Kunsthandwerkliches Talent | Metallzeitung April 2020
Mit Punze und Ziselierhammer
Es geht um Präzision und Feinarbeit beim Umgang mit feinsten Hämmern und Meißeln. Wer eine künstlerische Ader hat und gern individuell mit Metall arbeitet, für den ist dieser Beruf eine gute Wahl: Metallbildner in der Fachrichtung Ziseliertechnik. Sie gestalten und bearbeiten Metalloberflächen und fertigen Reliefs, Ornamente, Skulpturen oder Schriften.
Beim Ziselieren werden gegossene Gegenstände nachbearbeitet, die auf Grundlage einer Zeichnung vom Wachsmodell einer Plastik geformt wurden. Danach kommt ein Wachsabdruck und am Ende das Gießen eines Gegenstands in Bronze und Aluminium. Nach dem Guss fängt die eigentliche Handwerksarbeit an: das Schleifen, Fräsen, Ziselieren und Polieren.
Einer, der diesen Beruf erlernt hat, ist Miguel Fernandes aus Geislingen. Der 20-Jährige mit portugiesischen Wurzeln hatte schon als Kind Spaß am Zeichnen. Durch die Mittlere Reife mit dem Schwerpunkt Metalltechnik war Miguel gut gerüstet für die Ausbildung bei der Kunstgießerei Strassacker in Süßen. In den tarifgebundenen Betrieb hatte Miguel schon während eines Schulpraktikums reingeschnuppert.
Das Unternehmen in Baden-Württemberg beschäftigt rund 300 Menschen und hat eine lange Ausbildungserfahrung im Beruf des Ziseleurs. Hier werden Skulpturen für den privaten und öffentlichen Bereich hergestellt, oft nach dem Entwurf von bekannten Künstlern. Häufig sind es Unikate oder Gegenstände in limitierter Auflage, die hier in liebevoller Handarbeit entstehen. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Werkzeuge sind Punzen, Hammer und Meißel. Vom französischen Wort »ciseau« für Meißel hat der Beruf seine Bezeichnung. Traditionell werden die Werkzeuge während der Ausbildung selbst angefertigt. Miguel hat die Werkzeuge, die er benutzt, selbst geschmiedet und gefeilt. »Der Hammer besteht aus dem extrem festen und stabilen Akazienholz und wurde genau auf meine Hand angepasst«, sagt Miguel stolz. Seine Werkzeuge gibt es nicht im Internet zu kaufen. Im Idealfall halten sie ein ganzes Berufsleben lang. Pro Lehrjahr absolviert ein Auszubildender zweimal sechs Wochen Blockunterricht in der Goldschmiedeschule in Pforzheim. Mit seinem Gesellenstück, einer Wolfsmaske in Bronze, die der Metaller in genau 80 Arbeitsstunden fertigte, beeindruckte Miguel nicht nur seine Ausbilder. Miguel empfahl sich auch für den Bundeswettbewerb, den er vergangenes Jahr als Bester seines Fachs in Deutschland absolvierte.
Was Miguel am meisten an seinem Beruf gefällt, ist die Verbindung von Kunst und Metall. »Ich kann meiner Kreativität freien Lauf lassen.« Ausgebildete Metallbildner der Fachrichtung Ziseliertechnik können sich in verschiedene Richtungen weiterbilden, etwa zum Meister, Techniker oder Betriebswirt.
(Quelle: metallzeitung | von Martina Helmerich)