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BIBB untersucht Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt

Wenn Angebot und Nachfrage immer seltener zusammenfinden - Analysen und Lösungsansätze

02.06.2014 Ι Immer weniger betriebliche Ausbildungsplätze und ein Rekordtiefstand an Ausbildungsbetrieben machen es für Jugendliche nicht einfach einen guten Ausbildungsplatz zu finden. Erschwerend kommt hinzu: Die Ausbildungsangebote der Betriebe und die Ausbildungswünsche der Jugendlichen driften insbesondere in regionaler und beruflicher Hinsicht auseinander. Eine Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) sieht als Ursachen die demografische Entwicklung und Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Regionen, aber auch das bisherige Informations- und Auswahlverhalten der Betriebe wie der Jugendlichen. Die BIBB-Analyse beleuchtet dies detailliert und systematisiert mögliche Lösungsansätze.

Typische Regionen, in denen es besonders viele Ausbildungsplatzangebote, aber bereits zu wenige Ausbildungsplatznachfrager gibt, sind die bayerischen Arbeitsagenturbezirke Passau, Weilheim, Landshut-Pfarrkirchen und Freising. Aber auch Nordhausen in Thüringen zählt dazu. Dagegen gibt es in Recklinghausen, Hagen, Hameln, Solingen-Wuppertal (Nordrhein-Westfalen), in Limburg-Wetzlar (Hessen) und in Frankfurt/Oder (Brandenburg) im Vergleich zur Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen viel zu wenig Ausbildungsplatzangebote.

 

Was die Berufe angeht, so leiden vor allem Ausbildungsberufe im Lebensmittelhandwerk (Bäcker/-in, Fleischer/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk), im Gastronomiebereich (Restaurantfachmann/-frau, Fachkraft für Systemgastronomie, Koch/Köchin) und in der Reinigungsbranche (Gebäudereiniger) unter einem massiven Bewerberdefizit. Für IG Metall-Bildungsexperten Thomas Ressel ist das nicht verwunderlich: "Das sind genau die Berufsbereiche, die in den jährlichen DGB-Befragungen von Auszubildenden bezüglich der Ausbildungsqualität und der Attraktivität schlecht abschneiden. Oft gibt es keine Tarifverträge, unattraktive Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung. Die Wirtschaftsbereiche sollten hier an ihrer Attraktivität und an der Ausbildungsqualität arbeiten."

 

Dagegen herrscht Lehrstellenmangel in den bei den Jugendlichen beliebten Berufen wie Gestalter/-in für visuelles Marketing, Fotograf, Mediengestalter Digital und Print, Bürokaufmann/-frau und Veranstaltungskaufmann/-frau.
Besonders schwierig wird es, wenn berufliche und regionale Ungleichgewichte zusammenkommen. Ein Beispiel ist die touristische Hochburg Stralsund. Hier gibt es allgemein zu wenig Jugendliche und zudem oft Ausbildungsplatzangebote in Berufen wie Restaurantfachmann/-frau oder Koch/Köchin, die bei Jugendlichen zurzeit nicht besonders nachgefragt sind. Die Folge: 27% des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots in der Region blieben unbesetzt - Spitzenwert in Deutschland.


Wie die Analysen des BIBB zeigen, liegen die Ursachen für die zunehmenden Passungsprobleme zum Teil in demografischen Entwicklungen, zum Teil auch in der unterschiedlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Regionen. In Regionen mit bereits stark gesunkenen Schulabgängerzahlen kommt es deshalb darauf an, insgesamt mehr Jugendliche für eine Berufsausbildung zu gewinnen, zum Beispiel Abiturienten, Studienabbrecher, Migranten, sozial Benachteiligte. In Regionen mit Lehrstellenmangel müssen umgekehrt noch mehr Betriebe für eine Ausbildungsbeteiligung gewonnen werden, gerade auch in den von den Jugendlichen präferierten Branchen.


Insgesamt ist es wichtig, so ein Ergebnis der BIBB-Analyse, die Risiken auf dem Ausbildungsmarkt für die Ausbildungsplatzanbieter, aber auch für die ausbildungsinteressierten Jugendlichen gleichmäßiger als bislang zu verteilen. Nur so kann der Gefahr entgegengewirkt werden, dass sich bestimmte Branchen, Betriebe oder Jugendliche wegen chronischer Erfolglosigkeit dauerhaft von ihrem Ausbildungswunsch verabschieden. Dies wäre angesichts des drohenden Fachkräftemangels, von dem gerade auch die mittlere Qualifikationsebene - Gesellen, Facharbeiter und Fachangestellte -  betroffen ist, eine sehr ungünstige Entwicklung.


www.bibb.de/de/67051.htm

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