
Bundesprogramm "Aufbau von Weiterbildungsverbünden"
Erkenntnisse aus dem Bundesprogramm "Aufbau von Weiterbildungsverbünden"
Mit dem Bundesprogramm "Aufbau von Weiterbildungsverbünden" hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) von 2020 bis 2024 eine zentrale Vereinbarung aus der Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) umgesetzt. 53 meist regionale Weiterbildungsverbünde (WBV) hatten zum Ziel, die Weiterbildungsbeteiligung von insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu steigern und regionale Weiterbildungsnetzwerke zu stärken. Dabei haben sie Kompetenz- und Qualifizierungsbedarfe in den Betrieben identifiziert, zu bedarfsgerechten Weiterbildungsmöglichkeiten beraten oder neue Weiterbildungsmaßnahmen entwickelt. Aufsuchende Weiterbildungsberatung in den Betrieben war ihr Ansatz. Ein sozialpartnerschaftliches Koordinierungszentrum - das forum wbv - wurde zur Unterstützung der WBV etabliert. Die IG Metall war in vielfältiger Weise beteiligt: als Beiratsmitglied des forum wbv sowie als Verbundpartner einiger WBV.
Die WBV waren sehr heterogen und hatten unterschiedliche Tätigkeitsschwerpunkte. Um diese Komplexität zu reduzieren hat das forum wbv fünf Typen von Weiterbildungsverbünden identifiziert. Die folgende Tabelle stellt die Charakteristika bzw. die Arbeitsergebnisse (z. B. den Aufbau einer regionalen Weiterbildungsplattform) und die Hauptnetzwerksmitglieder dieser WBV Typen dar.
Neben der Identifizierung verschiedener WBV-Typen konnte das forum wbv feststellen, dass WBV auf Anfrage von Unternehmen vor allem kurze digitale Weiterbildungsmaßnahmen (oft unter einem Tag) entwickelt haben. Da es eher längere, möglichst abschlussbezogene Weiterbildungskurse sind, die die berufliche Handlungsfähigkeit stärken bzw. einen Ansatz darstellen, um der Fachkräftelücke zu begegnen oder Beschäftigung zu sichern, ist es wichtig, dass WBV auch für längere Qualifizierungen beraten. Darauf sollte in Zukunft ein Augenmerk gelegt werden.
Ersichtlich wurde auch, dass bei drei der fünf WBV Typen beide Sozialpartner vorhanden waren: diejenigen, die auf Teilbranchen und Einzelbetriebe fokussiert waren, sowie diejenigen, die auf ihre Verankerung in einer Region abgezielt hatten. In der Praxis konnte beobachtet werden, dass - wenn es um die Einbindung von Gewerkschaften in den WBV ging - viel Luft nach oben war. Auch wurde oft erst im Prozess festgestellt, dass Arbeitnehmervertretungen als Multiplikator:innen für Weiterbildung im Betrieb agieren und das Vertrauen in den WBV fördern können. Wenn Gewerkschaften, Betriebsräte oder Vertrauensleute in die Arbeit der WBV involviert wurden, wurde deutlich, dass die Perspektive und Kompetenzen der Beschäftigten unverzichtbar sind, um die Transformation der Arbeitswelt zu meistern. Bei künftigen Vorhaben sollte es von Anfang an mitgedacht werden.
Schließlich wurde sichtbar, dass neben der Sensibilisierung und Beratung für Weiterbildung, einige WBV Aufgaben der betrieblichen Prozessentwicklung übernommen haben und zudem als sog. Arbeitsmarktdrehscheiben tätig waren (z. B. Vermittlung von Fachkräften zwischen Branchen). Auch hier sollten diese Tätigkeitsfelder der WBV angesichts der einschneidenden Folgen der Transformation, insbesondere in der Industrie, gestärkt werden.
Im Allgemeinen hinterlassen die Weiterbildungsverbünde mit dem Ende der Förderperiode eine Lücke, insbesondere bei der aufsuchenden Weiterbildungsberatung im Betrieb, die eine zeitintensive Expertenaufgabe darstellt.
Die Idee des "regionalen Weiterbildungsverbundes" lebt jedoch weiter, wenn auch leider im kleineren Umfang und ohne die Unterstützung einer übergreifenden koordinierenden Struktur wie das forum wbv:
So werden einige WBV mit neuen Schwerpunkten (z. B. neue Zielgruppen im Betrieb oder neuen Branchen) durch das ESF-Bundesprogramms "Wandel der Arbeit sozialpartnerschaftlich gestalten: Weiterbilden und Gleichstellung fördern" gefördert. In ein bis zwei Fällen werden WBV durch Landesförderungen gegründet bzw. weiterentwickelt. In ein paar Regionen wurden bzw. werden WBV auch über die Arbeitskammer oder die Arbeitsagentur institutionalisiert. Ebenso wurde als Initiative von Unternehmen eine Genossenschaft zur Fortführung der WBV-Tätigkeiten gegründet.
Die Erkenntnisse des forum wbv können bei Neugründungen von Weiterbildungsverbünden bzw. Projektförderungen nützlich sein. Für die Gestaltung der Transformation ist es wichtig, dass qualifizierende Weiterbildung erfolgt und dies unter Einbindung der Beschäftigten.