Bundestagsanhörung Arbeitslosenversicherungsschutz- und Weiterbildungsstärkungsgesetz
Für Weiterbildung Arbeitsloser muss mehr getan werden
Er stellte den Abgeordneten eine Übersicht des Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) vor, nach der es 2000 noch 144.031 Maßnahmen mit Abschluss gab, 2007 waren es dann nur noch 33.856. Seither erholen sich die Zahlen zwar langsam wieder (64.504 in 2015), werden auf diesem Niveau allerdings längst nicht dem Bedarf gerecht. Prof. Bosch: "Für Arbeitslose muss es attraktiver werden, sich um die eigene Weiterbildung zu kümmern. Es ist geradezu absurd, dass heute 1-Euro-Jobs finanziell besser ausgestattet sind als die anspruchsvolleren Fördermaßnahmen."
Ein 1-Euro-Jobber verdient durchschnittlich 1,50 Euro pro Stunde als Mehraufwandsentschädigung. Bei einer monatlichen Arbeitszeit von 120 Stunden wird das Arbeitslosengeld II um 180 Euro aufgestockt. Das heißt, so Bosch, heute können sich viele Arbeitslose eine längere Weiterbildung schlicht gar nicht leisten. Weil der Unterhalt finanziell so schlecht ausgestattet ist, brechen viele eine Maßnahme - vor allem eine längere - ab oder nehmen sie gar nicht erst auf.
Wer Zwischen- und Endprüfungen bestanden hat, sollte eine Prämie erhalten, rät Bosch: "Dies wäre ein guter Ansatz, um Weiterbildung attraktiver zu machen. Die Vorschläge im Arbeitslosenversicherungsschutz- und Weiterbildungsstärkungsgesetz gehen deshalb in die richtige Richtung." Auch die Einführung eines Erwachsenen-BAFöGs sei zu unterstützen, um den Lebensunterhalt bei selbstgewählten Weiterbildungsmaßnahmen zu sichern. Das hat bereits die Expertenkommission "Finanzierung lebenslangen Lernens" 2004 vorgeschlagen.
"Die Arbeitslosenversicherung muss dringend weiterentwickelt werden", so Bosch: "Dies erfordern schon die veränderten Arbeitsmärkte und die lange unzureichenden Investitionen in die Weiterbildung der Arbeitslosen." Da der Arbeitsmarkt für einfache Tätigkeiten immer enger geworden ist, muss die Arbeitsmarktpolitik die Qualifizierung von Arbeitslosen stärker in den Blick nehmen und die berufliche Weiterbildung mehr fördern. Da es so viele gering qualifizierte Arbeitskräften gibt, bleiben die Integrationschancen ohne zusätzliche Weiterbildung gering.
Weitere Informationen: http://www.iaq.uni-due.de/iaq-standpunkte/index.php