Ausbildungsmarkt 2023
Zukunft verloren?!
Laut Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung wurden im Berichtsjahr 2023 bundesweit 489.200 duale Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Das entspricht einem Zuwachs von 14.000 (+3 %) im Vergleich zum Vorjahr. Seit dem Einbruch im Jahr 2020 ist die Zahl der neuen Ausbildungsverträge zwar um rund 21.700 (+4,6 %) gestiegen, bleibt aber weiterhin um 35.900 Verträge (-6,8 %) unter dem Niveau von 2019.
"Mit so wenigen Ausbildungsplätzen verlieren junge Menschen Perspektiven und das Land verliert Zukunft. Bundesweit stehen 2,64 Millionen 20- bis 34-Jährige ohne Berufsabschluss auf der Straße. Allein in den Branchen der IG Metall haben die Arbeitgeber in den vergangenen fünf Jahren Ausbildungsstellen in der Größe einer Kleinstadt abgebaut: 40.000 Menschen bilden die Unternehmen weniger aus", kommentiert Hans-Jürgen Urban, für Bildungspolitik verantwortliches geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.
Nach den Rückgängen in den Vorjahren stieg im Jahr 2023 die Nachfrage der Jugendlichen nach einer dualen Berufsausbildung um 17.300 auf 552.900 (+3,2 %) an. Auch das Angebot an Ausbildungsstellen nahm mit einem Plus von 18.600 (+3,4 %) in vergleichbarem Umfang zu und liegt nun bei 562.600.
Allerdings nahmen auch die Passungsprobleme weiter zu. Sowohl der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch der Anteil der erfolglos suchenden jungen Menschen ist weiter gestiegen. Bundesweit blieben 2023 rund 73.400 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das entspricht 13,4 % des gesamten betrieblichen Angebots und stellt damit einen neuen Höchstwert dar. Demgegenüber hatten 63.700 junge Menschen zum Stichtag 30. September noch keinen Ausbildungsplatz gefunden und hielten ihren Vermittlungswunsch in Ausbildung weiter aufrecht. Mit 11,5 % der Jugendlichen blieb damit rund jeder 10. Jugendliche bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos.
Hans-Jürgen Urban sieht die Entwicklung daher kritisch: "So gelingt Fachkräftesicherung nicht. Statt Potenziale zu heben, sieben viele Unternehmen immer noch Bewerber aus. Unternehmen müssen endlich ihre Einstellungspraktiken überdenken und verstärkt in die Ausbildung investieren. Fachkräfte wachsen nur mit attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen heran. Es ist höchste Zeit auch die Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, die bislang nicht ausbilden: Wer nicht ausbildet, muss endlich in eine bundesweite Ausbildungsumlage zahlen."
Quelle: BIBB Pressemitteilung 29/2023
Weitere Informationen:
- im BIBB-Fachbeitrag "Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2023" unter www.bibb.de/ausbildungsmarkt2023
- im BIBB REPORT "Viel hilft viel?! - Welche Wege Betriebe nutzen, um Ausbildungsplatzbewerber/-innen zu finden, und wie erfolgreich sie damit sind" unter www.bibb.de/dienst/publikationen/de/19359