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Denk-doch-Mal.de Neue Ausgabe

Warum wir den politischen Menschen brauchen

27.10.2015 Ι Wir leben in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche und gleichzeitig zerstörter, verbrauchter, blamierter Utopien und verkümmerter Visionen. Der Versuch der nahezu totalitären Ausdehnung betriebswirtschaftlicher Normen und Denkweisen auf alle Bereiche der Gesellschaft, das neoliberale Leitbild des homo oeconomicus, der als Individuum zweckrational im Sinne des Eigennutzes kalkuliert, die proklamierte Alternativlosigkeit der Marktgesetze, das vielfach ohnmächtige Handeln der politischen Akteure - sie haben ihre Spuren hinterlassen und sich eingebrannt in die Köpfe, in das Denken und Handeln der Menschen. Der breite Rückzug ins Private, der fehlende Rückbezug des individuellen Denkens und Handelns auf das Wohl und Wehe des Gemeinwesens, Gleichgültigkeit und mangelnde Empathie für das Leiden des anderen, die Unfähigkeit zum Engagement, die Reduzierung von Politik auf eine von Beruf und Arbeitsplatz abgetrennte, gesonderte Sphäre für Berufspolitiker, für die man sich interessieren kann oder nicht - sie sind ein Spiegel und die andere Seite der Medaille. Das Handeln vieler Deutscher in der aktuellen Flüchtlingskrise zeigt eine bemerkenswerte Bereitschaft zu zivilgesellschaftlichem Engagement, die uns kaum einer in Europa zugetraut hätte. Warum brauchen wir den politischen Menschen? Dieser Frage geht die neue Ausgabe von DENK-doch-MAL.de nach.

Die europäische Union braucht das Vertrauen ihrer Bürger, dann erst bekommt sie neue Kraft. Damit die Bürger, nicht die Banker, in europäischen Schicksalsfragen das letzte Wort behalten, müssen sie sich einmischen. Autor Prof. Dr. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, sagt: "Das europäische Haus braucht den Tempel-Zorn. Er beschreibt diesen Zorn, er grenzt ihn ab gegen blinde Wut, fordert sozialverträgliche, voranbringende Formen der Unruhe. Zorn so sagt er, ist der Anfang für bessere Welt, nicht lediglich die Voraussetzung für den Anfang."

 

Eine Broschüre von Stéphane Hessel mit dem Titel "Indignez vous" avanciert quasi über Nacht zum Bestseller. Alles Folgende ist schnell erzählt: Die Streitschrift "Empört Euch!" bewegte die Welt. Sie erlangte Kultstatus, erzielte weltweit eine Auflage von 4,5 Millionen und wurde in 40 Sprachen übersetzt. Manfred Flügge beschreibt In seinem Essay, wie bei Hessel die Botschaft und sein Leben als französischer Résistance-Kämpfer, Überlebender der Konzentrationslager Buchenwald und Dora, französischer Diplomat, Lyriker, und politischer Aktivist eine glaubhafte Synthese eingingen.

 

Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach zeichnet das Profil der Enzyklika in sieben Positionen nach und betont: Christen sollten politisch sein und das heißt Handeln. Zugleich versteht sich die Enzyklika auch als Aufforderung an jeden einzelnen, an eine einzige Welt, an einen gemeinsamen Plan zu denken. Sie ist ein Aufruf an die Kraft der Zivilgesellschaft und fordert eine neue universale Solidarität für gerechte und nachhaltige Entwicklung.

 

Prof. Dr. Peter Faulstich benennt die Ansatzpunkte einer zeitgenössischen Ethik, die nicht die Erweiterung der Willkürfreiheit der Individuen sondern den Schutz der Gemeinschaft zwischen den Subjekten in den Mittelpunkt stellt. Die alte Frage, wie sich der Mensch als Person denken lässt in seinem Verhältnis zur Gesellschaft, wie das Ich zum Wir steht, bleibt auf der Tagesordnung. Es gibt das renitente Subjekt, es gibt Widerstandspotentiale, die sich nicht einfangen lassen. Menschen haben keinen Preis, sondern eine Würde. Sie sind gekennzeichnet durch Eigensinn und Unverfügbarkeit.

 

Rudolf Speth hat für die Otto Brenner Stiftung eine Bestandsaufnahme der aktuellen Entwicklungen und Ergebnisse der Forschung zum Thema interne Beteiligung von Organisationsmitgliedern vorgelegt, deren Ergebnisse er zusammenfassend darstellt. Als zentrale Entwicklung diagnostiziert er einen teilweise dramatischen Rückgang der Mitglieder traditioneller Organisationen wie Parteien, Gewerkschaften und Verbände. Gleichzeitig zeigt sein Blick auf das bürgerschaftliche Engagement und die Zivilgesellschaft, dass die soziale Beteiligung in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat und facettenreicher geworden ist.

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