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Bildungstagung_2010

Dokumentation der Bildungstagung 2009

4. IG Metall Bildungstagung für Personal in der beruflichen Bildung

17.06.2009 Ι AusbilderInnen sind Geburtshelfer für Innovationen in Deutschland

Eines wurde gleich zu Beginn der IG Metall-Tagung für das Bildungspersonal in Magdeburg klar: Keineswegs kühn ist die Behauptung aus dem Text des Einladungsflyers - Innovationsmotor für den Exportweltmeister Deutschland ist die Berufsbildung. Alle Teilnehmer der Eingangsdiskussion bestätigten die "Thurow"-These, die Duale Berufsbildung sei die eigentliche Erklärung für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.  Unser Tagungsbericht jetzt mit Bildern, Präsentationen und Life-Mitschnitten zum hören.

 

Dieses System motiviere und mache Lust auf theoretische Vertiefung, ist Regina Görner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, überzeugt. Das sei einfach eine andere Herangehensweise als das kurzfristige Anlernen für jeweils benötigte Tätigkeiten. Und die Ausbilder seien sozusagen die "Geburtshelfer der Innovationen in Deutschland", so Görner weiter.

 

Prof. Gerhard Bosch, Soziologe an der Universität Essen/Duisburg, hat zudem in einem internationalen Projekt festgestellt, dass so macher Ingenieur in anderen Ländern weniger kann als ein in unserem Land ausgebildeter Facharbeiter. Natürlich seien an den spitzentechnologischen Innovationen zunächst Hochschulabsolventen beteiligt, aber "umsetzen lassen diese sich eben offensichtlich am Besten mit unserem Facharbeitertyp".

 

Ein weiteres Erfolgsgeheimnis sei die deutsche Aufstiegsfortbildung, die ebenfalls in anderen Ländern weitgehend unbekannt sei. Bosch meint damit die Meister- und Technikerausbildung. Jene besetzten hierzulande die mittlere Führungsebene - quasi von unten. Die Meister sprächen und verstünden die Sprache ihrer Kollegen/innen. "So werden die entscheidenden Hinweise zur Prozessoptimierung verstanden."

 

Fazit: Wir brauchen für unsere Wettbewerbsfähigkeit diese Kommunikation auf Augenhöhe. Und wenn wir besser werden wollen, brauchen wir mehr von eben dieser Kommunikation. Es sei der völlig falsche Weg, wenn nun immer davon geredet werde, dass Deutschland den OECD-Durchschnitt an Akademikern erreichen müsse.

 

Nein, sagt Bosch, genau das brauchen wir nicht. Wir müssen uns an dem orientieren, was uns stark gemacht hat, nicht an dem, was in anderen Ländern eher ein Problem sei, weil dort die verschiedenen Berufsgruppen doch eher Kommunikationsprobleme haben.

 

Bosch kritisiert, dass die Bundesregierung die Bedeutung der Berufsbildung für die Innovation nicht verstanden habe. So komme sie in ihrer Hi-Tech-Inititiative überhaupt nicht vor.

 

Dr. Michael Stahl, Geschäftsführer für Bildung und Volkswirtschaft bei Gesamtmetall, der sich mit der Analyse der Bedeutung von Berufsbildung für die Innovation rundum einverstanden zeigt, setzte andere Akzente. Er hob die Bedeutung der demographischen Entwicklung hervor. "Wir werden uns künftig mit anderen Branchen um die gut Qualifizierten streiten müssen." Deshalb sei Gesamtmetall "für die Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Eine volkswirtschaftliche Begründung blieb der für VWL zuständige Geschäftsführer dem Auditorium leider schuldig. Jedoch soll den alternden Belegschaften die Arbeitsumgebung ergonomischer gestaltet werden. Hierzu führt der Arbeitgeberverband zusammen mit dem IAO, dem Fraunhofer-Institut für Arbeitsorganisation in Stuttgart, und einem Zentrum für Hirnforschung in Ulm ein Forschungsprojekt durch. Stahl sieht jedoch auch bei M+E künftig mehr Akademiker in den Prozessen arbeiten, mit Ausnahme der Automobilindustrie, wo der Weg in eine andere Richtung gehe. Der Staat solle für die Bildung sorgen, forderte Stahl. "So neoliberal wie ich bin und so wenig Staat wie ich will, aber das Bildungssystem ist eine staatliche Aufgabe und da muss der Staat seine Hausaufgaben machen." Und weil er das nicht tue, müsse man leider den Leistungsschwächeren solche Modelle wie 2jährige Berufe oder noch besser eine Modularisierung anbieten.

 

"Wehret den Anfängen" konterte darauf Olivier Höbel, Bezirksleiter der IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen. "Leistungsschwächere zu integrieren wird die Aufgabe für die nächsten Jahre". Man dürfe den Bildungsgedanken auch in der Berufsbildung nicht aufgeben und auch nicht das Thema den betriebswirtschaftlichen Controllern und Eckdaten überlassen. Höbel machte sich für die Umlagefinanzierung der Ausbildungskosten stark und unterstütze Prof. Bosch in seiner Argumentation: Kommunikation und Kooperation sind Produktivkräfte. Wenn man das ernst nehme, müsse man von einem geänderten Menschenbild ausgehen als es derzeit vorherrsche. Wir sollten wegkommen vom Leitbild "The winner takes it all" und hin zu einem "Keiner wird zurückgelassen". Wir brauchten selbständige Facharbeiter, die Prozess und Ergebnis ihrer Arbeit überblickten. "Nur so geht die Null-Fehler-Produktion".

 

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