DGB Kurzinfo 10/24
Ausbildungsmarkt droht eine Krise - Zahl der Ausbildungsverträge 2024 sinkt
"Die rückläufige Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist ein deutliches Alarmzeichen.", kommentierte Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB die neuen Zahlen. "Die schwache Konjunktur und Pläne zum Stellenabbau werden wahrscheinlich den Ausbildungsmarkt weiter in Mitleidenschaft ziehen. Wenn Unternehmen jetzt nicht ihre Verantwortung für Ausbildung ernst nehmen, ist der Fachkräftemangel auch in Zukunft vorprogrammiert."
Mit dem Rückgang endet die Erholung am Ausbildungsmarkt nach Corona vorerst. Während seit 2020 die Zahl der Ausbildungsverträge in jedem Jahr wieder angestiegen ist, fällt sie nun zum ersten Mal wieder. Im Vergleich zum Jahr 2019 fehlen weiterhin über 38.000 Ausbildungsverträge. Auch die weiteren Indikatoren am Ausbildungsmarkt entwickeln sich wieder zuungunsten von Ausbildungsinteressierten.
Angebot und Nachfrage 2024
Das Interesse an Ausbildungsplätzen ist in 2024 erfreulicherweise weiter gestiegen auf 720.120 junge Menschen (+1,5 Prozent). Auch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist auf 557.097 junge Menschen gestiegen (+0,8 Prozent). Dagegen ist das Angebot an Ausbildungsstellen auf 556.116 gesunken (-1,2 Prozent).
Damit sinkt auch die erweiterte Angebots-Nachfrage-Relation in 2024 auf 99,8. Rechnerisch war also nicht für jeden jungen Menschen ein Ausbildungsplatz verfügbar. Wie in den vergangenen Jahren kann von einem auswahlfähigen Angebot keine Rede sein, für das es eine Relation von 112,5 Ausbildungsplätze auf 100 Ausbildungssuchende bräuchte. Die Einmündungsquote aller Ausbildungsinteressierten in Ausbildung sinkt in 2024 auf 67,6 Prozent. Damit mündet ein Drittel der Ausbildungsinteressierten nicht in die Ausbildung ein.
Unversorgte Bewerber*innen und offene Ausbildungsplätze
Besonders problematisch ist der Anstieg der jungen Menschen, die weiterhin auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind. 31.151 junge Menschen sind gänzlich unversorgt; weitere 39.234 haben eine Alternative, aber halten ihren Vermittlungswunsch aufrecht. Diesen 70.385 jungen Menschen stehen 69.405 offene Ausbildungsstellen gegenüber. Erstmals seit 2 Jahren übersteigt damit ihre Zahl wieder die der unbesetzten Ausbildungsstellen.
Unterschiede zwischen Ländern, Branchen und Ausbildungsberufen Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in den Zuständigkeitsbereichen Hauswirtschaft (-5,8 Prozent), Industrie und Handel (-1,6 Prozent) und Landwirtschaft (-0,7 Prozent) gesunken. Im Handwerk (+0,2 Prozent), öffentlichen Dienst (+1,6 Prozent) und in den Freien Berufen (+3,5 Prozent) wurden mehr Ausbildungsverträge geschlossen.
Die stärksten Steigerungen verzeichnen die Ost-Bundesländer Brandenburg, Sachsen und Thüringen sowie Baden-Württemberg. Demgegenüber ist die Zahl der Ausbildungsverträge in Hessen, Rheinland-Pfalz, im Saarland und in NRW deutlich gesunken.
Auch die Einmündungsquote unterscheidet sich erheblich zwischen den Bundesländern. An der Spitze stehen Bayern, Thüringen und Hamburg. Mit deutlichem Abstand bildet Berlin das Schlusslicht.
Unter den Berufen mit dem deutlichsten absoluten Rückgang neuer Verträge finden sich Fachinformatiker/-in (-1.400), Kaufmann/-frau für Büromanagement (-1.200) und Industriekaufmann/-frau (-800). Die stärksten absoluten Anstiege fallen auf die Berufe Zahnmedizinische(r) Fachangestellte(r)
(+2.700), Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (+1.700) und Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen (+900).
Links
- BIBB-Daten zum Ausbildungsmarkt 2024
- Pressemittelung BIBB 2024
- DGB-Pressemitteilung Ausbildungszahlen
Ansprechpartner
Jan Krüger
DGB-Bundesvorstand
Leiter der Abteilung Bildungspolitik und Bildungsarbeit Telefon: 030 24060-297
E-Mail: jan.krueger@dgb.de