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Unis verlieren, Private gewinnen

Hochschulen spüren den Demografischen Wandel

25.07.2023 Ι Immer weniger Menschen fangen an deutschen Hochschulen ein Studium an. Eine Untersuchung des Centrums für Hochschulentwicklung zeigt, dass Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern am stärksten betroffen sind. Besonders die Fächer Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften verzeichnen den größten Rückgang an Einschreibungen. Die staatlichen Universitäten sind besonders betroffen, während die privaten Hochschulen entgegen dem allgemeinen Trend sogar deutlich mehr Studienanfänger*innen gewinnen konnten.

(Quelle: CHE, S. 4)

 

Die staatlichen Hochschulen haben während des betrachteten Zeitraums rund 42.000 Studienanfänger*innen verloren, was einem Rückgang von etwa 10 Prozent entspricht. Die Universitäten sind mit einem Verlust von 26.600 Studierenden deutlich stärker betroffen als die staatlichen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) mit einem Rückgang von 14.200 Studierenden. Die privaten Hochschulen hingegen verzeichnen im Vergleichszeitraum einen Zuwachs von durchschnittlich 15.700 Studienanfänger*innen, was einem Anstieg von etwa 50 Prozent entspricht. Dieser Trend bei den privaten Hochschulen trägt dazu bei, dass der allgemeine Rückgang der Studienanfänger*innen in Deutschland nicht noch deutlicher ausfällt, erklärt Marc Hüsch, Autor der Studie.

 

(Quelle: CHE, S. 21)

 

Im Bereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik ist der Rückgang besonders stark, mit einem Verlust von 10.800 Studienanfänger*innen, was fast einem Drittel entspricht. Auch die Wirtschaftswissenschaften sowie Elektro- und Informationstechnik sind stark betroffen. Hingegen verzeichnen die Studienbereiche Sozialwesen, Informatik, und Gesundheitswissenschaften hohe absolute Zugewinne im Vergleichszeitraum. Marc Hüsch betont jedoch, dass diese negativen und positiven Trends in Fächern wie Maschinenbau oder Informatik kein plötzliches Phänomen sind, sondern bereits seit mehreren Jahren deutschlandweit beobachtet werden.

 

Für die IG Metall stellt sich die Frage, wie die Hochschulen auf diese Entwicklungen reagieren und was sie aus dem offensichtlichen Erfolg der privaten Institute lernen. Timo Gayer, verantwortlich für die Hochschulpolitik bei der IG Metall, äußert sich auf unsere Anfrage besorgt: "Wir können seit langer Zeit beaobachten, wie erfolgreich private Hochschulen Angebote für beruflich Qualifizierte und Berufstätige entwickeln. Hier haben die etablierten Hochschulen einen erheblichen Nachholbedarf, da ihre Angebote im grundständigen Studium jeher auf "traditionell Studierende" ausgelegt waren. Auch die Versuche der Gewerkschaften, Einfluss auf die Gestaltung der Studieneingangsphasen zu gewinnen, um sie stärker Projektorientiert auszurichten und somit an die Lern- und Erfahrungswelten von Arbeitnehmer*innen anzulehnen, war in der Fläche nicht erfolgreich. Meine aktuelle Sorge ist, dass wir mit sinkenden Studierendenzahlen einen Konkurrenzkampf der Bildungssysteme erleben werden: Akademische gegen berufliche Bildung. Wünschenswert wäre hingegen, den Beruf als einen Ausgangspunkt für akademische Bildungswege zu machen. Wir müssen Chancen auf und Hürden abbauen. Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen sowie deren Eltern müssen von der Last befreit werden, sich frühzeitig für und damit gegen einen anderen Bildungsweg entscheiden zu müssen. Auf gesetzlicher Ebene gibt es diese Flexibilität bereits. So kann man z.B. in Hessen mit einem Berufsabschluss und einem bestandenen Eignungstest, studieren gehen. So richtig gangbar sind die Modelle bisher jedoch leider nur auf dem Papier. Jetzt muss die Praxis nachziehen."

 

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