Glossar
Berufsmatura in Österreich
Die Berufsmatura in Österreich - Mit der Lehre zum Studium
Und so sehen das Betroffene...
Sabrina Glösl, Lehrling bei SPAR Österreichische Warenhandels AG:
"Ich mache gerade eine Doppellehre zur Einzelhandels- und Großhandelskauffrau und bereite mich zugleich auf die Berufsmatura vor. Diese Kombination ist für mich ideal, denn ich erlerne zwei tolle Berufe, sammle Berufserfahrung und kann gleichzeitig die Matura machen. Damit habe ich sicher gute Chancen!"
Matthias Lemp. Jungunternehmer Lemp Energietechnik:
"Ich habe den Lehrberuf Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur erlernt und mich vor zwei Jahren selbstständig gemacht. Dank der Berufsmatura kann ich nun berufsbegleitend an der Fachhochschule Energie- und Umweltmanagement studieren. Die Berufsmatura war für mich eine optimale Ergänzung zur Lehre."
Petra Mathi, Geschäftsführerin dm drogerie markt GmbH:
"Bei dm drogerie markt fördern wir "Lehre & Matura" aktiv! Wir begleiten und unterstützen unsere Lehrlinge gerne auf dem Weg zur Berufsmatura, denn diese ist eine tolle Chance für engagierte, talentierte junge Menschen, eine umfassende Allgemeinbildung zu erlangen und sich hinsichtlich ihrer Fach- und Praxiskompetenz weiter zu qualifizieren."
Im Herbst 2008 startet die Berufsmatura unter neuen Bedingungen, zunächst in einer österreichweiten Pilotphase. Seit zehn Jahren gibt es in Österreich bereits die Möglichkeit nach der Lehre eine Berufsreifeprüfung abzulegen. Diese Möglichkeit haben bisher rund 10.000 Personen genutzt.
Berufsmatura, Berufsreifeprüfung, Lehre und Matura, Lehre mit Matura .Es gibt viele Bezeichnungen für den besonderen Bildungsgang in Österreich - gemeint ist immer das Gleiche und zwar die Möglichkeit, auch ohne den Besuch einer höheren Schule, eine Matura (Reife zum Studium) zu erreichen. Es geht also um die Absolvierung einer Berufsausbildung und die Erlangung der sog. Berufsmatura.
Die Berufsmatura vermittelt dreierlei, den
- uneingeschränkte Zugang zu Universitäten oder Fachhochschulen
- Vertiefende Sprachkenntnisse (z.B. Englisch) und eine
- Erweiterung des fachlichen Know-hows
Laut Gesetz wird die Berufsmatura offiziell als Berufsreifeprüfung (BRP) bezeichnet. Der Weg zur Berufsmatura beginnt mit einer ausführlichen Beratung. Die Erwachsenenbildungseinrichtungen Österreichs bieten regelmäßig kostenlose Informationsveranstaltungen und persönliche Beratungen an.
Die bisherige Berufsreifeprüfung war bislang mit hohen Kosten und zeitlichem Aufwand nach der Lehre verbunden. Die Novelle ermöglicht nun die Absolvierung von 3 von 4 Teilprüfungen bereits während der Lehre. Außerdem übernimmt der Bund die Kosten für die Vorbereitungskurse der Lehrlinge im Ausmaß von bis zu 6000 Euro.
Ab Herbst können die Lehrlinge somit die neue Berufsmatura weitgehend kostenfrei und parallel zur Lehre abschließen. Die bisher hohen Kosten für Vorbereitungskurse und Lernmaterialien entfallen. Drei der vier Teilprüfungen (Deutsch, lebende Fremdsprache, Mathematik und ein Fachbereich aus dem jeweiligen Lehrberuf) für die Berufsmatura können bereits vor der Lehrabschlussprüfung abgelegt werden.
In jedem Bundesland wird eine Trägerorganisation nominiert, die mit ihrem jeweiligen Ausbildungsmodell vom Bildungsministerium approbiert wird. Dadurch wird österreichweit hohe Qualität gewährleistet. Der Bund stellt diesen approbierten Trägern der Vorbereitungslehrgänge pro Lehrling maximal 6000 Euro zur Verfügung.
In Zukunft werden auch Berufsgruppen im Öffentlichen Dienst die eine umfassende Grundausbildung absolviert haben - wie etwa Polizisten, - die Möglichkeit haben, eine Berufsreifeprüfung abzulegen.
Die bisherige Form der Berufsreifeprüfung bleibt als Angebot vor allem für Lehrlinge, die ihre Lehre bereits abgeschlossen haben, bestehen. Sie stellt weiterhin ein wichtiges Angebot zum lebensbegleitenden Lernen dar.
