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BIBB-AB_in_Zeiten_v_Corona-2020

Eine Studie des BIBBs

Ausbildung in Zeiten von Corona

22.01.2021 Ι Eine Befragung von Ausbildungsleitungen zeigt, wie sehr und mit welchen Mitteln sich die betriebliche Ausbildung gegen die uswirkungen der Pandemie gestemmt haben. Die Auszubildenden gingen zu großen Teilen weiter in die Betriebe, wenn es möglich war, dort auf die Einhaltung der Abstandsregen zu achten. Auch Homeoffice wurde für die Weiterführung der betrieblichen Ausbildung genutzt, wenn auch seltener.

Insgesamt betrachtet zeigen die Ergebnisse der Betriebsbefragung, dass trotz der massiven Einschränkungen in den Betrieben die Ausbildung grundsätzlich weitergeführt werden konnte. Hier die zentralen Ergebnisse:

 

  • 82 Prozent der Betriebe in den ausgewählten Berufen stellten die Ausbildung so um, dass der Mindestabstand eingehalten werden konnte.
  • Die Übertragung von anderen betrieblichen Tätigkeiten im Rahmen der Ausbildung wurde nur von wenigen Betrieben als geeignetes Mittel gesehen und angewendet. Lediglich im Bereich des Gastgewerbes führten 50 Prozent der Auszubildenden andere Tätigkeiten durch als üblich.

 

(Quelle: BIBB Studie, S. 24)

 

  • In den ausgewählten Berufen nutzten 20 Prozent der Betriebe Homeoffice im Rahmen der Ausbildung.
  • Homeoffice wurde häufiger in Industrie und Handel (43 %) und im öffentlichen Dienst (50 %) genutzt und seltener im Handwerk (12 %) und im Gastgewerbe (16 %).
  • Bei den Betrieben, die Homeoffice im Rahmen der Ausbildung angeboten haben, scheint dies ein probates Mittel zu sein, um die Auszubildenden sinnvoll zu beschäftigen.
  • Homeoffice heißt, dass im Rahmen der Ausbildung zumindest teilweise betriebliche Aufgaben und Arbeiten erledigt oder sich theoretische Inhalte angeeignet werden können. Nur selten können im Homeoffice alle betrieblichen Aufgaben durchgeführt werden.

 

Homeoffice und Anwesenheit im Betrieb nach Betriebsgröße in %

(Quelle: BIBB Studie, S. 17)

 

Möglichkeiten des Homeoffices in %

(Quelle: BIBB Studie, S. 18)

 

Gründe gegen Homeoffice in %

(Quelle: BIBB Studie, S. 19)

 

  • Kurzarbeit und Freistellungen konnten im Zuge der Pandemiemaßnahmen mit Ausnahme des Gastronomiebereichs (35 %)  überwiegend vermieden werden.
  • Zwölf Prozent aller Auszubildenden wurden von den befragten Unternehmen in Kurzarbeit geschickt, acht Prozent wurden freigestellt.

 

(Quelle: BIBB Studie S. 23)

 

  • Im Zeitraum April bis September 2020 nahmen Auszubildende aus lediglich 36 Prozent der Betriebe am regulären Berufsschulunterricht teil.
  • Auszubildende aus weiteren 53 Prozent der Betriebe bekamen Lernmaterialien von den Berufsschulen zur Verfügung gestellt.
  • Auszubildende aus elf Prozent der Betriebe sind weder in die Berufsschule gegangen noch haben sie Lernmaterialien erhalten. Diese gelten hinsichtlich des berufsschulischen Lernens als nicht versorgt.

 

  • Lediglich ungefähr ein Drittel der Ausbildungsbetriebe in den ausgewählten Berufen setzte mobile Endgeräte oder Telefon- und Videokonferenzsysteme ein, um den Auszubildenden das Lernen auf Distanz zu ermöglichen, oder planten dies.
  • Digitale Medien (beispielsweise Apps und Lernprogramme oder die Recherche im Internet) setzte etwas mehr als die Hälfte der Betriebe ein.
  • Insbesondere im Handwerk und im Bereich des Gastgewerbes wurden keine digitalen Formen des Lernens eingesetzt.
  • In Industrie und Handel sowie im öffentlichen Dienst wurden digitale Endgeräte und Medien vergleichsweise häufig genutzt (s.u.).

(Quelle: BIBB Studie, S. 25)

 

  • 81 Prozent der Ausbildungsbetriebe in den ausgewählten Berufen stellen zukünftig im gleichen Umfang ein wie bisher.
  • Sieben Prozent der Betriebe planen, weniger Auszubildende einzustellen.
  • Zwölf Prozent der Betriebe planen demgegenüber, mehr auszubilden als vor der Pandemie.

 

(Quelle: BIBB Studie, S. 30)

Ob diese Einschätzung der betrieblich Verantwortlichen Realität wird, bleibt abzuwarten. Die Finanzkrise 2008/2009 hat bereits gezeigt, dass eine einmal erfolgte Abkehr vom dualen Ausbildungssystem nur unter größten Anstrengungen wieder umzukehren ist.

  • Im Handwerk (14 %) und im Bereich von Industrie und Handel (11 %) meldeten die Betriebe zurück, dass sie befürchten, Auszubildende nach der Ausbildung nicht übernehmen zu können.
  • Im öffentlichen Dienst sollen nahezu alle Auszubildenden übernommen werden.
  • Im Gastgewerbe können fast 30 Prozent der ursprünglich geplanten Übernahmen von Auszubildenden wahrscheinlich nicht realisiert werden.

 

 

Die Autoren der Studie komm zu folgenden Handlungsempfehlungen für die Zukunft:

  • Homeoffice ist ein angemessenes Mittel, um Ausbildung weiterzuführen, wenn Lernen und Arbeiten vor Ort im Betrieb nicht möglich ist.
  • Ausbildungsbetriebe müssen für die Ausbildung im Homeoffice sensibilisiert und unterstützt werden.
  • Es müssen didaktische Homeoffice-Konzepte entwickelt werden, wie Lernen und Arbeiten erfolgreich auf Distanz ermöglicht werden kann.
  • Für das Lernen und Arbeiten im Homeoffice sollte auf den Nutzen von mobilen Endgeräten, digitalen Medien und Telefon- und Videokonferenzsystemen für die Ausbildung im Homeoffice hingewiesen werden.
  • Um Kurzarbeit und Freistellungen in Zeiten einer Pandemie gänzlich zu vermeiden, müssten sich die Betriebe gegenüber dem Lernen und Arbeiten auf Distanz noch stärker öffnen und entsprechende Konzepte anwenden.

(Quelle: BIBB Studie, S. 7)

 

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