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Politik für die Mehrheit der Menschen

Bildung: Klassenziel verfehlt

16.07.2013 Ι Die "Bildungsrepublik Deutschland" muss nachsitzen, doch lebenslanges Lernen wird den Beschäftigten verwehrt: Knapp die Hälfte (45 %) würde sich der Beschäftigtenbefragung der IG Metall zufolge gerne beruflich weiterentwickeln, kann das aber mangels Geld nicht tun. Obwohl Fachkräftemangel droht, berücksichtigen Politik und Betriebe den Wunsch nur unzureichend. Handlungsbedarf besteht aber schon weitaus früher.
Bildungsausgaben sind unterdurchschnittlich

Während die OECD-Staaten 13 Prozent der öffentlichen Ausgaben in die Bildung investieren, sind es hierzulande nur 10,5 Prozent.1 Die Unternehmen in Deutschland investieren 0,7 Prozent der gesamten Arbeitskosten in Fort- und Weiterbildung, was 2010 nur noch Portugal, Lettland und Griechenland unterboten.2

 
Mangelhafte Bildung schadet der Wirtschaft

Bei einem Wachstumsziel von jährlich 1,5 Prozent würden Deutschland bis zum Jahr 2020 rund 2,5 Millionen Beschäftigte fehlen, davon 2,4 Millionen qualifizierte Fachkräfte. Allein im Jahr 2020 entgehen dem Staat und den Sozialkassen damit 120 Milliarden Euro. Der gesamtwirtschaftliche Schaden bis 2020 beträgt dadurch 1,2 Billionen Euro.3

 

Unternehmen lassen Beschäftigte bei Weiterbildung oft alleine

Laut einer Umfrage unter 600 Führungskräften kümmern sich 39 Prozent "gar nicht" oder "geringfügig" um die Weiterbildung von Nichtakademikern und verhindern so ihren sozialen Aufstieg.4

 

Bildungsbarrieren: fünf Schwellen der Bildungsbeteiligung

 

Die Herkunft entscheidet über die Zukunft

Während 77 Prozent der Kinder von Eltern mit einem Hochschulabschluss nach der Sekundarstufe II selbst ein Studium beginnen, studieren nur 23 Prozent der Kinder von Nichtakademikern.5

 

Bildungsbeteiligung von Kindern nach Hochschulabschluss der Eltern

 

Schlechter qualifiziert als die Eltern

Es bleiben mehr Junge zwischen 25 und 34 Jahren hinter dem Bildungsabschluss ihrer Eltern zurück, als dass sie sich höher qualifizieren. Damit ist Deutschland eine Ausnahme. 22 Prozent schließen ihre Ausbildung mit einem niedrigeren Bildungsniveau als ihre Eltern ab, weit mehr als im internationalen Vergleich (13 %).1
 

Unterdurchschnittlich an den Universitäten

In Deutschland gibt es zwar immer mehr Studierende, aber mit 42 Prozent beginnen hier 20 Prozent weniger junge Menschen ein Studium als im OECD-Durchschnitt. Auch die Abschlussquote liegt mit 30 Prozent neun Punkte unter dem Durchschnitt.1 Bei den Studienabbrechern stieg der Anteil seit 2006 von 25 auf 35 Prozent.6

 

Jeder 14. bleibt auf der Strecke

Im Jahr 2010 beendeten 53.100 Jugendliche ihre Schullaufbahn ohne einen Hauptschulabschluss an einer allgemeinbildenden Schule. Sieben Prozent wurden so zu Bildungsverlierern. 7

 

Das Bildungssystem ist nicht durchlässig genug

Der sogenannte dritte Bildungsweg führt ein Schattendasein. Trotz steigender Zahlen hatten nur 2,3 Prozent der Studienanfänger 2012 kein Abitur.8

 

  1. OECD, Bildung auf einen Blick, 2012; http://kurzlink.de/ODAJAK14t
  2. Bundesinstitut für Berufsbildung, Betriebliche Weiterbildung in Deutschland, 2010; http://kurzlink.de/eceeYDvwY
  3. McKinsey/Robert-Bosch-Stiftung: Zukunftsvermögen Bildung, 2008; http://kurzlink.de/cEqqHqF91
  4. Vodafone-Stiftung, Förderung von sozialen Aufstiegschancen durch Unternehmen in Deutschland, abgerufen 6/2013; http://kurzlink.de/zgiSziC1r
  5. Deutsches Studentenwerk, Auszug 20. Sozialerhebung 2013; http://kurzlink.de/48eVFT7Pp
  6. Autorengruppe Bildungsberichterstattung, Bildung in Deutschland 2012; http://kurzlink.de/CYHvHfAnf
  7. Statistisches Bundesamt: Schulen auf einen Blick, 2012; http://kurzlink.de/plpO8fcAC
  8. Centrum für Hochschulentwicklung, Studieren ohne Abitur, abgerufen 6/2013; http://kurzlink.de/oNovMpIre
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