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DDM2-23

Denk-doch-Mal.de | Ausgabe 02-23

New Work braucht Persönlichkeiten!

12.06.2023 Ι Wie verändern aktuelle Megatrends die Anforderungen an Aus- und Weiterbildung? Vor allem: Welche Aufgaben lässt die "künstliche Intelligenz" uns Beschäftigten übrig?

Wie verändern aktuelle Megatrends die Anforderungen an Aus- und Weiterbildung? Vor allem: Welche Aufgaben lässt die "künstliche Intelligenz" uns Beschäftigten übrig? Unzweifelhaft müssen hierfür vor allem soziale und personale Kompetenzen gestärkt werden. Wir sehen zahlreiche erprobte Ansätze, die mit dem Stichworten Kompetenzen, Schlüsselkompetenzen, Soft Skills, "Vom Ausbilder zum Coach" usw. in Verbindung stehen. Deren Notwendigkeit ist nun keine Projektion in die Zukunft mehr, sondern im besten Bloch'schen Sinne eine "konkrete Utopie": Fachleute in der beruflichen Bildung können den Bedarf spüren, die weitere Entwicklung liegt "auf der Hand".

 

Prof. Dr. Werner Sauer will in seinem Beitrag "Gezielte Entwicklung von Persönlichkeiten?" weg von den Curricula und hin zu individuellen Lernarrangements. Menschen lernen und behalten das Gelernte durch selbst gemachte und mit Emotionen verbundene Erfahrungen. Folglich sollten diese Lerngelegenheiten letztlich auch im Betrieb geschaffen und systematisch gefördert werden. Seine sehr grundlegende Analyse findet heraus: Investitionen in Persönlichkeitsentwicklung sind lohnenswert!

Individuelle Lernbegleitung ist unbestritten der Königsweg bei der Förderung von Persönlichkeitsentwicklung. Seit zehn Jahren geht die Bundesagentur für Arbeit diesen Weg in ihrer internen Weiterbildung. Gelernt wird, was man nicht in externen Lehrgangsangeboten vermitteln kann. Probleme lösen und Lernen gehen Hand in Hand. Wie das funktioniert, zeigt uns Dr. Barbara Burger in ihrem Beitrag "Wo Arbeiten komplexer wird, muss Lernen ganzheitlich sein".

 

Nicolas Schrode beschreibt in seinem Beitrag "Berufsbildung und Persönlichkeitsentwicklung in Zeiten Künstlicher Intelligenz" die Chancen, die sich bieten, wenn Berufsbildung Persönlichkeiten gezielter bilden möchte. Dies ist der Schlüssel für das Bestehen der Facharbeit gegenüber der Brave New World mit der sogenannten künstlichen Intelligenz. Lassen wir also KI die langweiligen Dinge tun, wir sind dann mal kreativ, so malt Nicolas Schrode ein schönes, freieres Bild von der Zukunft, auf die man sich nur freuen kann.

 

Einen ebenfalls optimistischen Blick in die Zukunft wagen Anke Muth, Daniel Friedrich und Jörg Ferrando in ihrem "Diskussionspapier für mehr Persönlichkeitsentwicklung in der Ausbildung!". Hier lassen sie sich von der Hoffnung leiten, dass die auch von Unternehmen kaum noch zu bestreitende Notwendigkeit zu mehr Persönlichkeitsentwicklung zu einer allmählichen Überwindung des Bildungsschismas führen kann. Der Blick über den Betrieb hinaus und in die Verwerfungen und Krisen unserer Zeit lässt erahnen, dass davon auch die demokratische Verfasstheit der Gesellschaft profitieren würde.

 

Prof. Dr. Franz Kaiser warnt in seinem Artikel "Ein kritischer Blick auf Berufsbildung und Persönlichkeitsentwicklung in einer "neuen Arbeitswelt"" davor, das Umfeld zu vergessen, in dem das alles stattzufinden hat. Im Kapitalismus werde Freiheit zum ökonomisch deformierten Zwang zur Selbstoptimierung. Zu viel Offenheit der Bildungsziele führt zu Orientierungslosigkeit in der Frage, was denn das zu Lernende sein soll. Wenn die Werte, an denen wir uns orientieren, nicht die eigenen, sondern lediglich als vorteilhaft empfundene sind, dann funktioniert das Freisein nicht. Es folgen Überforderungen und die Ausweitung von psychischen Krankheiten. Sein Fazit: Nur mündige Bürger stehen für die Demokratie ein. Mündig wird, wer sich dem Diktat der Beschleunigung widersetzt und eine Kultur der Muße entwickelt.

 

Claudia Munz zeigt in ihrem Beitrag "Schule zur Lebensbewältigung - Wie Reparieren die Persönlichkeitsbildung junger Menschen fördert", wie Persönlichkeitsentwicklung in einer Schule aufgegriffen werden kann. Auch hier gilt: ". Persönlichkeitsbildung lässt sich nicht lehren oder vermitteln. Dafür werden Lebens- und Lernsituationen gebraucht, in denen sich die Person handelnd mit Herausforderungen auseinandersetzt und daran neue Einsichten, Fähigkeiten, Werte und Handlungsweisen entwickelt." Die Voraussetzung für den Erfolg: Die Herausforderungen müssen echt sein.

 

"Ausbildung im Betrieb entwickelt die Persönlichkeit" gilt auch im Öffentlichen Dienst, sagt Sibylle Tollkötter im Interview mit Uta Kupfer. Kompromisse einzugehen lernt man zumeist nicht in der Schule, zusammenarbeiten mit Kollegen sowie Eigenverantwortung übernehmen auch nicht. Persönlichkeiten entwickeln sich durch professionelle Interaktion.

 

Als Heftverantwortliche sind wir überzeugt, dass unsere Autorinnen und Autoren ein wichtiges Themenfeld der Debatte zugänglich machen. Wir sind überdies der Auffassung, dass die Kooperationspraxis zwischen Gewerkschaften und Wissenschaft einer ständigen Reflektion und Weiterentwicklung bedarf.

 

Wir hoffen, den Leserinnen und Lesern mit dieser Ausgabe ein attraktives und weiterführendes Angebot zu machen. Gerne nehmen wir / nimmt die Redaktionsgruppe von DENK-doch-MAL Anregungen und Hinweise zum Heft oder einzelnen Beiträgen auf.

 

DENK-doch-MAL ist ein weitgehend ehrenamtliches Portal. Daher möchten wir allen, die zur Realisierung auch dieser Ausgabe beigetragen haben, ganz herzlich Dank sagen.

 

 

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