Das sollte man bei der Meister-Ausbildung beachten
SO GEHT'S ZUM MEISTERBRIEF
Der Weg zum Meisterbrief ist mühsam. Die Ausbildung dauert bis zu dreieinhalb Jahren, je nach dem, ob man die Weiterbildung in Vollzeit oder berufsbegleitend macht. Für den Besuch der Meisterschule in Vollzeit muss man sich freistellen lassen. Das bedeutet mindestens ein halbes Jahr Verdienstausfall. Dazu kommen Schulungskosten zwischen 4000 bis 9000 Euro und die Prüfungsgebühren. Viele überlegen sich zweimal, ob sie unter den Bedingungen wieder die Schulbank drücken wollen.
Trotzdem ist der Meisterbrief attraktiv. Jedes Jahr legen 60 000 Beschäftigte eine Prüfung zum Meister oder Betriebswirt ab. Man unterscheidet die Industriemeister und die Handwerksmeister, letztere sind die zahlenmäßig weitaus größte Gruppe. Im Zuständigkeitsbereich der IG Metall haben vergangenes Jahr über 13 000 Beschäftigte die Meisterprüfung gemacht. Bei den Gewerken stellen die Metall- und Elektrohandwerke wiederum die meisten Meistertitel. Besonders beliebt ist der Kfz-Meister.
Meister-BAföG kräftigt erhöht
Einer von ihnen, Marc Jesiek, 30, hat seit Sommer seinen Abschluss als Kfz-Meister in der Tasche. Sein Kfz-Betrieb Hessengarage in Frankfurt hatte ihn freigestellt, damit er die Meisterschule besuchen konnte. "Es war schon eine Durststrecke, weil ich ein halbes Jahr auf mein Einkommen verzichten musste, um die Schule zu besuchen. Obwohl ich BAföG bekam, musste ich meine Rücklagen aufbrauchen. Aber ich glaube, es hat sich gelohnt."
Marcs Meisterausbildung fiel noch in die Zeit der alten BAföG-Regeln. Wer jetzt die Meisterausbildung beginnt und staatliche Förderung beantragt, kann sich freuen. Denn seit Sommer haben sich die Rahmenbedingungen verbessert. Zum 1. August wurde das Aufstiegs-Bafög oder sogenannte Meister-BAföG durch die Novellierung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG) kräftig aufgestockt. Wer sich nach der Ausbildung über die Höhere Berufsbildung etwa zum Fachberater, Meister oder Betriebswirt weiterqualifizieren möchte, erhält durch das Aufstiegs-BAföG finanzielle Unterstützung. Gefördert werden die Kosten der Bildungsmaßnahme und des Lebensunterhalts. Geld gibt es teils als Zuschuss, teils als Darlehen.
Das hat sich geändert:
- Der Beitrag zu den Lehrgangs- und Prüfungsgebühren beträgt nun 50 statt wie bislang 40 Prozent.
- Für Vollzeitgeförderte wird die Unterhaltsförderung zu einem Vollzuschuss ausgebaut. Künftig gibt es 100 Prozent Zuschuss. Vorher waren es 40 Prozent Zuschuss und 60 Prozent Darlehen.
- Lehrgangs- und Prüfungsgebühren werden nach erfolgreichem Abschluss und Existenzgründung großzügiger erlassen als bisher.
- Der Höchstsatz des Aufstiegs-BAföG beträgt für Alleinstehende 892 Euro pro Monat. Vorher waren es 768 Euro.
Bessere Jobchancen durch Meister
Das neue Aufstiegs-BAföG ist ein Fortschritt und eine gutes Paket. Es macht die Höhere Berufsbildung insgesamt attraktiver und kann dazu beitragen, dem Fachkräftemangel der Unternehmen in diesem Bereich zu begegnen. Das wird noch wichtiger, wenn sich die Wirtschaft nach der Corona-Pandemie nach und nach wieder belebt. Wer eine höhere Ausbildung ein seinem Beruf anstrebt, verbessert seine Chancen für die Zukunft was das Einkommen und die Beschäftigungschancen angeht. Beruflich Qualifizierte verdienen schon früh im Erwerbsleben gutes Geld. Kommt dann nach dem Gesellenbrief der Meister oder Betriebswirt dazu, ist man noch mehr gefragt auf dem Arbeitsmarkt. Absolventen der Höheren Berufsbildung wie Meister und Meisterinnen sind weitaus seltener arbeitslos als ihre Akademiker-Kollegen. In Deutschland haben etwa 2,5 Millionen Beschäftigte einen solchen Abschluss.
Der Aufstieg zum Meister wird nicht nur durch die verbesserten Fördermöglichkeiten attraktiver. Höhere Berufsbildung gewinnt insgesamt an Stellenwert. Ein Meister kann sich seit diesem Jahr auch Bachelor Professional nennen. Meistertitel und Bachelor sind gleichwertig. Wie Helmut Dittke vom Ressort Handwerk der IG Metall erklärt, setzt sich die IG Metall für eine hohe Qualität der Meisterausbildung ein. Das ist keineswegs selbstverständlich, weil es unterschiedliche Qualitätsstandards gibt. Für die Meisterausbildung im Handwerk sind die Handwerkskammern und Landesinnungen zuständig. Die Angebote für Meisterkurse variieren nach Region und Bildungsträger. "Es lohnt sich, die Angebote nach Qualität und Preis zu vergleichen", rät Dittke. "Da gibt es erhebliche Unterschiede."
Neue Meisterprüfungsordnung wird erarbeitet
Derzeit wird auch eine Novelle der Meisterprüfungsordnung erarbeitet. Die bisherige Regelung stammt aus dem Jahr 1953 und ist dringend reformbedürftig. Hier setzt sich die IG Metall für es transparente Prüfungsverfahren und für die paritätische Besetzung der Ausschüsse ein. Wenn Probleme oder Klärungsbedarf im Zug der Meisterausbildung im Handwerk oder der Durchführung der Prüfung auftauchen, steht die IG Metall ihren Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite. Fragen können an handwerk@igmetall.de gerichtet werden.
(Quelle: IGMetall.de)