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Qualität des dualen Studiums

Das Beste aus beiden Welten? Abschlusskonferenz des Qualitätsnetzwerks Duales Studium

05.10.2015 Ι Im Zuge des rasanten quantitativen Wachstums hat sich eine Vielfalt von Modellen dualer Studiengänge herausgebildet, die bei vielen Akteuren Fragen nach der Qualität der Angebote aufgeworfen hat. Der Stifterverband hat deshalb 2013 ein Qualitätsnetzwerk Duales Studium ins Leben gerufen, um mit zehn Anbietern aus staatlichen wie privaten Fachhochschulen, Universitäten und Berufsakademien in einem zweijährigen Prozess unter Moderation des CHE gemeinsam Empfehlungen für die Qualitätsentwicklung und Perspektiven des dualen Studiums zu erarbeiten. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Konferenz am 29. September vorgestellt und mit Vertretern aus Hochschulen, Bildungspolitik und Unternehmen und Gewerkschaften diskutiert.

Das vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) betreute Qualitätsnetzwerk Duales Studium hat zur Frage der Qualitätsentwicklung Dualer Studiengänge ein lesenswertes Handbuch herausgegeben. Darin wurden eine Reihe von Problemstellungen identifiziert und mögliche Lösungen vorgeschlagen. Inhaltlich wurde damit eine Richtung unterstützt, die schon der Wissenschaftsrat mit seinen Empfehlungen zu den Dualen Studiengängen vorgegeben hatte. Allgemein lässt sich sagen, dass mit zunehmendem und von allen unbestrittenen Erfolg der dualen Studiengänge hinsichtlich der Zahl der Studienangebote, der Studierenden und der kooperierenden Betriebe eine Frage an Bedeutung gewinnt: Benötigt das duale Studium zur Absicherung des Erfolges eine präzisere Beschreibung des Studienformats?

 

Die Konferenz des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft verdeutlichte, dass die Meinungen hierüber weit auseinander gehen. VertreterInnen der Hochschulen setzten auf weitere Profilierung und Differenzierung. Sie sahen keinen zusätzlichen Bedarf, z.B. Mindestpraxisanteile oder andere Mindeststandards zu definieren. In der Mehrheit setzten sie auf den Wettbewerb zwischen den Anbietern. Es waren insbesondere die VertreterInnen aus dem Gewerkschaftsbereich, die auf Mindeststandards und mehr Regulation setzten, nicht, um das Erfolgsmodell Duales Studium zu gefährden, sondern im Gegenteil, um es abzusichern. Studierende erwarten eine klare Beschreibung des Studienformats, z.B. in der Unterscheidung zu berufsbegleitenden Formaten oder selbst zu den Praxisanteilen "normaler" Studienformate. Bernd Kaßebaum hat in seinem Vortrag u.a. die Kriterien des Wissenschaftsrates hervorgehoben und insbesondere mit Hinblick auf die Qualität betrieblicher Praxisphasen dafür plädiert, die Kompetenzen des Berufsbildungssystems in Bezug auf Ausbildereignung und Eignung des Ausbildungsbetriebes in eine übergreifende Qualitätssicherung zu integrieren. Dahinter verbirgt sich eine Kritik am Akkreditierungssystem. Es sei zumindest bisher nicht in der Lage, insbesondere die betrieblichen Praxisphasen angemessen zu überprüfen. Regina Görner, die in einer Podiumsdiskussion zu diesen Fragen Stellung nahm, stieß ins gleiche Horn. Sie plädierte dafür, dass das Hochschulsystem auch von der Berufsbildung in Bezug auf Konsensbildung, Qualitätsentwicklung und Kompetenzbegriff lernen könne.

 

Duale Studiengänge gelten in Wissenschaft und Praxis als "hybride" Formate zwischen Hochschul- und Berufsbildungssystem. Insofern rufen sie die Frage auf, ob sie als ein Beispiel für eine Neubestimmung des Verhältnisses beider Bildungssysteme gelten können. Auch hier brachte die Diskussion wenig Einigkeit. Sie verdeutlichte aber nochmals die unterschiedlichen Positionen. Zwar stellte niemand in Frage, dass mehr hybride Studienformate sinnvoll seien. Bis auf weniger Vertreter aus Wissenschaft und Gewerkschaften gab es jedoch wenig Bereitschaft, dieses neue Verhältnis zu beschreiben. Prof. Severing bildete hierbei eine Ausnahme, auch wenn sein Y- Modell, das von einer gemeinsamen beruflichen Grundqualifizierung für Auszubildende und Studierende ausging, wenig Gegenliebe fand. So blieb offen, ob man - wie auch mit dem Leitbild der IG Metall zur "erweiterten modernen Beruflichkeit" - das Verhältnis zwischen Berufsbildung und Hochschule neu bestimmen müsse, oder ob man - was angesichts der Herausforderungen ebenfalls wenig überzeugen kann - die Systeme mit ihrem historisch und sozial verwurzelten Bildungsschisma weiterhin so strikt trennen kann. Die Diskussion über diese Fragen, das machte die Konferenz deutlich, steht sicherlich erst am Anfang. Dies räumten alle Diskutanten, seien es Prof. Esser für die Berufsbildung oder Dr. Meyer-Guckel für den Stifterverband, ein.

 

 

Das Handbuch aus dem Qualitätsnetzwerk steht als download zur Verfügung:

http://stifterverband.info/wissenschaft_und_hochschule/hochschule_und_wirtschaft/duales_studium/index.html

 

 

Programm und Dokumentation zu dieser Veranstaltung finden sich unter:

 

http://stifterverband.info/veranstaltungen/archiv/2015_09_29_duales_studium/index.html

 

 

 

In der Anlage die Präsentation von Bernd Kaßebaum.

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