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Auswirkungen der Pandemie | Ein Interview mit Joachim Noll

Eine Bewährungsprobe für die Ausbildung

31.03.2020 Ι Ein Interview mit Joachim Noll, Betriebsrat und Ausbildungsleiter der Daimler NFZ Niederlassung in Koblenz und Arbeitnehmer Vizepräsident der Handwerkskammer Koblenz sowie des Deutschen Handwerkskammertages.

 

Lieber Joachim, beschreib doch bitte kurz, welche Auswirkungen ihr zurzeit im eigenen Betrieb spürt durch Corona.

Joachim: Im Moment befinden sich einige Kollegen*innen und die Auszubildenden in der Blockpause. Das heißt, sie bauen Zeitkonten und Resturlaub ab und nehmen zum Teil neuen Urlaub aus diesem Jahr.

 

Wie kommt ihr grade euren Ausbildungsverpflichtungen nach? Welche Lösungen habt ihr gefunden?

Joachim: Im Moment ist keiner im Betrieb. Die Auszubildenden bekommen die Berufsschulzeiten gutgeschrieben, das heißt sie werden als Arbeitszeit erfasst und müssen sich im Selbststudium die Lerninhalte erarbeiten. Der betriebliche Teil der Ausbildung wird nach der Schließung nachgeholt. Für 2-3 Wochen kriegen wir das aufgefangen. Ein Problem würde es werden, falls die Situation länger dauert.

 

Sind die Berufliche Schulen auf euch zugekommen, oder wie ist das gelaufen?

Joachim: Hier in Rheinland-Pfalz sind wir als Betriebe bzw. Ausbilder von den beruflichen Schulen angeschrieben worden. Die Schulen stellen per Mail und über interne Clouds Lernmaterial zur Verfügung. Und wir stellen die Azubis dafür frei.

 

Welche Auswirkungen hat die aktuelle Situation für die rund 550 handwerklichen Bildungsstätten als drittem Lernort in der handwerklichen Ausbildung?

Joachim: Krisenbedingt fallen jetzt ja die Lehrgänge aus, da können Azubis nun nicht die nötigen Zertifikate für die Prüfungen machen. 3-4 ÜLU Wochen kriegen wir als Handwerkskammer nachgeholt, aber für einen längeren Ausfall braucht es eine andere Lösung.

 

Welche Überlegungen gibt es denn grade, um diese Situation zu lösen?

Joachim: Zur Kompensation der durch den krisenbedingten Ausfall der Lehrgänge entstandenen Finanzierungslücke schlagen ich vor, über verlorene Zuschüsse oder Beihilfen nachzudenken. Es muss auch sichergestellt werden, dass die Beschäftigten der Bildungszentren deren Träger öffentlich-rechtliche Handwerkskammern, Innungen oder Kreishandwerkerschaften sind, Anrecht auf den Bezug von Kurzarbeitergeld erhalten.

 

Zur Abfederung vorgenannter und weiterer krisenbedingter Probleme im Bereich der Ausbildung sollte über einen Sonderfond aus Bundesmittel nachgedacht werden. Dies wäre auch ein starkes Signal in Richtung Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung.

 

Warum ist in deinen Augen Kurzarbeit keine Lösung für die Ausbildung in KMU?

Joachim: Da dadurch die benötigte Ausbildungsdauer zur Zulassung zur Abschlussprüfung in Gefahr ist. Hier sind wir noch auf der Suche nach Lösungen. Wichtig ist, dass es bei den Abschlussprüfungen ähnlich wie im Bereich der IHKn eine einheitliche Lösung für das Handwerk gibt. Hierbei müssen sich auch die mit dem Prüfungswesen beliehenen Innungen an Vorgaben der Handwerkskammern halten.

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