonferenz tragen. Auch die Bundesregierung hält sich bedeckt.

 

Die Hochschulrektorenkonferenz fordert eine zweite Phase der Umsetzung. Nachdem nun die Strukturen auf die neuen Abschlüsse umgestellt seien, sei es an der Zeit, die Qualität der Lehre zum Thema zu machen, Hochschullehrerinnen und -lehrer entsprechend zu qualifizieren und die Hochschulen materiell und personell auszustatten.

 

Die Kultusministerkonferenz hat durch den jüngsten Beschluss zur Anpaasung der ländergemeinsamen Strukturvorgaben eine Reihe von Änderungen im Detail beschlossen, geht aber den strukturellen und entscheidenden Fragen weiterhin aus dem Weg.

 

Die Studierenden, voran der Freie Zusammenschluss der Studierendenschaften (fzs), beklagen in Positionen zum Bologna-Prozess und zum Bildungsstreik 2 den zunehmenden Arbeits- und Prüfungsdruck und stellen fest, dass viele Ziele des Bologna - Prozesses nicht erreicht seien.

 

Die Gewerkschaften kritisieren in einer auch von der IG Metall mitgetragenen, gemeinsamen Stellungnahme des DGB zur Leuwen - Konferenz, u.a. die mangelhafte Umsetzung der europäischen Vorgaben in Deutschland und fordern sowohl auf europäischer wie auf deutscher Ebene einen Kurswechsel:

"(...) statt Mobilität zu fördern und die Studierbarkeit zu erhöhen, erschweren die neuen Studienstrukturen häufig den Studienortwechsel und führen zum Anstieg der Abbrecherquoten.

Der Praxisbezug nimmt ab; Berufsbefähigung ist nur in Ansätzen realisiert.

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