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Übernahme-Tarifvertrag im Praxistest

Bosch-Rexroth: Attacke auf den Übernahme-Tarifvertrag

15.11.2012 Ι Stunk bei Bosch-Rexroth in Witten: Der Betrieb will den Tarifvertrag zur Übernahme von Azubis nicht anwenden. Das Unternehmen will sieben junge Mitarbeiter, die ihre Ausbildung im Januar beenden, nicht unbefristet übernehmen. Dagegen regt sich jetzt Protest in Witten. "Wir sind eure Zukunftsträger. Gebt uns eine Perspektive", fordert die IG Metall-Jugend vor den Werkstoren von Bosch-Rexroth

100 Demonstranten gingen nach einem Aufruf der Vertrauensleute von Bosch Rexroth und der IG Metall Witten zum Protest auf die Straße. Gemeinsam protestierten die Teilnehmer für eine unbefristete Übernahme der Auszubildenden im Wittener Standort von Bosch Rexroth.

 

"Unser Tarifvertrag ist in Gefahr", sagt Lars Beez, Jugendsekretär der IG Metall. Im Mai sei gerade erst ausgehandelt worden, dass Auszubildende in der Metallindustrie in unbefristete Arbeitsverhältnisse übernommen werden: "Wo soll das enden, wenn schon so große Unternehmen wie Bosch Rexroth dieser Verpflichtung nicht nachkommen?"

 

Schlechte Wirtschaftslage

Bosch-Rexroth interpretiert den Tarifvertrag allerdings anders: Die unbefristete Übernahme "gilt nur, wo es möglich ist", schränkt Jana Ullsperger, Sprecherin des Unternehmens ein. Bosch Rexroth sehe sich derzeit aufgrund der wirtschaftlichen Situation nicht in der Lage, die Jugendlichen als Facharbeiter Lagerlogistik oder Industriemechaniker fest zu übernehmen: "Wir bieten ihnen einen Vertrag über zwölf Monate an und sehen nach Ablauf dieser Zeit, ob dann die Übernahme möglich ist", erklärt sie.

 

Konzernweit werde derzeit so verfahren, überall da, wo die Werke nicht ausgelastet seien. Das sei in Witten so, wie im Maschinenbau überhaupt. Das dies im Maschinenbau generell so sei, davon kann allerdings keine Rede sein.


Betriebsrat beklagt Verhalten

"Die offizielle Begründung für diesen Schritt ist die wirtschaftliche Lage", erklärt Esther Engel, Mitglied im Betriebsrat von Bosch Rexroth und Vorsitzende der Vertrauensleute. Doch ein Unternehmen dürfe sich unter diesem Deckmantel nicht alles erlauben. Der Betriebsrat von Bosch-Rexroth will weiter um die Azubis kämpfen. "Alle, die bei uns gelernt haben, wollen wir behalten", sagte er unserer Zeitung. "Wenn der Markt wieder anspringt, brauchen wir sie." Zurzeit befinde man sich in Gesprächen mit der Firmenleitung.


DEW zeigen sich solidarisch

"Die jungen Menschen blicken auf dieses Weise in eine ungewisse Zukunft." Zudem sei es unverständlich, dass in Zeiten, in denen ständig von Fachkräftemangel die Rede sei, qualifizierte Mitarbeiter vor die Tür gesetzt werden.

 

Susanne Hausherr, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Deutschen Edelstahlwerke (DEW), die sich mit der Aktion solidarisch zeigten, sieht das genauso. "Es sind wertvolle, junge Menschen, in die das Unternehmen Arbeit investiert hat. Da sollte es sie nicht einfach gehen lassen." Zudem zeige das Beispiel der DEW, dass Auszubildende trotz Krise ohne Einschränkungen übernommen werden können.

 

Prüfung der befristeten Übernahme

Der Jugendsekretär der IG Metall, Lars Beez, kündigte eine Prüfung der befristeten Übernahme an. Metallbetriebe müssen laut Tarifvertrag "spätestens sechs Monate vor Ende der Ausbildung" die Zahl der Azubis benennen, die sie unbefristet übernehmen. Da der Tarifvertrag gerade erst ausgehandelt war, gelte eine Frist von drei Monaten, erklärte dagegen eine Firmensprecherin und beruft sich auf eine Ausnahmeregelung. Beez: "Falls der Betriebsrat zu spät informiert wurde, wäre das Vertragsbruch."

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Claus Drewes Ι 15.11.2012
Gewerkschaftssekretär a. D.
Natürlich ist es ein Skandal, wenn Auszubildende im "Regen" stehen gelassen werden. Aber es rächt sich auch, dass der Übernahme-Tarifvertrag schwammig formuliert wurde! Das habe ich schon damals bei der "Jubel-Verabschiedung" des Vertrages kritisch angemerkt.

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