IG Metall
„WAP” das Berufsbildungsportal
WAP - Springe direkt:
Inhalt
     
Bildungszeiten

Wenn sich die Katze in den Schwanz beißt

Oder wie Beamte es schaffen neoliberaler zu sein als der Neoliberalismus selbst

28.06.2013 Ι Verkürzung von Bildungszeiten: Ein neoliberaler Mainstream? Ja, im Grunde schon. Nur in der dualen Berufsausbildung funktioniert es nur bedingt. Verkürzen sich die Ausbildungszeiten, verschlechtert sich die Rentabilität der Berufsausbildung. Gerade zum Ende der Ausbildungszeit hin steigt die Wertschöpfung eines Auszubildenden extrem an. Mal ganz im Sinne der Unternehmer gedacht, sind ja diese Jugendlichen in Ausbildung schon kostengünstige Fachkräfte, aus dem Grund kann es ruhig noch länger sein. Ausgenommen sind hier aber immer noch die deutschen Firmen, die auf dem Weltmarkt mit einer hohen Produktqualität eine Vormachtstellung einnehmen und aus dem Grund durchweg mit einer hohen Ausbildungsqualität bis zum Ende hin aufwarten müssen. Diese Firmen greifen auch nicht auf zweijährige Berufe zurück.

Wie kommt es aber, dass unser Wirtschaftsministerium weg will von 3,5-jährigen Berufen und hin zu dreijährigen Berufen? Die Gewerkschaften haben es nicht gefordert! Die Arbeitgeber lehnen es auch ab (ein aktuelles Schreiben dazu liegt beim BMWi vor). Der Bundestag selbst hat im Januar einen Beschluss gefasst, in dem die Ministerien aufgefordert werden, die Dauer der Ausbildung den Sozialvertragsparteien zu überlassen.

Was macht nun das Wirtschaftsministerium? Es bleibt mal ganz selbständig neoliberal und fordert weiter eine Verkürzung von Bildungszeiten. Dass das für die Neoliberalen aber hier an der Stelle unrentabel ist hatten wir ja schon.  Wie schafft es eigentlich ein Wirtschaftsministerium, völlig losgelöst von Politik, von Arbeitgebern und von Arbeitnehmern solch eine Politik zu verfolgen?

Ein Grund tut sich auf, verkürzen sich in der Berufsausbildung Bildungszeiten können mehr junge Menschen durch dieses System geschleust werden und es verringert sich der Anteil ungelernter Junger Menschen.  - Jetzt wird es aber ganz verrückt und wir kommen auch noch hin zu zweijährigen Berufen - bei vielen Kurzeit- und Vollzeitschulformen (z.B.: Kfz Servicemechaniker und Teilezurichter) werden aber dadurch arbeitslose Facharbeiter geschaffen. Diese sind dann immer den Rest ihrer Berufslaufbahn von einer weiteren Ausbildung völlig begeistert.

Da macht es auch Sinn, warum das Wirtschaftsministerium gegen die Gewerkschaften (noch eine weitere Verletzung des sozialpartnerschaftlichen Prinzips) vor der Bundestagswahl einen neuen zweijährigen Metallberuf, die "Fachkraft für Metalltechnik", ins Bundesgesetzblatt gebracht hat. Ersetzen soll er 11 ältere Berufe, die in den letzten 8 Jahren aber über 60 Prozent an Bestand von Auszubildenden selbst verloren haben. Mit ein bisschen Warten hätte sich die Berufe wie zum Beispiel der "Teilezurichter" von selbst "erledigt". 

Die Branche selbst, braucht diesen Beruf nicht wirklich. Hoffentlich lehnen die Eltern und Schüler diesen auch bei Ihrer Berufswahl ab; durch den demographischen Wandel haben sie es ja bald selbst mal wieder seit langer Zeit in der Hand. Bei dieser Kurzausbildung und der "attraktiven" Berufsbezeichnung ist eine spätere Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt sehr gering. Merken tun das heute schon die jungen Fachkräfte, die in solchen Firmen lernen, schlecht verdienen und sich mit ihren Berufsbezeichnungen nicht wegbewerben können. Ein Bewerbungsversuch in der Metall+Elektro Großindustrie mit einem zweijährigen Abschluss scheitert generell kläglich.

Warum das Wirtschaftsministerium also einseitig diese Verkürzungen in der dualen Berufsausbildung vorantreibt, bleibt uns verschlossen. Die Rolle des Bildungsministeriums ist hier kläglich. Verspricht doch der Name "Bildung" in der Bezeichnung des Ministeriums ein Mindestmaß von Verständnis in der Thematik, könnte es doch einfach auch mal widersprechen.

Erwartungen von neuen bildungspolitischen Weichenstellungen oder gar einer Vorreiterstellung  bei innovativen Bildungsinitiativen, die uns gesellschaftlich wirklich voranbringen in der dualen Berufsausbildung , werden hier generell enttäuscht. Ein 4-jähriger Beruf bei der Neuordnung des Mechatronikers wäre hier mal eine innovative Antwort. Und wie zu Beginn bemerkt, nebenbei auch noch ganz neoliberal. Gewerkschaftliche Berufsbildungsexperten finden im Übrigen diesen Ansatz pädagogisch didaktisch wertvoll und dazu noch zukunftsfähig... www.revolutionbildung.de

Ausbildung

Links und Zusatzinformationen
Servicebereich