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Eine neue Lernkultur in Unternehmen

Wir brauchen eine Verbindung von Weiterbildung und Arbeitsgestaltung

11.02.2020 Ι Ein Impuls von Prof. Dr. Fritz Böhle, langjährigem Mitarbeiter des Institutes für Sozialforschung in München. Er bezieht Stellung zu dem Verhältnis von Weiterbildung und Arbeitsgestaltung: "Weiterbildung in der Arbeit und durch Arbeit".

"Wir brauchen eine Verbindung von Weiterbildung und Arbeitsgestaltung, Bildungspolitik und Arbeitspolitik. Die lernförderliche Arbeitsgestaltung ist im Bereich der Bildung ebenso wichtig wie die gesundheitsförderliche Gestaltung von Arbeit im Gesundheitsbereich. Dies gilt nicht nur für die Bewältigung neuer Anforderungen, sondern letztlich auch bereits beim Einstieg in das Berufsleben. Die formale Bildung in Schulen und Hochschulen muss bzw. müsste grundsätzlich durch eine berufsbezogene Weiterbildung und ein Weiterlernen in der Arbeit und durch Arbeit ergänzt werden. Die lernförderliche Gestaltung von Arbeit muss zu einem grundlegenden Bestandteil sowohl der Arbeitspolitik als auch der Bildungspolitik werden. Auf allen Ebenen in Unternehmen ist es wichtig zu erkennen, dass Menschen im Prozess der Arbeit lernen. Management und Führungskräfte sollten dies wahrnehmen und positiv bewerten. Die Arbeitsgestaltung, der Personaleinsatz und die Leistungsbeurteilung müssen dazu beitragen werden, dass beim Arbeiten immer auch die Möglichkeit des Weiterlernens und der Erwerb von Erfahrungswissens möglich ist. Auf dieser Grundlage sind dann ergänzend und unterstützend formelle Weiterbildungsangebote partizipativ zu entwickeln und anzubieten. Um es etwas überspitz auszudrücken: formelle   Bildung   läuft hinsichtlich ihrer praktischen Anwendung ins Leere, wenn sie nicht durch ein unmittelbares Lernen in der Praxis ergänzt sowie auch vorbereitet wird. Beim praktischen Tun wird Wissen nicht nur angewendet, sondern immer auch weiterentwickelt und ergänzt. Und umgekehrt ergeben sich erst durch das Lernen in der Praxis auch Anstöße für die formelle Bildung. Dies gilt ganz besonders im Arbeitsbereich, letztlich aber für alle Lebensbereiche. Die lernförderliche Gestaltung der Arbeit sowie aller Lebensbereiche müsste daher ein Schwerpunkt der Bildungspolitik des Staates, der Länder, der Verbände wie auch der Unternehmen sein. Bisher allerdings wird dies gar nicht als eine besondere Aufgabe der Bildungspolitik gesehen. So werden auch selbst dort, wo eine arbeitsnahe, arbeitsbegleitende und arbeitsintegrierte Weiterbildung gefördert wird, die lernförderliche Gestaltung der Arbeit selbst und die Bedeutung des erfahrungsgeleitenden Lernens in der Arbeit und durch Arbeit ausgeblendet. Dies müsste sich grundlegend ändern."

 

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