Was ist neu?Drei der vier Teilprüfungen (Deutsch, lebende Fremdsprache, Mathematik und ein Fachbereich aus dem jeweiligen Lehrberuf) können bereits vor der Lehrabschlussprüfung abgelegt werden, die letzte Teilprüfung mit Erreichen des 19. Lebensjahres. Bisher war die Berufsreifeprüfung für Lehrlinge erst nach Lehrabschluss möglich und mit hohen Kosten für die Betroffenen verbunden. Durch die Novelle des Berufsreifeprüfungsgesetzes und ein zusätzliches Förderprogramm des Bundes sollen sich Lehrlinge ab September 2008 auf die Matura österreichweit kostenfrei und parallel zur Lehre vorbereiten können.
Welche Aufgaben übernimmt der Bund?Der Bund übernimmt die Kosten für die Maturavorbereitung. Im Vollausbau sollen nach heutiger Schätzung rund 1.600 Lehrlinge pro Jahrgang von diesem Angebot profitieren.
Welche Aufgaben übernehmen die Länder?In jedem Bundesland wird von der Landesregierung eine Trägerorganisation nominiert. Diese erstellt in Kooperation mit Bildungsanbietern ein Ausbildungsmodell, das vom Bildungsministerium geprüft und genehmigt wird. Dadurch wird österreichweit hohe Qualität gewährleistet.
Was ist eine Trägerorganisation und welche Aufgaben hat sie?Eine Trägerorganisation muss bestimmte Qualitätskriterien erfüllen: Sie muss vom Land akzeptiert und unterstützt werden, privatwirtschaftliche Verträge und Förderverträge abwickeln können; sie übernimmt die Koordinierungsfunktion des Landes sowie die Bewerbung und Beratung für das Ausbildungsmodell. Die Trägerorganisationen treten gegenüber dem Bildungsministerium als "Antragsteller" mit einem länderspezifischen Ausbildungsmodell auf. Nach Prüfung des Ausbildungsmodells durch die Approbationskommission und Bewilligung durch das Ministerium sowie Abschluss eines Fördervertrags erhalten die Trägerorganisationen vom Bund die Fördergelder. Sie sind für deren Abrechnung sowie die Durchführung der Vorbereitungslehrgänge durch qualifizierte Bildungsanbieter verantwortlich.
Wer bietet die Lehrgänge an?Zwei Gruppen kommen in Frage: Einrichtungen der allgemeinen und berufsorientierten Erwachsenenbildung (z. B. bfi, WIFI, Volkshochschulen) sowie weiterführende Schulen (Berufsschulen und höhere Schulen). Schulen können die Lehrgänge im Rahmen einer teilrechtsfähigen Einrichtung anbieten. Lehrpersonen, die in den Lehrgängen der Berufsmatura unterrichten, erhalten dafür eigene Verträge. Die Bildungsanbieter sind verantwortlich für die Durchführung kompetenter Maturavorbereitungen und für eine klare Rechnungslegung über den Verbrauch der Fördermittel.
Ab wann gibt es das Angebot?Die Berufsmatura startet im Herbst 2008 in einer österreichweiten Pilotphase. Seit zehn Jahren gibt es in Österreich die Möglichkeit, nach der Lehre eine Berufsreifeprüfung abzulegen.
Wer kann davon profitieren?Profitieren sollen in erster Linie Lehrlinge, die studieren wollen oder planen, sich beruflich weiterzuentwickeln.
Wie können sich Bildungsanbieter an einer Trägerorganisation beteiligen?Anbieter von Lehrgängen setzen sich mit den Trägerorganisationen der Länder in Verbindung und stellen ihr Ausbildungsprogramm vor. Die Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung soll durch ein ausgewogenes Modell von Unterrichts-, Beratungs- und Coachingphasen erfolgen. Kommt eine Kooperation auf Basis der bundesweit gültigen Qualitätskriterien (qualifizierte Lehrende, Unterricht von 900 Unterrichtseinheiten, zumindest 15 Coachingstunden; Fachprüfung muss auch als Projektarbeit angeboten werden) zustande, übermitteln die Trägerorganisationen die entsprechenden Fördergelder.
Was ist der Unterschied zur Studienberechtigungsprüfung?Die Studienberechtigungsprüfung ist keine Matura. Sie berechtigt nur zum Studium der von dir gewählten Studienrichtung. Mit der Berufsmatura stehen alle Wege offen!
