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Eine gute Schule für Alle ist machbar

Berliner Pilotprojekt zu Gemeinschaftsschulen ist erfolgreich

28.06.2016 Ι Der damalige rot-rote Berliner Senat brachte 2007 ein Modellprojekt auf den Weg. Mit Beginn des Schuljahres 2008/2009 startete die Pilotphase der Gemeinschaftsschule, an der nunmehr 24 Berliner Schulen und Schulverbünde, davon einer in privater Trägerschaft, teilnehmen. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet. Der Abschlussbericht liegt nunmehr vor. Die Gemeinschaftsschule ist ein voller Erfolg. Wie es nun weitergeht, ist noch offen.

Die GEW hält das Projekt für den "bundesweit mutigsten Versuch, eine inklusive Schule für Alle Wirklichkeit werden zu lassen." (E/W 06/16). Das Besondere an der Berliner Gemeinschaftsschule ist, dass Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse ohne jede äußere Differenzierung unterrichtet werden. Es gibt keine leistungsbezogenen Kurse, kein Probehalbjahr und kein Sitzenbleiben. Erst in der 9. Klasse bekommen die Jugendlichen eine Prognose für den Schulabschluss und orientieren sich zwischen Schule, späterem Studim oder Berufsausbildung. An der Gemeinschaftsschule lässt sich das Abitur erwerben. Sie ist damit auch attrativ für Eltern, die ihre Kids sonst auf das Gymnasium geschickt hätten.

 

Auf der Homepage des Senats werden die Ziele der Gemeinschaftsschule wie folgt beschrieben:

  • Die Gemeinschaftsschule soll zu mehr Chancengleichheit und -gerechtigkeit, unabhängig von den Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen, führen.
  • Die Fähigkeiten und Fertigkeiten aller Schüler sollen durch individuelle Förderung besser entwickelt und gefördert werden: Durch selbstständiges Lernen und die Unterstützung individueller Lernwege soll eine maximale Leistungsentwicklung ermöglicht werden.
  • Die Gemeinschaftsschule verzichtet auf die äußere Fachleistungsdifferenzierung als Organisationsprinzip.
  • Durch enge Zusammenarbeit der Lehrkräfte, schulischen Mitarbeiter, Schülerinnen und Schüler, Eltern und außerschulischen Partner entwickelt sich die Gemeinschaftsschule zum demokratischen Lern- und Lebensraum.
  • In der Gemeinschaftsschule ist die gegenseitige Anerkennung und Respektierung aller ein wichtiges Leitziel.

 

Zu dem Projekt gab es eine intensive Begleitforschung. Die Hamburger Forscher Johannes Bastian und Urich Vieluf kommen sowohl in Bezug auf die Leistung wie in Bezug auf die soziale Integrationsleistung zu positiven Ergebnissen. Mit der Gemeinschaftsschule sei es gelungen, Bildungserfolg und soziale Herkunft zu entkoppeln.

 

Die Forscher fassen die Befunde ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit wie folgt zusammen:

 

  • "Es ist gelungen, eine das gemeinsame Lernen unterstützende schulische Organisationsstruktur zu entwickeln, die anschlussfähig ist.
  • Es ist gelungen, wirkungsvolle Formen der pädagogischen und fachlichen Arbeit in heterogenen Lerngruppen zu entwickeln, die anschlussfähig sind.
  • Es ist gelungen, Schülerinnen und Schüler in heterogenen Lerngruppen so zu fördern, dass die in den untersuchten Kompetenzbereichen ermittelten Lernentwicklungen von der sozialen Herkunft weitgehend entkoppelt sind." (Abschlussbericht S. 13).

 

Der Senat fasst die Ergebnisse die Erfolge der Berliner Gemeinschaftsschule in folgende Aussagen:

 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Entwicklung der Gemeinschaftsschulen hin zu einer Schule für alle Schülerinnen und Schüler von Fortschritten und der Verfestigung des Erreichten gekennzeichnet ist. Den Schulen gelingt es, die Schüler individuell zu fördern. Damit können die schwächeren Schülerinnen und Schüler an die Mitte herangeführt und die Leistungsstärkeren zu weiteren Lernfortschritten motiviert werden.

 

Die Gemeinschaftsschulen erreichen eines ihrer wesentlichen Ziele, nämlich die Trennung von Lernerfolg und sozialer Herkunft. Schülerinnen und Schüler mit einem sozial belasteten Hintergrund erreichen vielfach ähnlich gute Lernfortschritte, wie diejenigen aus weniger sozial belasteten Elternhäusern.

 

Auch dem Anspruch einer inklusiven Schule werden die Gemeinschaftsschulen weitgehend gerecht. Die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben beachtliche Lernzuwächse erreicht, während sich im Vergleich von Klassen mit und ohne Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf keinerlei Nachteile des gemeinsamen Lernens feststellen lassen. Teilweise waren die Lernfortschritte in "inklusiven" Klassen sogar besonders hoch.

 

Die Gemeinschaftsschule wird fortgeführt. Offen ist, ob als Fortsetzung des Pilotprojekts, als Sonderform der in Berlin üblichen Intergireten Sekunadrschule oder als eigenständige Schulform. Aus gewerkschaftlicher Sicht scheint es sinnvoll, auf dem letzten Punkt zu beharren. Die Gemeinschaftsschule muss als eigenständige Schulform etabliert werden!

 

Hinzuzufügen ist, dass endlich ein länderübergreifender Diskurs über die Schulformen beginnt. Es kann nicht angehen, dass es noch immer Bundesländer gibt, die teilweise aus ideologischen Gründen an dem tradierten drei- bzw. viergegliederten Schulsystem festhalten, andere erfolgreiche Wege mit der Gemeinschafts- oder Stadtteilschule gehen! Eine Schule für Alle muss der länderübergreifend Maßstab für die Schulentwicklung werden!

 

Hinweise zur Gemeinschaftsschule:

 

http://www.berlin.de/sen/bildung/schule/bildungswege/gemeinschaftsschule/

 

Auf dieser Seite ist auch der Bericht der Forscher zu finden wie ein "Praxisleitfaden: Gemeinschaftsschule"

 

 

 

 

 

 

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