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Ist die Berufsbildung krisenfest?
Im Interview steht BIBB-Präsident Esser Rede und Antwort zu aktuellen "systemrelevanten" Fragen und Herausforderungen in der Corona-Krise, von der Diagnose über Risiken und Nebenwirkungen bis hin zur Hoffnung auf baldige Genesung."
(Quelle: foraus.de)
Flankiert werden seine Aussagen mit einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung. Hier die wichtigsten Ergebnisse in Kürze:
(Quelle: foraus.de)
Die Entwicklungen aus bisherigen Krisenjahren machen deutlich, dass ein wirtschaftlicher Einbruch die Bereitstellung an betrieblichen Ausbildungsplätzen in der Regel verringert. Allerdings zeigt sich auch, dass Jugendliche die vergleichsweise schlechteren Ausbildungschancen antizipieren und sich nach Alternativen zu einer dualen Ausbildung umschauen. Diese Ausbildungsalternativen ergeben sich insbesondere für studienberechtigte Jugendliche.
Die mit diesem Papier vorgestellten Szenarien-Analysen zeigen, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 voraussichtlich weniger als 500.000 Neuabschlüsse betragen wird und damit mindestens 25.000 weniger als im Jahr 2019. Je mehr der, voraussichtlich besser qualifizierten, Jugendlichen ihr Ausbildungsinteresse zurücknehmen, desto weniger Ausbildungsverträge werden zustande kommen und desto eher werden auch Besetzungsprobleme für Betriebe wahrscheinlich. Bei einem Rückgang des Wirtschaftswachstums um 7 Prozent und einem gleichzeitigen Rückgang des Nachfragepotenzials könnte die Zahl der Neuabschlüsse unter Berücksichtigung von Schätzunsicherheiten auch auf bis zu 460.000 Verträge fallen. Bei einem Wirtschaftseinbruch im zweistelligen Prozentbereich wird die Zahl der Neuabschlüsse aller Voraussicht nach unter 460.000 Verträgen liegen.
Die Zahl der unvermittelten Bewerber/innen für eine Berufsausbildung könnte bei einem unverminderten Ausbildungsinteresse und bis zu 7 Prozent Wachstumsverlust maximal 89.700 Personen betragen und damit 16.000 mehr als im Jahr 2019. Ziehen die Jugendlichen ihr Ausbildungsinteresse antizipativ zurück, wäre die Zahl der unvermittelten Bewerber/innen um rund 1.200 Personen geringer. Bei einem Wachstumseinbruch von 11,2 Prozent, könnte die Zahl der unvermittelten Bewerber/innen aber auch auf bis zu 97.900 Personen ansteigen.
Weiterführende Branchenanalysen zeigen, dass durch die Corona-Krise vor allem Ausbildungsplätze betroffen sind, die von Personen mit Hauptschulabschluss ergriffen werden und weniger von Studienberechtigten. Dies weist darauf hin, dass die Zahl der unvermittelten Bewerber stärker ansteigen könnte als es sich durch die ökonometrischen Schätzungen ergibt, denn diese Jugendlichen haben weniger Optionen für alternative Ausbildungswege. Es ist deshalb zu hinterfragen, wie die erfolgreiche Suche nach einer betrieblichen Berufsausbildung für Jugendliche ohne und mit Hauptschulabschluss unterstützt werden könnte.
Bei finanziellen Soforthilfen sollten Ausbildungsbemühungen von Betrieben besonders honoriert werden, da sie zu einer notwendigen langfristigen Fachkräftesicherung beitragen. Insbesondere das erste Ausbildungsjahr ist von betrieblicher Seite mit hohen Aufwänden verbunden. Wenn Betriebe aber auch in der Krisenzeit ihr Ausbildungsengagement beibehalten und den Jugendlichen eine langfristige berufliche Perspektive verdeutlichen können, gelingt es auch eher das Ausbildungsinteresse von Jugendlichen aufrechtzuerhalten.