Wer darf die Berufsmatura machen?Die Berufsmatura darf jeder machen, wenn der eine der folgenden Prüfungen bzw. Ausbildungen anstrebt bzw. abgeschlossen hat:
? Lehrabschlussprüfung ? Land- und forstwirtschaftliche Facharbeiterprüfung ? Mindestens dreijährige mittlere Schule (z.B. Handelsschule) ? Krankenpflegeschule oder Schule für Gesundheits- und Krankenpflege ? Mindestens 30 Monate dauernde Schule für den medizinisch-technischen Fachdienst ? Meisterprüfung laut Gewerbeordnung ? Befähigungsprüfung laut Gewerbeordnung ? Land- und forstwirtschaftliche Meisterprüfung
Wer eine höhere Schule besucht, aber abgebrochen hat, ist nicht zur Berufsmatura zugelassen. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, die Matura nachzuholen (z.B. "Abendmatura" an einer höheren Schule).
Welche Prüfungen muss man ablegen?Für die Berufsmatura muss man vier Teilprüfungen ablegen: Deutsch, Mathematik, lebende Fremdsprache und Fachbereich. Die Teilprüfungen kann einzeln oder an einem Prüfungstermin ablegt werden. Die Berufsmatura ist ein Gesamtzeugnis über alle vier Teilprüfungen. Die Reihenfolge der Prüfungen kann frei gewählt werden
Wie lange dauert die Berufsreifeprüfung?Wie viel Zeit braucht man, um alle Teilprüfungen abzulegen, bestimmt jeder Teilnehmer selbst. Man kann sich gleichzeitig auf mehrere Teilprüfungen vorbereiten oder langsam eine Teilprüfung nach der anderen absolvieren. Die Berufsmatura kann daher ein bis vier Jahre, mit Unterbrechungen aber auch länger dauern. Wer im Berufsleben steht, sollte tunlichst mindestens zwei Jahre für die Berufsmatura einplanen.
Beispiele: 1. Jahr: Deutsch und Mathematik 1. Jahr: Englisch 2. Jahr: Englisch und Fachbereich 2. Jahr: Deutsch und Fachbereich eigenen Plan.3. Jahr: Mathematik
Können einzelne Teilprüfungen entfallen?Teilprüfungen können entfallen, wenn man bereits eine Prüfung erfolgreich abgelegt hat, die nach Inhalt, Prüfungsform, Prüfungsdauer und Niveau gleichwertig ist.
Dazu zählen im Fachbereich z.B.:
? abgeschlossene Werkmeisterschule mit Abschlussprüfung ? bestimmte Meisterprüfungen ? bestimmte Befähigungsprüfungen (einschließlich Unternehmerprüfung) etc.
Bei der Fremdsprache entfällt die Teilprüfung durch den Nachweis bestimmter Sprachzertifikate z.B. Certificate in Advanced English (CAE).
Wo kann man die Teilprüfungen ablegen?Die Teilprüfungen kann man an einer höheren Schule oder an anerkannten Erwachsenenbildungseinrichtungen ablegen. Mindestens eine der vier Teilprüfungen muss an einer höheren Schule ablegt werden. An dieser Schule muss auch der Antrag auf Zulassung zur Berufsmatura gestellt werden. Nachdem alle Teilprüfungen erfolgreich abgeschlossen sind stellt dir diese Schule das Berufsreifeprüfungszeugnis (Maturazeugnis) aus.
Wie kann man sich auf die Berufsmatura vorbereiten?Für die Vorbereitung besucht man einen speziellen Vorbereitungslehrgang. Die Wirtschaftsförderungsinstitute der Wirtschaftskammern Österreichs (WIFIs) und andere Erwachsenenbildungseinrichtungen bieten Vorbereitungslehrgänge für die einzelnen Teilprüfungen an. Die Vorbereitungslehrgänge dauern meist zwei oder drei Semester pro Gegenstand und werden in verschiedenen Organisationsformen angeboten (z.B. Abendkurse, Wochenendkurse etc.). Darüber hinaus bieten einige Berufsschulen eine Vorbereitung auf die Berufsmatura an. Auch gewisse Lehrbetriebe bieten im Rahmen von Kooperationen mit höheren Schulen oder Erwachsenenbildungseinrichtungen ihren Lehrlingen die Möglichkeit, sich auf die Berufsmatura vorzubereiten.
Welchen Fachbereich soll man wählen?Der Fachbereich muss einen klaren Bezug zum erlernten Beruf (z.B. Lehrberuf) oder zu dem Beruf, den man gerade ausübt, haben. Beispiel: Beim Bürokaufmann/frau, eignet sich beispielsweise der Fachbereich "Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und VWL", beim Lehrberuf Maschinenbautechnik bietet sich z.B. der Fachbereich "Maschineningenieurwesen" an. Der Fachbereich muss von der höheren Schule, bei der der Antrag auf Zulassung zur Berufsmatura gestellt wird, genehmigt werden.