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Bildungspositionen: Europäische Kernberufe

Leitlinien der IG Metall für die Gestaltung von Berufen

01.10.2007 Ι Die aktuelle berufsbildungspolitische Debatte um die zukünftige Entwicklung von Berufen macht es erforderlich, dass die IG Metall ihre eigenen Gestaltungsoptionen umfassend formuliert. Diesem Ziel dienen die Leitlinien für die Gestaltung von Berufen, erarbeitet in einem umfassenden Diskussionsprozess, die jetzt von der IG Metall beschlossen wurden. Dabei werden 15 Punkte beschrieben, wie die IG Metall zukünftig Berufe gestalten will. Im Mittelpunkt unserer Berufepolitik soll der europäische Kernberuf stehen. Da die Geschäfts- und Arbeitsprozesse in Europa weitgehend einheitlich sind, können auch die beruflichen Standards gemeinsam auf europäischer Ebene formuliert werden. Die Ausbildungswege sind sicherlich ganz unterschiedlich in den Ländern. Die IG Metall will derzeit ausloten, ob es auf der europäischen Ebene Arbeitgeberverbände gibt, die ebenfalls an der Schaffung europäischer Kernberufe interessiert sind.

Neue Herausforderungen an die Berufsausbildung

Wunsch und Interesse einer großen Zahl von Jugendlichen an einer qualifizierten Berufsausbildung im Betrieb sind unverändert stark ausgeprägt. Obwohl die Betriebe gut ausgebildete Fachkräfte dringend brauchen, sind die betrieblichen Ausbildungsangebote seit vielen Jahren unzureichend und können die Nachfrage nicht befriedigen. Nur die Hälfte aller Bewerber bei den Arbeitsagenturen kann eine betriebliche Berufsausbildung aufnehmen. Allein diese Tatsache unterstreicht den Reformbedarf im dualen Ausbildungssystem. Jeder Bewerber und jede Bewerberin um einen betrieblichen Ausbildungsplatz muss diesen auch erhalten, dies ist die Forderung der IG Metall. Dieses Ziel ist nur zu erreichen, wenn es zu einer gesetzlich geregelten Finanzierung der Berufsausbildung kommt. Es muss darum gehen, alle Arbeitgeber an der Finanzierung der Ausbildung zu beteiligen.

 

Verantwortung haben die Arbeitgeber auch für die Bereitstellung von betrieblichen Ausbildungsplätzen für die Gruppe der Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf. Diese Jugendlichen brauchen den Lernort Betrieb, um die oft negativen Lernerfahrungen aus dem Schulsystem zu überwinden. Dies konnte in Projekten zur Integration benachteiligter Jugendlicher in den ersten Ausbildungsstellenmarkt (PIA, QuasPlus) nachgewiesen werden. Diese Jugendlichen müssen länger lernen (vier statt drei Jahre), besser auf die Ausbildung vorbereitet (Berufsvorbereitung) und während ihrer Ausbildung unterstützt werden (Ausbildungsbegleitende Hilfen). Der Schlüssel zum Berufserfolg dieser Jugendlichen liegt im individuellen Zuschnitt der Ausbildung.

 

Nicht nur bei der Bereitstellung von betrieblichen Ausbildungsplätzen sind Reformen notwendig, sondern auch bei der Schaffung neuer bzw. der Überarbeitung vorhandener Ausbildungsberufe.

 

Internationale Experten bestätigen, dass die Erfolge deutscher Unternehmen auf den Weltmärkten nicht zuletzt in der dualen Berufsausbildung begründet sind.

 

Gewerkschaftliche Leitvorstellungen in der beruflichen Bildung sind:

  • Erhalt und Ausbau der dualen Berufsausbildung 

  • Rechtsanspruch eines jeden Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz 

  • Verwirklichung des Rechts auf eine der persönlichen Qualifikation entsprechenden Arbeit und gleiche Arbeits- und Berufschancen 

  • Schaffung von Durchlässigkeit in allen Bereichen der Bildung 

  • Befähigung zu selbständigem beruflichem Handeln 

  • Förderung beruflicher und persönlicher Entwicklungsprozesse 

  • Verbreiterung beruflicher und sozialer Lebenschancen 

  • Gestaltung der eigenen Berufs- und Arbeitsbiografie 

  • Individuelle und kollektive Interessendurchsetzung 

  • Mitgestaltung bei Arbeitsprozessen und der Arbeitsorganisation 

  • Kontinuierliche Personalentewicklung, u.a. durch Förderung der beruflichen Weiterbildung

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