Juristen zur DQR-Umsetzung
Juristen sehen DQR-Niveaustufe in 2013 auf den Zeugnissen - DGB-Experte betont die Chancen
Es gibt was Neues zum DQR: Eine Arbeitsgruppe von Juristen hat nun ihr Konzept vorgelegt, wie der DQR ab 2013 das Licht der Welt erblicken soll. Dabei kam folgendes heraus: Schritt 1- Sofortige Aufnahme der Niveaustufe ins Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe und Dokumentation auf den Zeugniserläuterungen; Schritt 2 - ab 2013 Ausweis der Niveaustufe auf den Zeugnissen. Keine Aufnahme der Niveaustufe in die Ausbildungs- oder Weiterbildungsordnungen.
Im Interview mit dem DGB-Infodienst mit Hermann Nehls, Grundsatzreferent für berufliche Bildung beim Bundesvorstand, informiert er über die offenen und strittigen Fragen, das weitere Verfahren und die Gründe für das Engagement der Gewerkschaften bei den DQR-Verhandlungen.
Es wurde ruhig um den DQR, nachdem sich alle Akteure geeinigt hatten, das Abitur auszuklammern. Wie ist der aktuelle Stand der Gespräche?
Hermann Nehls: Die Verhandlungen gehen in eine entscheidende Phase. Im September hat der Arbeitskreis DQR, an dem neben Bund und Ländern auch die Sozialpartner und die Hochschulen beteiligt sind, einen Leitfaden für die Zuordnung der einzelnen Qualifikationsprofile im DQR beschlossen. Dabei gab es vor allem Streit um das Niveau 7. Bisher war klar, dass auch berufliche Fortbildungsprofile diesem Niveau zugeordnet werden. Diesen Konsens hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) nun angezweifelt.
Was bedeutet das für die einzelnen Fortbildungen?
Nehls: Der neue HRK-Präsident Horst Hippler wollte einzig den strategischen Professional IT auf dem Niveau 7 akzeptieren. Wichtigen Fortbildungen wie die Berufspädagogen oder der Betriebswirt sollten nach Auffassung Hipplers nicht auf Niveau 7. Offenbar wollte die HRK bereits Erreichtes wieder in Frage stellen.
Droht jetzt ein neuer Konflikt - wie bei der Gleichwertigkeit von Berufsausbildung und Abitur?
Nehls: Vorerst nicht. Wir haben uns geeinigt, dass auf den Niveaus 5, 6 und 7 weitere Qualifikationen der beruflichen Aufstiegsfortbildung - als die bisher im Einvernehmen dokumentierten - zugeordnet werden. Damit ist klar, dass mehr beruflich Qualifizierte den Niveaus 5, 6 und 7 zugeordnet werden können. Wie das geschehen soll und vor allen Dingen nach welchen Kriterien - darüber gibt es noch Gespräche. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir auch die Hochschulen von der Qualität der Betriebswirte und Berufspädagogen überzeugen können.
Woher kommt der Optimismus?
Nehls: Die Profile der Aufstiegsfortbildung für Betriebswirte beinhalten strategische Anforderungen in Arbeits- und Geschäftsprozessen. Eine aktuelle Expertise des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hat eindringlich die besondere Bedeutung dieser Fortbildungsprofile hervorgehoben. Diese Studie ist sehr hilfreich, um die besondere Qualität der Aufstiegsfortbildung auch auf dem Niveau 7 zu begründen.
Ein weiteres wichtiges Thema beim DQR ist die Validierung von non-formal und informell erworbenen Kompetenzen. Gibt es da schon Fortschritte?
Nehls: Ja, denn hier macht die Europäische Union Druck. Nach einer Empfehlung der EU-Kommission sollen ab 2015 alle Bürgerinnen und Bürger ein individuelles Recht haben, solche Kompetenzen anerkannt zu bekommen. Die Mitgliedsstaaten sollen innerhalb der kommenden drei Jahre geeignete Verfahren für eine solche Anerkennung entwickeln. Hierzu wird jetzt auf Bundesebene eine Expertengruppe eingesetzt, an der sich auch die Gewerkschaften beteiligen. Dieses Thema wird die Bildungspolitik in der Bundesrepublik in naher Zukunft erheblich beeinflussen.
Bisher war der DQR doch eher ein Expertenthema. Wann wird er denn für alle Menschen wichtig?
Nehls: Die Entwicklung des DQR ist in eine entscheidende Phase gekommen. Die Rahmenbedingungen sind gesetzt. Die formalen Beschlüsse sollen bis zum Ende dieses Jahres getroffen werden. Ziel ist es, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass die Niveaus ab 2013 auf allen neuen Zeugnissen und Qualifikationsbescheinigungen ausgewiesen werden. Dafür arbeitet der BIBB-Hauptausschuss eine Empfehlung aus. Es ist davon auszugehen, dass die Empfehlung im Dezember im BIBB-Hauptausschuss beraten werden wird.
Die Gewerkschaften mischen sich da natürlich ein. Warum engagieren sich die Gewerkschaften massiv in diesem Prozess?
Nehls: Wir wissen nicht, welche Dynamik der Deutsche Qualifikationsrahmen auslöst. Wird er die Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen befördern? Wird die Gleichwertigkeit zwischen allgemeiner, hochschulischer und beruflicher Bildung gestärkt? Das sind Themen, die für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von zentraler Bedeutung sind. Deshalb müssen sich die Gewerkschaften einmischen. Und wir sind auf einem guten Weg.