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Kein Platz für Rassismus

FALSCHER NAME, keine Stelle

12.08.2019 Ι "Sandra Bauer" hat bessere Chancen, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, als "Meryem Öztürk". Und wenn eine Bewerberin ein Foto mit Kopftuch vorlegt, sinken ihre Chancen noch weiter.

Schon vor Jahren haben Forscher solche Formen der Diskriminierung in Bewerbungsverfahren aufzeigen können. Dass auch Menschen davon betroffen sind, die dem Namen oder Aussehen nach offenbar einen nicht-türkischen Migrationshintergrund haben, zeigt eine aktuelle Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Die Wissenschaftler haben Bewerbungen von fiktiven Personen auf reale Stellenausschreibungen verschickt. Insgesamt bekamen 60 % Prozent der "biodeutschen" Bewerber, aber nur 51 % Prozent der Bewerber mit Migrationshintergrund eine positive Rückmeldung. Je nach Herkunftsland der Bewerber fielen die Ergebnisse unterschiedlich aus: Menschen mit albanischer Abstammung müssen im Schnitt ein Drittel mehr Bewerbungen schreiben als Bewerber mit deutschem Namen. Auch Bewerber, deren Eltern aus Afrika oder einem muslimischen Land kommen, haben schlechte Chancen. Wer dagegen einen europäischen oder ostasiatischen Hintergrund hat, erlebt kaum Nachteile.

 

In Berufen, in denen es einen Fachkräftemangel gibt, finden die Arbeitgeber meist eine Möglichkeit, Bewerber mit Migrationshintergrund in die Anstellung zu bringen. Bei anderen greifen bewusste und vor allem auch unbewusste Vorurteile stärker. Anonymisierte Bewerbungen sind ein Schritt, Bewerber vor Diskriminierungen zu schützen: Entweder nutzen Unternehmen dafür Formulare, die auf ein Foto sowie Angaben zu Namen, Alter und Geschlecht verzichten. Oder die Informationen, die für eine Tätigkeit irrelevant sind, werden im Nachhinein aus der Bewerbung gestrichen. Aus Sicht von Dr. Fessum Ghirmazion* liegt der Vorteil darin, dass sich Entscheider auf die Qualifikation konzentrieren und nicht auf persönliche Merkmale. Gleichzeitig könnten bestimmte Gruppen wie Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderungen in einem zweiten Schritt gezielt gefördert werden. Während anonymisierte Bewerbungen sich in einigen Ländern bereits durchgesetzt haben, schrecken die meisten deutschen Arbeitgeber noch davor zurück. Sie haben offenbar genug Bewerber und sind sich nicht bewusst darüber, dass vielfältige Belegschaften häufig innovativer arbeiten.

(Quelle: IGM, Schnittstelle SoSe 2019)

 


 

Dr. Fessum Ghirmazion ist Trainer und Berater für die Themen Diversity, interkulturelle Kompetenz und Social Justice. Seit über 10 Jahren begleitet er Unternehmen, Schulen, Institute, Stiftungen und den öffentlichen Dienst (u.a. Kommunen und die Polizei) in der Umsetzung von Diversity und und zur interkulturellen Öffnung und führte in diesen Bereichen zahlreiche Trainings durch.

Fessum Ghirmazion hat Politikwissenschaft, Soziologie und Friedens- und Konfliktforschung studiert und promovierte 2012 im Themenbereich Arbeitsmigration. Nach seiner Tätigkeit als Bildungsreferent für das Bildungswerk BUND (2012-2014) ist er nun als Politischer Sekretär beim Vorstand der IG Metall im Ressort Migration und Teilhabe tätig.

Seit 2007 ist Fessum Ghirmazion Mitglied bei EWdV und wurde 2017 in den ehrenamtlichen Vorstand gewählt. Seit 2017 ist er Ausbilder (Train-the-Trainer) für das Programm von EINE WELT DER VIELFALT.

(Quelle: www.ewdv-diversity.de)

 

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