Kumpelverein Gelbe Hand
Abbau von Vorurteilen heute wichtiger denn je
Die "Gelbe Hand" ist mehr als 25 Jahre alt. Könnt ihr unseren Lesern noch einmal kurz erläutern, wo die Ursprünge der "Gelben Hand" liegen?
Klaudia: Der Verein "Mach meinen Kumpel nicht an!" wurde 1986 von der DGB-Jugend gegründet. Die Jugend wollte damit ein starkes gewerkschaftliches Zeichen setzen, um gegen den grassierenden Rassismus in der Gesellschaft zu protestieren. Das Symbol "Gelbe Hand" stammt aus Frankreich. Der Kumpelverein wird vom DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften unterstützt.
Wo liegen eure Arbeitsschwerpunkte?
Mark: Unser Schwerpunkt ist die Arbeitswelt, somit der Betrieb, die Firma oder auch die Berufsschule. Hier helfen wir BetriebsrätInnen in ihrem Engagement und unterstützen Aktivitäten bzw. führen sie in Kooperation mit den Aktiven vor Ort durch. Darüber hinaus wissen wir, dass dieser Lebensbereich nicht abgeschottet von anderen Teilen des Alltags ist. Deshalb engagieren sich viele Mitglieder unseres Vereins auch ehrenamtlich, sei es die Flüchtlingshilfe, Aktionen gegen Diskriminierung in der Öffentlichkeit oder auch bei Protesten gegen Demonstrationen mit menschenverachtender Ideologie. Der Verein unterstützt diese Aktionen.
Ich vermute, es fällt leicht, uns zu sagen, warum eure Aktivitäten heute so wichtig sind wie damals?
Mark: Leider stimmt das. Gerade die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass in unserer Gesellschaft rassistische Stereotype existieren, die eine vorurteilsfreie Gesellschaft völlig ablehnen. Die aktuell hochemotionale Debatte um Flüchtlinge aus Bürgerkriegsgebieten zeigt, dass Rassismus keine Randerscheinung ist, sondern immer noch tief in unserer Gesellschaft verankert ist. Dies beweisen nicht nur die wöchentlich durchgeführten "Pegida-Spaziergänge" in verschiedenen Städten sondern zunehmend auch alltägliche Vorfälle von Diskriminierung. Zentral ist dabei der Arbeitsplatz, wo auch über gesellschaftspolitische Themen gesprochen wird. Und da dominiert, gerade jetzt, die Debatte um Flüchtlinge, bei der wir unsere Mitglieder ermuntern, sich einzumischen.
Könnt ihr uns eine kurze Einschätzung zur aktuellen Herausforderung durch die Flüchtlinge geben? Was erwartet ihr von der Politik? Was würdet ihr den Gewerkschaften ins Stammbuch schreiben?
Klaudia: Kurzfristig muss eine schnelle und unbürokratische Hilfe von Seiten der Politik für die Kommunen erfolgen. Hier sehen wir akuten Handlungsbedarf, schließlich naht der Winter. Die entschlossene und spontane Hilfsbereitschaft von vielen Menschen darf nicht Grund sein, die politische Verantwortung quasi zu privatisieren. Die Bundesregierung muss deshalb mehr Verantwortung übernehmen und gleichzeitig entschieden gegen rassistische Mobs vorgehen. Dazu gehört der Schutz von Flüchtlingen, die nach einer traumatischen Flucht mit allen ihren Entbehrungen und Gefahren hier nicht wieder mit Gewalt konfrontiert werden dürfen. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften initiieren momentan verschiedene Aktionen und beteiligen sich sowohl an Hilfsmaßnahmen wie auch Protesten gegen rassistische Demonstrationen. Besonders bei der Jugend gibt es verschiedene Aktionen, an denen sich Gewerkschaftsmitglieder engagieren können. Wir als Kumpelverein werden diese Aktionen tatkräftig unterstützten.
Beim Blättern auf eurer Seite habe ich die Arbeitshilfe zum Umgang mit Vorurteilen gefunden. Ich vermute, die wird man gut in der Bildungsarbeit einsetzen können. Könnt ihr uns dazu eine Erläuterung geben? Wie können Ausbilder oder Lehrer ganz praktisch von eurer Arbeit profitieren?
Mark: Unser Wettbewerb "Gelbe Hand" beweist, wie vielfältig antirassistische Arbeit sein kann. Die methodische Bandbreite ist enorm und überrascht uns immer wieder auf das Neue, welche Ideen von TeilnehmerInnen umgesetzt werden. Die antirassistische Arbeit im Betrieb kann daran anknüpfen und uns selbstverständlich um Rat fragen, spezielle Probleme besser zu bewältigen. Dazu greifen wir auch auf Partner und Netzwerke andere Institutionen und Vereine zurück, von denen selbstverständlich Betriebsräte oder JAVs ebenso profitieren können. Dies gilt selbstverständlich auch für LehrerInnen von Berufsschulen und Ausbilder, die dadurch Anregungen bekommen, Antirassismus in ihren Unterricht zu integrieren. Häufig ist ein kreativer Zugang lohnenswert, um SchülerInnen zu motivieren, sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinanderzusetzen.
Ihr wollt in den nächsten Monaten auch Unterrichtsmaterial entwickeln. Kannst du das Projekt erläutern?
Klaudia: Unsere Feststellung ist, dass die pädagogische Präventionsarbeit im Bereich Antirassismus sehr dynamisch ist und von verschiedenen Faktoren abhängt. Ein Konzept muss nicht an jedem Ort funktionieren. Deshalb werden wir mit vielen UnterstützerInnen aus verschiedenen Bereichen zuerst diskutieren, welche Schwierigkeiten in der Praxis existieren und wie man sie am besten bewältigen kann. Uns ist es besonders wichtig, nicht nur inhaltliche Maßstäbe zu setzen, sondern ebenso eine methodische Diskussion zu führen, wie das Thema besser in die Ausbildung von Jugendlichen und an den Berufsschulen integriert werden kann. Wir sind auch glücklich, dass der Arbeitskreis "Schule und Arbeitswelt" uns tatkräftig unterstützt. Jede Expertise ist uns wichtig, um besonders in diesen schwierigen Zeiten ein klares Zeichen gegen Rassismus zu setzen.
zur Homepage: http://www.gelbehand.de/home/